19. Juni 1978 Der erste Garfield Comic erscheint
Müde, hungrig, fett - Garfield. 37 ist er inzwischen, aber: Psst! Er wird auf sein Alter nicht gern angesprochen. Doch Geschenke, die liebt er. "Er ist ein Mensch im Katzenfell", meint sein Erfinder Jim Davis, mit allzu menschlichen Problemen wie Diäten, Montage oder Langeweile. Autorin: Anja Mösing
19. Juni
Mittwoch, 19. Juni 2024
Autor(in): Anja Mösing
Sprecher(in): Krista Posch
Redaktion: Frank Halbach
Dieses Viech ist eine Provokation!
So frech! So fett, so faul und so selbstgerecht, dass einem die Luft weg bleibt. Eigentlich rundum unsympathisch. Aber genau damit sagenhaft erfolgreich. Es machte diesen Kater so berühmt, dass er seinen Erfinder Jim Davis innerhalb von 12 Monaten vom Nobody in einen gefragten Comic-Autor und Millionär verwandelte:
Als die erste Garfield Geschichte am 19. Juni 1978 in den USA erschien, war Garfield einfach irgendein neuer Comic Strip in irgendeiner Zeitung. Ein Jahr später druckten schon über 1.500 Zeitungen die Geschichten über den unförmigen getigerten Kater; immer nur wenige Bilder lang, wenig Text in den Sprechblasen, Schlussbild mit Pointe; soweit ganz korrekt, wie es das Comicstrip-Format vorschreibt. Nur der Held war so ganz anders. Garfield selbst würde dazu sagen:
“Mann ist das langweilig!“.
Denn dass er selbst der Wahnsinn ist, ist ihm eh klar. Selbstverliebtheit gehört in die lange Reihe seiner unangenehmen Eigenschaften. Er selbst würde sagen:
“Mein bester Freund ist der Spiegel!“
Und damit wär‘ das Thema für Garfield durch.
Die besten Dinge im Leben sind essbar!
Selbstzweifel? Fehlanzeige bei diesem Comic-Helden. Schon damit ist Garfield komplett anders unterwegs als Comic-Helden wie Die Peanuts, wo Charly Brown und sein Hund Snoopy mit ihren Freunden oft in tiefsinnige Grübeleien über das Leben verfallen. Wo die Peanuts immer auf der Suche nach dem Guten, Wahren und Schönen sind, so wie man es von der Hippiegeneration eben erwartet, da ist Garfield ein komplettes Kontrastprogramm:
Er ist ein Vollblut-Zyniker, den kaum was in Aufruhr versetzt. Außer Lasagne! Die ist für ihn lebenswichtig. Garfield selbst würde sagen:
“Luft, Wasser, Lasagne - in dieser Reihenfolge!“
Wenn‘s um‘s Fressen geht, wird der Kater sogar mal kurz poetisch. Das muss an seiner Herkunft liegen:
“In einer Winternacht, als der Schnee wie liebevoll geriebener Parmesankäse vom Himmel fiel, wurde Garfield in der Küche eines italienischen Restaurants geboren.“
So heißt es im ersten Garfield Band. Und viele hundert Garfield Geschichten drehen sich wirklich um seine wilde Liebe zu diesem italienischen Hackfleischauflauf. Er muss sie haben! Bedürfnisse müssen bei Garfield immer JETZT GLEICH befriedigt werden.
Der Morgen wäre besser, würde er später anfangen ...
Das passt prächtig in die Zeit, als Popper und Punker die markantesten Seinsformen für Jugendliche werden. Als totale Leidenschaft für Musik möglich war, während alles andere irgendwie und wurscht egal schien. Jugendliche wurden im Nu zu Garfield Fans.
Auch in Deutschland. Als Garfield Mitte der Achtziger auch auf deutsch erschien, waren die Geschäfte voll mit Kaffeetassen, Kugelschreibern, Bettwäsche und T-Shirts, auf denen ein Kater mit halbgeschlossenen Augen und dem einen Satz zu sehen ist:
“Ich hasse Montage“
Mit Garfield im Rücken kann sich einfach jeder Sesselpupser, jeder Nerd, jeder Versuchskomiker und Freizeit-Zyniker als Held fühlen. In Garfields kleinem Universum mit seinem ungeschickten Herrchen John Arbuckle, dem jungen Hund Odie und dem naiven Kätzchen Nermal sind unangenehme Eigenschaften nicht mehr wirklich unangenehm oder peinlich, sie sind cool! Eigentlich Lebenshilfe pur!
Mit einem Comic Kumpel wie Garfield hat man sogar bei bohrenden Sinnfragen noch den Dreh raus, denn er würde sagen:
“Es muss doch im Leben noch etwas anderes geben als Fressen und Schlafen - ich hoffe aber nicht!“