5. März 1904 Musterschutz für blonden Steiff-Bären
Das erste niedliche Filz-Tier aus der Manufaktur von Margarete Steiff war ein Elefant als Nadelkissen. Doch der große Kuschel-Erfolg kam mit dem Teddybären. Autorin: Prisca Straub
05. März
Montag, 05. März 2018
Autor(in): Prisca Straub
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Er ist pflegeleicht, bescheiden und ruhig. Seine Brummstimme lässt er nur ertönen, wenn dies ausdrücklich von ihm verlangt wird. Er braucht nicht viel, aber wenn er gebraucht wird, ist er immer zur Stelle. Ein echter Freund - fürs ganze Leben - der Teddybär.
Geboren ist das beliebte Kuscheltier zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts - in der Woll- und Filzmanufaktur von Margarete Steiff. Damals hieß er noch nicht Teddy, sondern "Bär 55 PB" - "P" für Plüsch, "B" für beweglich - im Stehen war er 55 Zentimeter groß. Der Bär war nicht das erste Tier, das die Fabrik im schwäbischen Giengen verließ - sondern ein kleiner Elefant - ursprünglich gar nicht zum Spielen gedacht, sondern als Nadelkissen konzipiert. Doch niemand mochte das niedliche Filz-Tier mit spitzen Nadeln traktieren. Die Kinder schlossen es ins Herz - und damit begann alles.
35 PB: Plüsch, beweglich, 35 Zentimeter hoch
55 PB war ein grimmiger, brauner Bursche. Ein großer, schwerer und harter Braunbär - mit spitzer Schnauze, langen Vorderbeinen, beweglichem Kopf und einem deutlich ausgeprägten Bären-Buckel - so viel lässt sich zumindest auf alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen erkennen. Denn: 55 PB ging mit seinen Artgenossen nach New York, und bis heute ist kein einziger wieder aufgetaucht. Sinnstiftend war die Überfahrt jedoch allemal: In Anlehnung an den damaligen Präsidenten Theodore Roosevelt erhielt der Bär seinen definitiven Namen - "Teddy-Bär". Ob der amerikanische Präsident den Sympathieträger aus dem Hause Steiff wohl jemals persönlich in Händen gehalten hat? Die Legende zumindest will es so. Sicher ist nur: Der allererste Teddy-Bär ist komplett ausgestorben.
Erhalten geblieben ist hingegen sein Nachfolger: Der Glieder-Bär "35 PB". Er ähnelt seinem älteren Bruder in vielen wesentlichen Elementen - Plüsch, beweglich, 35 Zentimeter hoch - der Bär wurde ab jetzt im Sitzen gemessen. Allerdings:
Für ihn wurden die Befestigungstechniken verändert: Die Drähte in Armen und Beinen, die sein Vorgänger mit einiger Sicherheit noch hatte, sind verschwunden. Die Verbindung der beweglichen Glieder läuft über eine ausgetüftelte Kordel-Führung im Inneren. Deutlichster Unterschied: die Farbe: Bär 35 PB ist aus glänzendem, hellblonden Plüsch. 35 PB ist der erste richtige Kuschelbär zum Liebhaben - und wurde am 5. März 1904 zum Musterschutz angemeldet. Mit ihm kam für die Firma Steiff der ganz große Erfolg.
Bald mit Brummstimme
Doch auch ein Teddy muss mit der Mode gehen, ob er nun will oder nicht. Die zahlreichen Nachfolgemodelle von 35 PB entfernen sich Schritt für Schritt von ihrem Vorbild aus der Natur: Arme und Beine werden kürzer, die Ohren rutschen immer weiter hinauf zur Oberseite des Kopfes - der charakteristische Bären-Buckel wird kleiner und verschwindet schließlich ganz. Ab 1904 knipst Steiff jedem Plüschtier einen Knopf ins Ohr. Vier Jahre später gibt es den ersten Bären mit Brummstimme.
Und dann - als Präsident Roosevelt 1909 das Amt seinem Nachfolger übergibt, baut die Firma Steiff eine öffentlichkeitswirksame Plüsch-Szene auf: Der scheidende Präsident Roosevelt - natürlich repräsentiert von einem Teddy-Bären - begrüßt seinen Nachfolger William H. Taft. In Anlehnung an dessen Spitznamen, Billy Possum, hat Steiff extra zu diesem Anlass ein Opossum entworfen! Doch die Beutelratte mit dem spitzen Schnäuzchen kann an den Erfolg von Teddy nicht im entferntesten anschließen. Sie wird ein Misserfolg. Dem neuen Präsidenten wird es ähnlich ergehen.