27. September 1998 "alpha centauri" geht auf Sendung
Ferne Galaxien, Sterngeburten, Wurmlöcher – Astrophysiker Harald Lesch erklärt das All so, dass mancher direkt den nächsten Flug hinaus antreten möchte – wenn er ausgeschlafen hat, denn die Sendung "alpha centauri" auf BR alpha, später ARD alpha, ist etwas für Nachteulen. Autorin: Birgit Magiera
27. September
Mittwoch, 27. September 2023
Autor(in): Birgit Magiera
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Die Nacht gehört dem Schlaf. Wer nachts nicht schläft, - sagen wir so zwischen ein und fünf Uhr morgens -, hat dafür meist einen Grund. Die Glücklicheren unter den Schlaflosen sind die Partygänger und Nachtschwärmerinnen. Die weniger Glücklichen tauschen zum Beispiel den Nachtschlaf gegen Geld, arbeiten unter Neonröhren in Krankenhäusern oder Fabrikhallen, während der Rest der Welt dem nächsten Tag entgegenruht. Irgendwann ist dann Schluss – letzte Runde an der Bar, Schichtwechsel auf dem Stationsflur oder an der Maschine – ab nachhause. Nur – sofort schlafen geht oft nicht. Findet sich noch etwas Essbares im Kühlschrank?
Nach Partyende kommt der Weltraum-Professor im Nachtprogramm
Wo ist die Fernbedienung vom Fernseher? Und da ist er, auf dem Bildschirm, der König der Nacht. Der Weltraum-Professor. Herr über Exoplaneten und Gravitationswellen, Erklärer des Universums: Harald Lesch.
Am 27. September 1998 wurde die Sendung "alpha centauri" zum ersten Mal ausgestrahlt. Und man darf ernsthaft fragen: was haben all die Schichtheimkehrer und Nachtschwärmerinnen davor morgens um drei oder vier im Fernsehen angeschaut? Bevor Professor Lesch um diese Zeit im Bildungskanal ARD alpha – damals noch BR alpha – seine Geschichten über das Weltall erzählt hat?
Harald Lesch – der perfekte Lehrer, auch optisch.
Geschichten von roten Riesen und weißen Zwergen, von Sternenhaufen und Sonnenflecken. Eine Folge immer knapp 15 Minuten lang und auf dem Bildschirm nur dieser freundliche Mann mit Brille, Bart und Halbglatze, mal in brauner Kord – mal in beiger Bundfaltenhose, dazu das Kurzarmhemd, manchmal auch ein Pullover drüber.
Die Kulisse im Fernsehstudio? - einem Klassenzimmer von früher nachempfunden mit grüner Tafel, Schwamm und Kreide. Harald Lesch sitzt auf der Kante eines Schreibpultes, wie das die lässigen Lehrer in der Oberstufe immer tun, oder auch die, die lässig wirken wollen: einen Fuß auf dem Stuhl davor und den Ellbogen aufs Knie gestützt, ernster Blick in die Kamera.
Gestenreich und voller Leidenschaft erörtert der wohl bekannteste deutsche Astrophysiker, wie das war mit dem Urknall. Es geht um Quantenschaum und Universen, die sich wie Seifenblasen aus diesem Quantenschaum bilden und wieder zerplatzen. Und auf dem Sofa vor dem Bildschirm sitzt ein Mensch, der eigentlich jetzt, weit nach Mitternacht, nicht mehr denken will, nur runterkommen und sich dann doch anstecken lässt von der Begeisterung dieses Geschichtenerzählers, der den Big Bang mit Erbsensuppe vergleicht; und alles klingt so einleuchtend und klar. In über 200 Folgen und fast zehn Jahre lang hat Harald Lesch den Menschen das Weltall erklärt.
Hat von den Ringen des Saturn, von dunkler Energie und Wurmlöchern so anschaulich erzählt, dass manch einer extra für "alpha centauri" wach geblieben oder aufgestanden ist. Dabei wurde die Sendung auch tagsüber ausgestrahlt, die letzte Folge Ende Januar 2007. Im Nachtprogramm von ARD alpha läuft sie in Endlos-Wiederholung. Und so erzählt Harald Lesch auch weiterhin den Spät-Heimkehrern von den rätselhaften Schönheiten des Universums.