5. April 1908 Erstes Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft
Der Fußball steckte noch in den Kinderschuhen in Deutschland, als es zur allerersten Begegnung in der Länderspielgeschichte der deutschen Nationalmannschaft kam. Gegner war die Schweiz. Einen Bundestrainer gab es noch nicht, und die Spieler erfuhren ihre Nominierung aus der Zeitung. Autor: Thomas Grasberger
05. April
Freitag, 05. April 2024
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Redaktion: Frank Halbach
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Dieses geflügelte Wort gilt in fast allen Lebenslagen. Das erste Mal ist eben immer etwas Besonderes! Wobei es nicht zwangsläufig besonders schön oder besonders erfolgreich sein muss. Es kann auch mal besonders schlecht laufen, quasi wie verhext - also eine Art anfänglicher Zauberschaden. Was aber meist nicht weiter ins Gewicht fällt, denn man wird sich später trotzdem gern an das Debüt erinnern.
Jedem Anfang ...
Zum Beispiel an das erste offizielle Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft der Männer. Es fand an einem Sonntag statt, am 5. April 1908. Um es vorwegzunehmen, die Partie endete mit einer Niederlage. Im Stadion von Basel verlor die deutsche Auswahl mit drei zu fünf Toren gegen die Schweiz. So weit, so schlecht, für die junge Truppe mit dem Adler auf der Brust. Das eigentlich Bemerkenswerte an der Begegnung aber war, dass sie überhaupt stattfinden konnte. Denn die Verantwortlichen des Deutschen Fußballbundes DFB hatten im Vorfeld heftig darüber gestritten, welche Spieler bei der Länderspielpremiere auflaufen sollten. Einen Reichstrainer gab es noch nicht, das Amt wurde erst 1926 erfunden. Also mussten die Sportfunktionäre entscheiden. Sie einigten sich schließlich auf ein Proporzverfahren. Der Berliner Verband durfte den Torwart nominieren, die Abwehrreihe kam aus Mitteldeutschland, und nahezu der komplette Sturm war süddeutsch. Es war sicher nicht das denkbar stärkste Team, und zusammengespielt hatten die jungen Männer auch noch nie. Trotzdem waren alle heilfroh, überhaupt angekommen zu sein. Von ihrer Nominierung hatten die Nationalspieler nur aus der Zeitung erfahren, Näheres wurde erst kurz vor Abfahrt mitgeteilt, die Ticketübergabe erfolgte im Laufschritt am Bahnsteig.
Über-organisiert war dieses erste deutsche Länderspiel also wirklich nicht, und auch für Nebensächlichkeiten wie ein Abschlusstraining oder eine Spielerbesprechung fand man keine Zeit.
Erstmals: Tor für Deutschland
Stattdessen luden die Schweizer ihre deutschen Gäste am Spieltag zum Zoobesuch und auf ein Bier ein. Um 15.10 Uhr dann, mit leichter Verspätung, pfiff der englische Schiedsrichter, der im Straßenanzug und mit Zylinder seines Amtes waltete, das erste deutsche Länderspiel an. Für die Schweizer war´s immerhin schon das dritte, die beiden ersten hatten sie gegen Frankreich verloren. Und auch diesmal sah es nach sechs Minuten wieder schlecht aus für die Eidgenossen. Der 19-jährige Frankfurter Gymnasiast Fritz Becker, der ein pfeilschneller 100-Meter-Staffelläufer war, verwandelte einen Abpraller des Schweizer Keepers. Zum ersten Mal in der Fußballgeschichte war also der Ruf "Tor für Deutschland" zu vernehmen. Am Ende aber ging das Spiel, das unter Hagel und Dauerregen zur Rutschpartie wurde, klar verloren. Die Adler waren unsanft im Schlamm von Basel gelandet. Auch die nächsten drei Partien wurden krachend verloren. Im Jahr darauf jedoch ging´s erneut gegen die Schweiz. Und wieder war´s ein Anfang, dem ein Zauber innewohnte. Diesmal ein strahlender! Das 1-0 war der erste Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft.