Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. März 1951 Zentralkomitee der SED tagt zu Kunst und Kultur

Auf dem 5. Plenum des Zentralkomitees der SED beschlossen die Kulturpolitiker der jungen DDR, dass die Künstler des Landes den Prinzipien des Sozialistischen Realismus nach stalinistischem Muster zu folgen hatten. Mit der Freiheit der Kunst war es vorbei. Schlupflöcher jedoch fanden sich. Autorin: Brigitte Kohn

Stand: 17.03.2025

17.03.1951: Zentralkomitee der SED tagt zu Kunst und Kultur

17 März

Montag, 17. März 2025

Autor(in): Brigitte Kohn

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die ersten beiden Nachkriegsjahre unter alliierter Besatzung waren hart in Deutschland. Viele Menschen hungerten und froren in den kalten Wintern. Trotzdem war die Kulturlandschaft erstaunlich lebendig. Neue Kleinkunstbühnen und Jazzgruppen formierten sich in den Kellern unterhalb der Trümmerlandschaften, die großen Theater und Museen in den Städten machten so schnell wie möglich wieder auf. Die vier Besatzungsmächte förderten dies, um den Antifaschismus in der Bevölkerung zu verankern. Künstler und Intellektuelle kehrten aus dem Exil zurück und forderten Freiheit der Kunst, Rettung des humanistischen Erbes, eine streitbare Demokratie, ein engagiertes Christentum und einen menschenfreundlichen Sozialismus. Auch die Sowjets ließen den Ostdeutschen noch Spielräume.

Kunstlinie - und zwar die einzige

Mit dem Beginn des Kalten Krieges und erst recht mit der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 verhärteten sich die Fronten zwischen Ost und West, und die Sowjets zogen die Zügel an. Mit Erfolg. Am 17. März 1951 stellte das 5. Plenum des Zentralkomitees der SED nach zweitägiger Beratung unmissverständlich klar, dass sich die junge DDR auch in Sachen Kunst und Kultur der sowjetischen Linie ganz und gar anschließen würde.

Für Kulturschaffende galten nun die Prinzipien des Sozialistischen Realismus nach stalinistischem Muster. Darunter verstand man weniger die unvollkommene Gegenwart als vielmehr die "Realität der revolutionären Entwicklung", die nach marxistischer Lehre mit Naturnotwendigkeit auf eine befreite Menschheit zusteuern würde. Die Kunst sollte diesem Ziel dienen und dabei möglichst viel Optimismus verbreiten.

Bald grüßte das gemalte werktätige Volk in vielen Farben und Formen von Innen- und Außenwänden und wirkte dabei stets hochmotiviert, restlos zufrieden und zuversichtlich. In Ungnade fielen die Formalisten. Unter dem Stichwort "Formalismus" fassten die SED-Kulturpolitiker all jene Kunstströmungen zusammen, die mit Form, Farbe, Material, Sprache und Ausdruck experimentierten und zur Abstraktion neigten. Das Schwerverständliche und Uneindeutige lehnte man rigoros ab; es galt als Ausfluss westlicher Dekadenz und imperialistischen Wertezerfalls.

Staatliche Kultur

Nachdem die Marschrichtung feststand, machte die SED sehr viel Geld für den Kulturbetrieb locker. In der DDR gab es, bezogen auf Fläche und Einwohnerzahl, viel mehr Theater und Orchester als in der Bundesrepublik. Sie waren hoch subventioniert, der Eintritt preisgünstig, und viele DDR-Bürger schätzten das. 

Es war ja nicht alles reine Propaganda. Die Filmkunst war bemerkenswert, klassische Musik und klassische Literatur sollten das nationale Erbe betonen und standen in hohem Ansehen. Das Gewandhausorchester und der Thomanerchor in Leipzig und Bertolt Brechts Berliner Ensemble genossen internationalen Ruhm. Viele Kulturschaffende nahmen sich, geschützt durch ihre Reputation im Westen, Freiräume heraus, viele resignierten im Laufe der Jahre und reisten in den Westen aus. Junge Leute ohne bekannten Namen mussten ihre Rebellion allerdings nicht selten im Zuchthaus büßen. Auch das darf nicht vergessen werden. 


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