3. Mai 2000 Erste GPS-Schnitzeljagd eröffnet, Geocaching
Schnitzeljagd mit Zettel oder Kreidemarkierung auf dem Boden war sehr weit gestern. Der moderne Suchende zückt das GPS-Gerät, um den nächsten Geocache zu tun. Autorin: Yvonne Maier
03. Mai
Donnerstag, 03. Mai 2018
Autor(in): Yvonne Maier
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Heutzutage hat so ziemlich jeder einen GPS-Empfänger. Mindestens im Smartphone. Oder im Auto oder im Navigator für Radtouren. Tolles Ding, so ein GPS-Empfänger. Man kann seine Position auf der Erde mit einer Genauigkeit von rund einem Meter bestimmen.
Das war nicht immer so. Denn das GPS-System ist eigentlich ein militärisches. Ein US-militärisches. Die Regierung hatte einen Störsender am Laufen, der das GPS-Signal für alle, außer das US-Militär, ungenau machte. Man konnte seine Position nur auf hundert Meter bestimmen. Blöd für eine Schnitzeljagd. Darum hätte der ehemalige US-Präsident Bill Clinton wohl die goldene Ehrennadel der Geocacher verdient, wenn es sie gäbe.
Clinton schafft Präzision
Denn er hat im Jahr 2000 den Störsender ausgemacht und das Zeitalter der modernen Schnitzeljagd erst möglich gemacht. Perfekt für Dave Ulmer aus der Nähe von Portland. Kurzerhand machte er sich am 3. Mai 2000 auf den Weg. Mit dabei: ein schwarzer Eimer aus Plastik. In dem lagen CDs, eine Videokassette, eine Dollarnote, ein Buch, eine Steinschleuder und eine Dose Konserven. All das legte er ab an den GPS-Koordinaten: 45 Grad 17 Minuten 27,6 Sekunden Nord und 122 Grad, 24 Minuten und 48 Sekunden West. Veröffentlich hat Dave Ulmer das in einer Newsgroup - und kaum einen Tag später wurde der sogenannte Stash - das Geheimversteck - auch schon gefunden.
Die Jagd ist eröffnet
Die Schnitzeljagd 2.0 war geboren. Fehlte nur noch eine Webseite, auf der alle Koordinaten zukünftig erfasst werden konnten - und seit Ende Mai 2000 hieß der Stash auch nicht mehr Stash, sondern Geocache - eine Kombination aus dem griechischen Wort für Erde - geo - und dem englischen Word cache für geheimes Lager.
Heute gibt es über 3 Millionen Geocaches weltweit - fast überall, nur nicht in Nordkorea und Somalia, dafür aber auch auf der Internationalen Raumstation. Geocaches können sehr klein sein, nur eine kleine Box mit einem Zettel, auf dem man dokumentiert, dass man ihn gefunden hat. Andere sind nur bei Nacht zu sehen - zum Beispiel als Reflektoren an einem Baum, den man mit einer Taschenlampe anleuchten muss. Manche findet man einfach so - über die Koordinaten - bei anderen muss man erst ein Rätsel lösen, oder zwei oder drei. Wenn ein Geocache mit Gegenständen gefüllt ist, darf man sich einen davon herausnehmen und tauscht ihn gegen einen eigenen aus - auch das muss dokumentiert werden. Manche solcher Gegenstände wandern dann über die ganze Welt, oft ist das sogar das Ziel des Spiels: Transportiert den sogenannten Trackable von Paris nach Timbuktu. Oder wohin auch immer. Es ist eine spielerische Gemeinde, die der Geocacher. Nicht immer versteht der Rest der Welt, was sie tun. Manche finden sie verdächtig, wie sie durch ein Wohngebiet wandern und Ausschau halten. Andere machen sich Sorgen, dass sie in ein Naturschutzgebiet wie ein Moor oder Auenwälder hineintraben und wertvolle Pflanzen zertreten oder Tiere verscheuchen könnten. Oder womöglich versehentlich in ein militärisches Sperrgebiet hineingeraten. Zum Glück war das Bill Clinton nicht klar, als er den Störsender ausgeschaltet hat.