29. April 1978 Höchster Sieg in der Geschichte der Fußball-Bundesliga
Trotz des Rekordsieges von 12:0 verpasste Mönchengladbach damals die Meisterschaft - aufgrund des schlechteren Torverhältnisses im Vergleich zu Köln. Nicht wenige sind bis heute der Meinung, es sei nicht mit rechten Dingen zugegangen. Der Deutsche Fußball-Bund leitete Untersuchungen wegen Manipulationsverdacht ein. Autor: Thomas Grasberger
29. April
Montag, 29. April 2024
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Frank Halbach
Freundschaft ist etwas Schönes. Gegenseitige Zuneigung, Sympathie, Vertrauen - lauter positive Gefühle, die Menschen füreinander hegen. Freundschaft ist aber auch ein schillernder Begriff, weil ja doch irgendwie jeder etwas anderes darunter versteht, weshalb gelegentlich Unstimmigkeiten darüber auftauchen, was das Wesen einer unverbrüchlichen Freundschaft eigentlich ausmacht. Zu beobachten ist das nicht nur bei befreundeten Staaten oder Ehepaaren, sondern sogar bei Busenfreunden. Jahrelang stehen sie sich ganz nah - es ist förmlich zum Nase abbeißen, wie man so schön sagt; im übertragenen Sinne natürlich. Aber plötzlich - alles vorbei. Und keiner weiß so recht, warum.
Zum Nase abbeißen
Eine besonders dauerhafte Form der Freundschaft ist hingegen die sogenannte Fanfreundschaft im Fußball. Klar, auch auf dem Platz kommt es schon mal zum Nase abbeißen - auch buchstäblich, wie im Herbst 2018 bei einer Kreisligapartie in Essen, als ein Spieler im Nahkampf seinem Gegner tatsächlich ein Stück der … Nun ja, lieber keine Details! Aber sowas ist natürlich die absolute Ausnahme. Meist sind es weniger dramatische Anlässe, die zu Fan-Rivalitäten oder eben zu Fan-Freundschaften führen. Wobei vieles historisch bedingt ist. Oder durch geographische Nähe. In München zum Beispiel die Rivalität zwischen Bayern und Sechzig. Oder in Hamburg - St. Pauli gegen den HSV. Oder im Rheinland, der 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach – "Geißböcke" gegen "Fohlen", ein Klassiker in der Fußball-Bundesliga. Und immer wieder eine heiße Sache, selbst bei Fernduellen, wie damals, am 29. April 1978. Köln und Gladbach standen am letzten Spieltag der Saison ganz oben in der Tabelle - punktgleich. Die Sache schien dennoch gelaufen, weil die Kölner das bessere Torverhältnis hatten. Und zwar gleich um zehn Tore besser!
Gladbach rechnete sich also keine Chancen mehr aus, ging aber das letzte Match gegen Borussia Dortmund recht beherzt an. Bereits in der ersten Spielminute brachte Jupp Heynckes die Gastgeber in Führung.
Danach ging es Schlag auf Schlag, und die 38.000 Zuschauer trauten ihren Augen kaum, als zur Pause ein Sechs zu Null auf der Anzeigetafel stand. Dortmunds Trainer Otto Rehhagel hielt seiner Mannschaft in der Halbzeitpause eine Kabinenpredigt, appellierte an die Ehre seiner Spieler. Geholfen hat es wenig. Denn auch in der zweiten Hälfte war fast jeder Gladbacher Schuss ein Treffer. Am Ende hieß es Zwölf zu Null – der höchste Sieg in der Geschichte der Fußball-Bundesliga.
Schmachvoller Sieg
Nicht nur in Köln vermutete man damals, dass es bei diesem Rekordsieg nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Auch der DFB ermittelte, aber nur kurz und ohne Ergebnis. Und die Gladbacher? Die waren insgeheim heilfroh, dass sie nach so einem schmachvollen Sieg doch nicht Erster wurden. Weil nämlich der 1. FC Köln gleichzeitig mit 5:0 beim FC St. Pauli gewonnen hatte. Und somit Deutscher Meister wurde. Übrigens, zwischen Köln und St. Pauli entstand an jenem Wochenende eine tiefe Fanfreundschaft, die viele, viele Jahre halten sollte. Ach ja, Freundschaft - ist halt immer wieder was Schönes.