23. Mai 2000 Welt-Schildkröten-Tag
Die Schildkröte hat es geschafft länger als 220 Millionen Jahre auf unserem Planeten zu überleben. Eine Erfolgsgeschichte, die zu beenden nur dem Menschen gelingen kann. Autor: Frank Halbach
23. Mai
Dienstag, 23. Mai 2017
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Petra Herrmann
Der blaue Planet Erde dreht sich im All. Die Welt ist ein Berg. Der Name des Berges: Meru. Die Götter haben ihn in Drehung versetzt und so den Milchozean gequirlt, und so entstanden weitere Götter, die Sonne, der Mond, die Sterne… Worauf aber ruht der Weltenberg? Nun, er lastet auf dem Rücken einer Schildkröte, die Kurma heißt.
Auf dem Rücken der Schildkröte
So berichten zahlreiche asiatische Mythen. Das ist natürlich Unsinn. Der Fantasy-Schriftsteller Terry Pratchett erzählt den Mythos in seinem Scheibenwelt-Zyklus viel genauer: Die Welt wird nämlich von vier Elefanten getragen! Und die Elefanten? Nun, die stehen auf dem Rücken der Sternen-Schildkröte Great A'Tuin, die durch das Universum schwimmt.
Viele Indianerstämme erzählen eine etwas andere Geschichte: die Erde wurde durch eine gigantische Schildkröte aus dem Wasser gezogen. Erst danach sorgten andere Götter für die Besiedelung der Welt.
Und im chinesischen Schöpfungsmythos greift die Göttin Nüwa zu radikalen Mitteln: sie schneidet einer Schildkröte die Beine ab und formt daraus vier Säulen: Die vier Himmelsrichtungen. In China gilt die Schildkröte seither als Symbol des Universums. Die Schildkröte ist alt und stark - langsam aber geduldig. Sie ist weltbewegend. Und deshalb feiern wir heute den Welt-Schildkrötentag…
Über den Tellerrand hinausblicken
Ach so, ja genau. Welt-Schildkröten-Tag. Es geht heute gar nicht um die Welt-Schildkröte, die seit etwa 4,6 Milliarden Jahren durch die kosmische Ursuppe schwimmt. Sondern leider um die gefährdete Ordnung der Schildkröte an sich. Und statt in der Ursuppe schwimmt die Schildkröte nur in unserer Suppe – typisch für die Gattung Mensch, dem es allzu oft nicht gelingt, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Daher sind etliche Schildkrötenarten bereits ausgestorben:
Ihr Panzer mag sie gut gegen tierische Feinde schützen, aber der Mensch jagt sie wegen ihres Fleisches, mancherorts gelten ihre Eier als Delikatesse und sie landet als Beifang in Fischernetzen - von der zunehmenden Verschmutzung der Meere ganz zu schweigen.
Um auf die Gefährdung des Artenbestandes hinzuweisen hat die American Tortoise Rescue am 22. Mai 2000 den Weltschildkrötentag initiiert.
Ein Welt-Schildkröten-Tag, …das wäre ja auch zu lächerlich. Wir erklären die Welt, und warum sie sich dreht, heutzutage schließlich wissenschaftlich, physikalisch… Selbst der weltberühmte Astrophysiker Stephen Hawking beginnt seine "Kurze Geschichte der Zeit" damit, dass er vom Vortrag eines namhaften Wissenschaftlers erzählt, der schildert, wie sich die Erde um die Sonne dreht, und dann meldet sich eine kleine alte Dame zu Wort: "Was Sie uns da erzählt haben, stimmt alles nicht. In Wirklichkeit ist die Welt eine flache Scheibe, die von einer Riesenschildkröte auf dem Rücken getragen wird." Und der Wissenschaftler antwortet mit überlegenem Lächeln: "Ha, und worauf steht die Schildkröte?" - Eben, sehen Sie, das wird nichts mit dem Welt-Schildkröten-Tag…
Was die Dame geantwortet hat, wollen Sie wissen?
"Sehr schlau, junger Mann", parierte die alte Dame. "Ich werd's Ihnen sagen: Da stehen lauter Schildkröten aufeinander."