Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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27. September 1938 Die "Queen Elizabeth" sticht in See

In allem Glamour über den Atlantik schippern, dinieren unter Deck, die Kabinen sind Suiten - so war das zumindest gedacht. Doch dann wird die RMS Queen Elizabeth für den Kriegseinsatz gebraucht und statt betuchter Gesellschaft, die sich an Bord amüsiert, drängen sich die Soldaten. Autorin: Birgit Magiera

Stand: 27.09.2022 | Archiv

27.09.1938: Die "Queen Elizabeth" sticht in See

27 September

Dienstag, 27. September 2022

Autor(in): Birgit Magiera

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Rund dreihunderttausend Menschen drängen sich am 27. September 1938 am Ufer des Clyde River im schottischen Glasgow. Sie warten auf den Stapellauf des damals größten Passagier-Schiffes der Welt - der "RMS Queen Elizabeth". Benannt ist der Luxusliner nach der Ehefrau des damaligen Königs George VI., späteren Generationen besser bekannt als Queen Mum. Elizabeth tauft das riesige Schiff an diesem 27. September also auf ihren eigenen Namen, knallt die obligatorische Champagnerflasche gegen den 315 Meter langen Schiffsrumpf, der schließlich über eine eingeseifte Holzrampe ins Wasser gleitet.

Luxuriös im Rekord-Tempo über den Atlantik

Gebaut wurde das königliche Schiff mit den roten Schornsteinen, um zusammen mit dem Schwesterschiff, der Queen Mary, die Konkurrenz auf der Transatlantik-Route abzuhängen. Beide Luxusdampfer sollen auf der Strecke Southhampton New York so schnell unterwegs sein, dass die britische Reederei Cunard-Line als erste zuverlässig einen wöchentlichen Fahrplan mit nur zwei Schiffen anbieten kann. Die beste Ausstattung ist dabei gerade gut genug für die Königin der Meere: Carrara-Marmor, edle Hölzer, der Swimmingpool an Bord ausgekleidet mit echtem Perlmutt.

Stockbetten im Schwimmbad für die Truppe

In eben diesen Swimmingpool werden nur wenig später Stockbetten eingebaut statt Wasser eingelassen - immer 7 Betten übereinander: der Krieg ist ausgebrochen, die Queen Elizabeth soll Soldaten in Uniform transportieren, statt betuchte Passagiere im Pelzmantel. Sie wird zum Kriegsschiff: die hochgeheime Jungfernfahrt führt über New York und Singapur nach Australien.

Dort wird sie in unauffälligem Grau gestrichen und zum Truppentransporter umgebaut. Fünf Jahre lang bringen die Queen Elizabeth und die Queen Mary US Soldaten an die europäische Front. Weil die Luxusliner so schnell sind, sind die feindlichen deutschen U-Boote im Atlantik keine Gefahr für sie; sodass sie auch ohne Geleitschutz, außerhalb der Konvois sicher fahren können. Der britische Premierminister Winston Churchill behauptet später, ohne den erfolgreichen Einsatz der beiden Ozeandampfer hätte der Krieg noch ein Jahr länger gedauert.

Nach Kriegsende schließlich kann die Queen Elizabeth endlich ihren eigentlichen Zweck erfüllen und zusammen mit der Queen Mary die Verbindung Europa-Amerika für zahlkräftige Reisende bedienen, schnell und luxuriös über die Nordatlantikroute, von Kontinent zu Kontinent in weniger als vier Tagen. Nur - irgendwann ist die Alternative, ins Flugzeug zu steigen und dieselbe Strecke in wenigen Stunden zu bewältigen deutlich attraktiver. Ende der 1960er wird die Queen Elizabeth außer Dienst gestellt, nach mehr als 900 Atlantik-Überfahrten.

Vor Anker geht sie im Hafen von Hongkong: ein chinesischer Milliardär möchte sie zur schwimmenden Universität umbauen lassen. Doch Anfang 1972 brennt der Luxusliner ab. Das Wrack hat einen letzten großen Auftritt in dem James Bond Film "Der Mann mit dem goldenen Colt". Die echte Elizabeth, Queen Mum, überlebt das nach ihr benannte Schiff um dreißig Jahre.


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