Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. November 1973 Skylab 4, letzte Mission zur Weltraumstation Skylab startet (16.11.1973)

Mit dem Flug ins All ging für die drei Astronauten ein Traum in Erfüllung. Doch was sie auf der Raumstation Skylab erwartete, waren eine schwer erträgliche Schwerelosigkeit und jede Menge Überstunden. Entspannung gab es erst, als der Funkkontakt zur Erde eine Weile ausblieb. Autorin: Isabella Arcucci

Stand: 16.11.2021 | Archiv

16.11.1973: Skylab 4, letzte Mission zur Weltraumstation Skylab startet

16 November

Dienstag, 16. November 2021

Autor(in): Isabelle Arcucci

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Für Gerald Carr wurde ein Traum wahr: er flog durchs All! Und ihm war speiübel. Gut, das gehörte nicht mehr zum Traum. Genauso wenig wie die, pardon, volle Kotztüte, die zwischen ihm und den zwei anderen Astronauten neckisch hin und her flog. 

Als Bub hatte Carr sonnabends Flugzeuge am Orange County Airport geschrubbt und vom Fliegen geträumt. Als junger Mann ging er dann zur Marine und bewarb sich schließlich bei der NASA. Die körperlichen Tests waren hart und das Urteil für Carr vernichtend: Heuschnupfen und Plattfüße. Doch zu seinem Erstaunen wollte die NASA ihn trotzdem.

Streik im Weltall?

Am 16. November 1973 war es so weit! Die Astronauten Gerald Carr, Bill Pogue und Edward Gibson nahmen in Cape Canaveral ein letztes Erdenfrühstück zu sich. Hauptsächlich Fleisch und Eier, das hielt das ärztliche Team der NASA für besonders bekömmlich. Dann stiegen die drei Astronauten in ihre Rakete und hoben ab ins All, zur Raumstation Skylab. Skylab 4, so lautete der offizielle Name ihrer Mission. Sie waren die letzte Mannschaft, die zur Raumstation reiste – und sie mussten alles geben. Zeit, sich zu akklimatisieren, gab es nicht. Dabei machte den drein nicht nur ihr deftiges Frühstück zu schaffen. Durch die Schwerelosigkeit sammelt sich alles Blut im Kopf. Die Folge: Kopfschmerzen und ein geschwollenes Gesicht. In diesem Zustand mussten die Männer sofort an die Arbeit, wissenschaftliche Experimente präzise im Akkord durchführen und per Funk Rapport erstatten. Und dann war da noch der neu entdeckte Komet Kohoutek, von der Weltpresse als Stern von Bethlehem gehypt, den die drei Astronauten zwischen ihren Spucktüten genau im Auge behalten mussten.

Dazu kamen siebenstündige Reparatureinsätze im dicken Raumanzug, auch Weltraumspaziergang genannt und ein exakt getimtes Sportprogram. Irgendwann reichte es und die drei schalteten einfach mal ab. Buchstäblich. An einem ihrer spärlichen freien Tage vergaßen die Astronauten ihr Funkgerät zu konfigurieren und verloren für einige Stunden jeglichen Kontakt zur Erde. Ein Streik, eine Meuterei … hieß es in der Presse. Alles Quatsch, beteuerte Carr Jahre später in einem Interview. Und auch Gibson meinte: womit hätten wir bei unserem Streik denn drohen sollen? Dass wir für immer auf den Mond ziehen?

Jimmy Carter und das australische Rindvieh

Nach 86 Tagen kehrten alle wohlbehalten zur Erde zurück. Die Raumstation selbst trieb noch lange einsam durchs All, bis sie 1979 abstürzte. Ein Teil der Skylab, so groß wie ein Haus, landete jedoch nicht wie vorgesehen im Meer, sondern in dem australischen Örtchen Balladonia und erschlug eine Kuh. Aber: es waren keine Amerikaner zu Schaden gekommen, genau wie die NASA es versprochen hatte! Präsident Jimmy Carter rief persönlich in Balladonia an, um sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Die 400 Dollar Strafe für unerlaubte Müllentsorgung, welche die australischen Behörden erhoben, bezahlte die NASA jedoch nie. Sie wurden erst 2009 durch den Spendenaufruf einer amerikanischen Radiostation beglichen. Der armen Kuh nützte das nichts mehr. 


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