19. April 1587 Sir Francis Drake "versengt den Bart des spanischen Königs"
"Seht nur diesen Drake: Wer ist er? Was für Kräfte hat er?", meinte der Papst 1587 über den berühmten englischen Freibeuter. Da hatte Drake gerade Spanien versengt und versenkt. Autor: Thomas Grasberger
19. April
Montag, 19. April 2021
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Manchmal reicht es schon, einen einzigen Buchstaben zu verändern, um einem Wort eine gänzlich andere Bedeutung zu geben. Dann wird aus dem Einfall die Einfalt, aus dem Raffen das Raufen, und aus Liebe werden Hiebe. Oder nehmen wir den Begriff "versengen", also etwas "leicht anbrennen". Auch hier zeigt eine klitzekleine Veränderung schon große Wirkung. Nimmt man ein -k statt dem -g, verwandelt sich das "versengen" in ein "versenken", also etwas "untergehen lassen". Schiffe zum Beispiel werden gerne versenkt. Wobei es nicht zwingend erforderlich ist, dass sie vorher auch versengt wurden, obwohl so ein kleines Feuer an Bord den Schiffsuntergang durchaus beschleunigen kann. Dennoch haben die beiden Wörter erst einmal nicht sonderlich viel gemein, trotz ihrer großen klanglichen Nähe.
Versengt und…
Manchmal aber, in besonderen historischen Situationen, da gibt es ihn dann doch, diesen inneren Zusammenhang. So prahlte einst der englische Weltumsegler und Freibeuter Sir Francis Drake: "Ich habe den Bart des spanischen Königs versengt!" Was natürlich nur im übertragenen Sinne gemeint war. Denn in Wirklichkeit hatte Drake nicht den royalen Bart versengt, sondern des Königs Schiffe - versenkt. Also mit k! Was für Philipp II. allerdings nicht minder schmerzhaft gewesen sein dürfte als eine gewaltsame Heiß-Rasur. Denn was sich am 19. April 1587 im Hafen von Cadiz abspielte, war eine unerhörte Demütigung für die stolzen Spanier und ihr Oberhaupt. Und wieder war es dieser Drakes-Kerl, der sie schon seit zwei Jahrzehnten gepiesackt hatte. Sir Francis Drake raubte und plünderte nämlich, was Spaniens Schiffe und Häfen hergaben - und das alles mit Erlaubnis und zum finanziellen Wohle der englischen Königin Elisabeth I.
Für die Spanier waren die Gold- und Silberimporte aus den südamerikanischen Kolonien die Basis ihrer Vormachtstellung in Europa. Drakes Freibeuter-Attacken waren also nicht nur schlecht fürs Geschäft, sondern auch für die politische Machtposition Philipps II. Deshalb wollte der mit dem Segen des Papstes die frechen Engländer wieder katholisch machen, Elisabeths Thron kapern und die eigene Vorherrschaft auf den Weltmeeren sichern. Die Vorbereitungen für den entscheidenden Schlag liefen bereits: Im Hafen von Cadiz wurde eine große Armada aufgestellt.
…versenkt!
Doch der englische Geheimdienst hatte schnell Wind davon bekommen, dass eine spanische Invasion bevorstand. Deshalb schickte Queen Elisabeth ihren Mann für alle Fälle. Ausgestattet mit 24 Schiffen und der Lizenz zum Kapern segelte Sir Francis Drake am 19. April mitten in den Hafen von Cadiz hinein, um dort zu versengen und zu versenken. Dutzende sündteurer Kriegsschiffe verlor der ohnehin schwer verschuldete Spanier-König Philipp an jenem Tag. Seine Vorbereitungen auf eine Invasion in England waren damit fürs erste vereitelt. Der akkurate Vollbart des Herrschers war zwar nicht vollends ab, aber etwas angesengt war er wohl tatsächlich. Was allerdings nur ein Vorgeschmack war auf die Ereignisse im folgenden Jahr. Denn im August 1588 stand – um im Bilde zu bleiben – der Spanier-Bart lichterloh in Flammen. Und mit ihm die ganze spanische Armada, die im Ärmelkanal schwer geschlagen wurde.