10.04.1849 Die Sicherheitsnadel wird patentiert
Die älteste Variante einer Sicherheitsnadel ist die Fibel - erste Funde stammen aus der späten Bronzezeit. Die schmucklos praktische Sicherheitsnadel von heute erfand der amerikanische Mechaniker Walter Hunt. Hätte Hunt seine eigene Erfindung nicht so unterschätzt, hätte er ein reicher Mann werden können. Autorin: Katharina Hübel
10. April
Mittwoch, 10. April 2024
Autor(in): Katharina Hübel
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Frank Halbach
Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die den großen Unterschied machen. Die aber auch manchmal gnadenlos unterschätzt werden. So im Fall der Sicherheitsnadel. Sie hat als gebogener, einfacher Draht ein recht unspektakuläres Design, bringt jedoch hohe Funktionalität mit sich. Man kann mit ihr Kordeln zurück in Kapuzenpullis und Jogginghosen fädeln, ein gerissenes Abendkleid noch schnell fixen, einen T-Shirt-Ausschnitt verkleinern, einen fehlenden Hosenknopf ersetzen, Hosenbeine kürzen ohne sie vernähen zu müssen, ein Uhrenarmband flicken, Taschen verschließen und auch elektrostatisch aufgeladene Pullis wieder entladen - sodass einem die Haare weniger zu Berge stehen und man friedlicher seinen Mitmenschen begegnen kann, nämlich ohne jedem gleich einen Schlag zu versetzen. Auch als schmuckes Dekor kann die Sicherheitsnadel mithalten: Als Ohrring, Brosche oder Gürtelschließe etwa.
Von schick zu simpel
Schon in frühen Kulturen wurde eine Art Sicherheitsnadel verwendet: Die Gewandnadel, auch Fibel genannt. Ein Stück Metall wie Bronze, Silber oder auch Gold, das Kleidungsstücke verschließen konnte. Menschen in der Bronzezeit haben eine solche Gewandnadel genauso benutzt wie Römer oder auch Menschen im Mittelalter. Meist waren das sehr schicke Modelle von hoher Kunstfertigkeit, von Gold- und Silberschmieden gestaltet und üppig verziert. Doch die einfache, banale Sicherheitsnadel wie wir sie heute kennen - simpel, schmucklos, unaufdringlich und günstig als Massenware produzierbar: Sie wurde erst am 10.4.1849 patentiert und stammt von dem amerikanischen Erfinder Walter Hunt. Er war ein wahrer Daniel Düsentrieb seiner Generation.
Er hat nicht nur den Kolbenfüllfederhalter erfunden, sondern beispielsweise auch die Nähmaschine, einen Flachs-Spinner zur Seilherstellung, einen Messerschärfer, eine Straßenbahn-Warnglocke, die Straßenkehrmaschine, einen Eispflug, einen Hemdkragen aus Papier oder auch: einen Saugnapf-Mechanismus, mit dem Zirkusartisten die Wand senkrecht hochlaufen und an der Decke spazieren gehen konnten.
Gnadenlos unterschätzt
Doch nichts davon war vielleicht nachhaltig so universell von Nutzen wie die Sicherheitsnadel. Sie war für den Mechaniker Walter Hunt jedoch nur eine Erfindung von vielen Ideen, die er hatte; drei Stunden nachgedacht und in fünfzehn Minuten aufs Papier gekritzelt. Eine Schenkelfeder, deren spitzes Ende in eine Sicherheitsöse eingehakt ist. Eine Federspannung verhindert, dass sich die Nadel – einmal geschlossen, von selbst wieder öffnet. Walter Hunt hatte Schulden zu begleichen. Und das Patent sicherte ihm sofort 400 Dollar. Umgerechnet sind das heute etwa 10.000 Euro. Hätte er es nicht gleich für den ersten gebotenen Preis verkauft, hätte er ein reicher Mann werden können. Doch zur Tragik der Geschichte gehört, dass die Sicherheitsnadel von ihrem eigenen Erfinder einfach mal: gnadenlos unterschätzt worden ist. Das Potential, um Millionen zu verdienen, hat Walter Hunt in ihr nicht erkannt.