13. Dezember 1888 Heinrich Hertz‘ "Über Strahlen elektrischer Kraft"
Heinrich Hertz war der erste, dem es gelang im Experiment elektromagnetische Wellen zu erzeugen, man nennt sie auch Radiowellen. Sie sind unsichtbar, aber gottlob nicht unhörbar. Autor: Hellmuth Nordwig
13. Dezember
Donnerstag, 13. Dezember 2018
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Seine Eltern nennen ihn "Heins", mit s, die Hamburger Form von Heinrich. Schon mit drei Jahren soll er alle hundert Fabeln nacherzählt haben, die seine Mutter ihm vorgelesen hat. Oder ist das selbst eine Fabel?
Fabelhafte Begabung
Tatsache ist, dass dieser Heinrich Hertz vor lauter Begabungen lange Zeit nicht weiß, was er werden soll. Baumeister oder Wissenschaftler? Oder doch Spezialist für Arabisch, die Sprache, in der er es sehr weit gebracht hat? Er arbeitet zunächst als Technischer Zeichner im Straßenbau in Frankfurt am Main, doch das füllt ihn nicht aus. Rasch und häufig wechselt er Ausbildungen und Studienorte. Mathematik in Dresden, Militärdienst in Berlin. Ingenieurwissenschaften in München sind auch nicht das Richtige. Dort besucht er lieber Theater und Museen, denn, wie er seinem Vater schreibt: "Hier ist leider beständig Feiertag, so dass von einem ordentlichen Kolleg eigentlich keine Rede sein kann".
Also wieder Berlin, und nun endgültig Physik. Privatdozent in Kiel, Professor in Karlsruhe. Heinrich Hertz ist da gerade erst 28 Jahre alt. Ist er umtriebig oder ein Getriebener? Ahnt er vielleicht sogar, dass er nicht alt werden wird?
In Karlsruhe erlebt Hertz seine fruchtbarste Schaffensphase. Schon länger hat er sich mit Elektrizität und Magnetismus beschäftigt. Dass diese beiden Erscheinungen irgendwie zusammen hängen, ist da schon seit 20 Jahren bekannt. Der berühmte Schotte James Clerk (Ausspr. clark) Maxwell hatte dafür sogar Gesetze formuliert, die noch heute in der Schule gelehrt werden: Strom kann ein Magnetfeld erzeugen, und genauso ein Magnetfeld Strom. Aber wie? Maxwell hatte vermutet, es gäbe eine elektrisch-magnetische Kraft, die sich durch den Raum ausbreitet, so wie Wellen im Wasser, wenn man einen Stein hineinwirft. Nur beweisen konnte er das nicht.
"Zzzzzzzzzz"
Heinrich Hertz baut eine schlichte und elegante Anordnung, die diesen Beweis liefern wird: Da sind einmal zwei Drahtenden, die sich fast berühren. Wenn er an sie Strom anlegt, springen Funken über den Zwischenraum. So weit ist das bekannt. Doch nun kommt etwas Neues ins Spiel: ein Drahtreifen, der ebenfalls an einer Stelle durchbrochen ist. Wenn Hertz diese Schlinge in die Hand nimmt, funkt es auch dort, sobald er bei den anderen Drähten Funken fliegen lässt. Sehen kann er das kaum, aber das Knistern ist gut zu hören - zzzzz. Die elektrische Kraft, die Funken sprühen lässt, kann also durch den Raum übertragen werden. Und Hertz kann sogar zeigen, dass sie sich tatsächlich in Form von Wellen ausbreitet. Die haben Wellentäler und -bäuche, die er in einem großen Hörsaal dreidimensional genau kartiert.
Am 13. Dezember 1888 berichtet er der Berliner Akademie der Wissenschaften darüber in seiner Schrift "Über Strahlen elektrischer Kraft". Heute sagen wir "elektromagnetische Wellen" dazu. Ihre Entdeckung hat die drahtlose Telegrafie ermöglicht und auch den Rund-Funk, der seinen Namen von den Funken hat. Doch Heinrich Hertz erlebt das nicht mehr. Er stirbt in Bonn, der letzten Station seiner unruhigen Laufbahn, mit nur 36 Jahren an einer Blutvergiftung. Sein Experiment können wir aber heute noch hören: Wenn gerade ein Gewitter ist, knistern die Blitze im Radio - zzzzz. Und auch die Einheit für die Frequenz ist nach dem früh verstorbenen Physiker benannt: So sendet Bayern 2 in Südbayern auf 89,5 Mega-Hertz.