Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. März 1942 John Wayne Gacy geboren, der Killerclown

Sind Clowns lustig? Der Serienmörder John Wayne Gacy, der Killerclown, hat jedenfalls bewiesen, dass sie auch ganz anders können. Am 17. März 1942 wurde er geboren, knapp 40 Jahre später wurde er zu 12maliger Todesstrafe und 21mal lebenslänglich verurteilt.

Stand: 17.03.2010 | Archiv

17. März 1942: John Wayne Gacy geboren, der Killerclown

17 März

Mittwoch, 17. März 2010

Autorin: Carola Zinner

Redaktion: Thomas Morawetz

Rote Nase, breiter Mund, weißes Gesicht und Haare, die wirr zu Berge stehen - Clowns sind lustige Figuren. Und Kinder lachen gerne. Also lieben Kinder Clowns. 

Irrtum! Das stimmt gar nicht. Kinder fürchten sich vor Clowns. Das ist das Ergebnis einer Studie der englischen Universität Sheffield. Und sie tun das, weil Clowns egoistische Anarchisten sind, aggressiv und gleichzeitig feige, untreu und stets auf der Suche nach leiblichen Genüssen. Warum besitzen sie dann trotzdem so eine enorme Anziehungskraft? Vermutlich, weil es ungeheuer spannend ist, einen Clown zu beobachten. Was stellt er jetzt schon wieder an, was wird als nächstes schief laufen, und wie macht er wohl am Ende all das wieder gut, was er angerichtet hat? Am Schluss des Auftritts steht dann zuverlässig das erleichterte Aufatmen: Tataaa - es war alles nur ein Spaß!

Pogo der Clown - das war für John Wayne Gacy die Rolle seines Lebens, eines Lebens mit doppeltem Boden, das am 17. März 1942 begonnen hatte. Der amerikanische Bauunternehmer liebte es, im selbst genähten Clownskostüm Straßenfeste zu besuchen und Kinder zu unterhalten. Wie lustig das damals nun wirklich war, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, spannend ist es auf jeden Fall, denn Gacy war - was damals niemand ahnte - ein Massenmörder. Zwischen 1972 und `78 hat er mindestens 33 junge Männer umgebracht; die Leichen warf er entweder in einen Fluss, oder er vergrub sie unter dem Fußboden seines Hauses. Gleichzeitig war Gacy ein angesehenes Mitglied seiner Heimatgemeinde, einem Vorort von Chicago. Er engagierte sich bei einem Wohlfahrtsverein, der junge Menschen in ihrem beruflichen Werdegang unterstützte, war Bezirksleiter der Demokraten und ließ sich an der Seite der damaligen First Lady Rosalynn Carter fotografieren.

Sechs Jahre lang konnte der dickliche Mann dieses Doppelleben aufrecht halten, bis ihm die Polizei 1978 auf die Spur kam. Nach seiner Verhaftung gestand er die meisten der ihm zur Last gelegten Verbrechen; außerdem sagten zwei der Opfer gegen ihn aus, die durch Zufall überlebt hatten.

Im März 1980 wurde Gacy von einem Gericht in Chicago wegen Vergewaltigung und Mord an 33 Menschen verurteilt. Was das Strafmaß angeht, scheint die Jury versucht zu haben, dem Massenmörder ebenbürtig zu sein:
Sie verurteilte ihn zu 12maliger Todesstrafe und 21mal lebenslänglicher Haft; ein Urteil, das Gacy ins Guinness-Buch der Rekorde brachte.

Auch dort allerdings schenkt man einer nahe liegenden Frage kaum Aufmerksamkeit. Der Frage nämlich, wie man jemanden mehr als einmal hinrichten kann - und wie sinnvoll es ist, den Delinquenten zusätzlich auch noch 21 Leben lang ins Gefängnis zu sperren.

Gacy selbst scheint sich während des Gerichtsverfahrens wieder in die  Rolle des Clowns zurückgezogen zu haben. Sein einziges Verbrechen, so behauptete er, sei es gewesen, unter seinem Haus einen Friedhof ohne Lizenz geführt zu haben. - Es war eben alles nur ein Spaß!

Die Vollstreckung der Todesurteile fand erst 14 Jahre später statt. Die Henker pfuschten dabei so herum, dass Gacy von den 12 Todesstrafen sicher zwei durchleiden musste. Während seines langen Sterbens tummelten sich Massen von Schaulustigen vor den Toren des Staatsgefängnisses, wo eine Art Volksfest stattfand, auf dem Gacy-T-Shirts und ähnliche Souvenirs verkauft wurden. Das Vergnügen erreichte seinen Höhepunkt, als der Tod des Delinquenten verkündet wurde. Die letzten Worte des Mörderclowns waren ein derber Fluch.


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