29. Oktober 1959 Die erste Asterix-Folge erscheint
Ganz Gallien war um 50 vor Christus von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein, dachten sich René Goscinny und Albert Uderzo und erfanden den ewigen Widerstand gegen den großen Julius Cäsar und zwei legendäre Helden: Asterix und Obelix, die erfolgreichste französische Comicserie - satirischer Klamauk. Autorin: Brigitte Kohn
29. Oktober
Dienstag, 29. Oktober 2024
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Krista Posch
Redaktion: Frank Halbach
Der gallische Krieger Asterix kam an einem Hochsommertag im Jahre 1959 zur Welt. Die Sonne prallte draußen vom Himmel, doch an das genaue Datum konnten sich der Zeichner Albert Uderzo und der Texter René Goscinny später nicht erinnern. Es gab keinen Grund, es im Kalender anzustreichen, denn alles war wie immer, reine Routine. Die beiden Comic-Künstler, die schon einige Comic-Helden gemeinsam entwickelt hatten, saßen in Uderzos Wohnzimmer, versehen mit Anisschnaps und Zigaretten, und dachten nach.
Gallische Comics gesucht
Denn am 29. Oktober 1959 sollte ein neues Jugendmagazin mit Namen Pilote erscheinen. Dafür hatte die Redaktion einen französischen Comic-Helden in Auftrag gegeben. Obwohl die europäische Comic-Szene damals ausgesprochen amerikanisch geprägt war, durch Walt Disney, Mickey Mouse und so weiter, wollte man bei Pilote Eigenständigkeit beweisen und französische Kultur vermitteln: nicht nur, aber auch durch Comics.
Uderzo fand das zündende Stichwort: Gallien. Und dann flogen die Assoziationen zwischen den beiden Künstlern hin und her wie Ping-Pong-Bälle. Ein gallischer Krieger. Ein kleines gallisches Dorf im permanenten Widerstand gegen Julius Cäsar und Rom. Ein Dorf mit einem Druiden, der Zaubertrank aus Misteln brauen kann. Nach einer Viertelstunde war die Szenerie komplett. Goscinny setzte sich an seine Schreibmaschine, und Uderzo zückte den Zeichenstift.
Auf dem Papier entstand der blitzgescheite Asterix, eigentlich ein Anti-Held, in Größe und Farbgebung der allseits bekannten Mickey Mouse nicht ganz unähnlich.
Nach ein paar Wortwechseln erblickte auch Freund Obelix das Licht der Welt, ein Hinkelsteinfabrikant mit schlichtem Gemüt.
Dass Obelix als Kind in den Zaubertrank gefallen ist, hat sich inzwischen herumgesprochen bis in den letzten Winkel der Erde. Asterix hat den Rahmen der Zeitschrift Pilote schnell gesprengt, machte sich selbstständig und wurde weltweit Kult.
Kult und Legende
Warum eigentlich, fragen sich die Gelehrten. Asterix spiegele das politische Temperament der Franzosen wider, so lautet eine These. Darüber hinaus sind Asterix und Obelix aber auch sehr international unterwegs, lernen die lauwarme Cervisia der Briten, die schweizerische Käsefondue und die ägyptische Sphinx kennen. Das Andere und Fremde wird ebenso vergnügt auf die Schippe genommen wie das Eigene. Nur die uniformierten und gepanzerten Römer, die globale Großmacht jener Tage, stehen permanent dumm da. Sofern sie nicht von den Galliern durch die Luft gewirbelt werden, bis sich die normalerweise hocheffizienten Schlachtordnungen als chaotischer und demolierter Haufen am Boden wiederfinden.
Und am Ende jedes Abenteuers sind die Gallier wieder daheim und feiern ein Fest. Obelix schlägt seine Zähne maßlos wie immer in seinen Wildschweinbraten, und der Barde Troubadix, eine musikalische Minderbegabung, liegt gefesselt und geknebelt abseits, damit er nicht singen kann. Trotzdem gehört er dazu, so wie sie alle dazugehören. Man kennt sich im kleinen gallischen Dorf, man ist sich vertraut, man schlägt sich und verträgt sich. Und das ist und bleibt - irgendwie herzerwärmend.