Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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4. März 1916 Franz Marc im Ersten Weltkrieg gefallen

"Wie blöd die Kollegen in München vor diesen Bildern standen" - erinnert sich Maria, die spätere Frau von Franz Marc. Mit gelben Kühen und blauen Pferden verstörte ihr Franz die Betrachter. Dass er damit Kunstgeschichte schreiben würde, erlebte er selbst nicht mehr. Am 4. März 1916 ist er gefallen.

Stand: 04.03.2010 | Archiv

4. März 1916: Franz Marc im Ersten Weltkrieg gefallen

04 März

Donnerstag, 04. März 2010

Autorin: Isabella Arcucci

Redaktion: Thomas Morawetz

Maria hat sich durchgesetzt. Die spießigen Eltern in Berlin sollen sich grämen wie sie wollen. Maria Franck ist jetzt Kunststudentin in München!

München - im Jahr 1905: eine leuchtende Stadt, in der Künstler und Propheten sich berauschen lassen vom Voralpenföhn. Maria mittendrin. Neugierig blickt sie sich in dem Atelier in der Kaulbachstraße um. Sie weicht den Blicken von Franz aus. Maria hat Angst, sich in diesen braunen Augen zu verlieren. Sie kann nicht glauben, dass der attraktive junge Mann sich in sie verliebt hat. Ausgerechnet in sie! das dickliche, unsichere Mädchen aus Berlin.

Eine Gruppe Schafe in Wachs modelliert fesselt sie. "Welche Empfindung war in den liegenden Tieren" wird sie sich später erinnern. Maria erkennt: In Franz steckt ein großer Künstler. Aber noch ist es ein langer Weg, bis aus dem Sohn des Malers Wilhelm Marc der berühmte Franz Marc wird.

Maria tröstet den Freund über manche Krise. Doch Franz Marcs Herz ist groß und hat leider Platz für mehrere Frauen. Das ist also das Bohemeleben vor dem die Eltern sie gewarnt hatten! Während Maria Seelenqualen leidet, ringt Marc mit dem Motiv seines Lebens: Tiere. Die Menschen empfindet er als hässlich, das Tier scheint ihm rein und unverdorben. Marc sieht in jeder Pflanze und in jedem Tier göttlichen Charakter.

Den Sommer 1908 verbringt er mit Maria in Lenggries und malt herrlich lichte Bilder von Pferden und Bäumen. Maria erinnert sich: "Wie blöd die Kollegen in München vor diesen Bildern standen (...) sie wussten nichts, aber auch gar nichts damit anzufangen." Unbeirrt sucht Marc nach abstrakteren Formen und findet zu seiner eigenen Farbsprache: "Blau ist für ihn das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot die Materie, brutal und schwer..."

Marc will mit seinen kraftvollen gelben Kühen und blauen Pferden das Animalische und Mystische der Natur ausdrücken.
Er beschreibt seinen Arbeitsprozess als ein Einfühlen "in das Zittern und Rinnen des Blutes in der Natur, in den Bäumen, in den Tieren ..." Kandinsky, der Marc 1911 kennenlernt, sagt über seinen Freund: "Marc hatte (...) direkte Beziehung zur Natur, wie ein Bergbewohner oder gar wie ein Tier."

Mit Kandinsky, Münter und Macke diskutiert Marc über Theosophie und den Duft und Klang von Farben. Eine Ausstellung und ein dazugehöriges Buch müssen her! Kandinsky erinnert sich später augenzwinkernd wie es zu dem Titel kam. "Den Namen der „Blaue Reiter" erfanden wir am Kaffeetisch (...) Beide liebten wir Blau, Marc Pferde, ich Reiter. So kam der Name von selbst. Und der märchenhafte Kaffee von Frau Maria Marc mundete uns noch besser."

Ja, "Frau Marc". Maria Marc, geborene Franck, hat sich durchgesetzt. Gegen alle Rivalinnen, gegen die Eltern - und die eigene Angst. Ein Bild von ihr hat es sogar in den zweiten Katalog des "Blauen Reiter" geschafft. Kandinskys Naserümpfen zum Trotz.

In seinem Garten in Ried widmet sich das Ehepaar Marc seiner Arbeit. Franz an der Staffelei ganz in die Natur versunken. Neben ihm Maria und ein zahmes Reh. Das ist also das Bohemeleben vor dem die Eltern gewarnt hatten. Franz und Maria genießen den Frühsommer 1914. Die letzte gemeinsame Idylle.

Der Erste Weltkrieg tilgt alle Farbendüfte und -klänge, hinterlässt ein graues Schlachtfeld. Am 4. März 1916 stürzt Franz Marc, der blaue Reiter, von Granatsplittern tödlich getroffen vom Pferd. Er war 36 Jahre alt.

Zurück bleiben Maria - und einige der schönsten Bilder der Kunstgeschichte. "Oft nehme ich den ‚Blauen Reiter´", schreibt Maria nach Marcs Tod an Gabriele Münter, "wie viel mehr weiß ich heut, als damals, wie historisch ist das Buch geworden".


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