Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. August Tag des Toilettenpapiers

Zum ersten Mal erwähnt wird Toilettenpapier im China des 6. Jahrhunderts. Das perforierte Papier auf Rollen, wie wir es kennen, stammt jedoch aus dem späten 19. Jahrhundert. Am 26. August wird es gefeiert - und in der Kanalisation macht es jede Menge Ärger. Autorin: Prisca Straub

Stand: 26.08.2021 | Archiv

Illustrierter Fuchs, Zahl 26, Grafik von: Viola Dandl | Bild: BR/Viola Dandl

26 August

Donnerstag, 26. August 2021

Autor(in): Prisca Straub

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Die Deutschen legen Wert auf ein sauberes Geschäft: Rund 15 Kilo Klopapier spült jeder von uns pro Jahr hinunter, Tendenz steigend. Wenn es um die Rolle geht, wählen wir meist dreilagig, blütenweiß, mit kleinen, eingestanzten Mustern und perforierter Reißlinie. Die abwassergraue Knitter-Variante aus Recycling-Papier ist sogar für ausgemachte Sparfüchse inzwischen eine Nummer zu rau. Und auch die flauschig-fünflagige Luxus-Creation [frz.] mit rosa Blümchendruck ist mehr oder weniger abgewickelt. Als Schicksalsgefährtin der farblich harmonierenden, rutschfesten Klovorleger. Auf jeden Fall: Im EU-weiten Vergleich belegt der deutsche Hintern einen tadellosen, hygienischen Platz.

Saubere Sauerei

Doch Wasserbetriebe und Pumpwerkbetreiber beobachten die Saubermacher mit wachsender Gereiztheit: Eine riesige Sauerei sei, was wir täglich die Schüssel hinunterspülen: ausgediente Putzlappen, benutzte Kondome, tote Aquariumsfische - ein Klosett sei doch keine Müllkippe! Der 26. August ist für verdrossene Klärwerker eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich nachdrücklich Luft zu verschaffen: Ihre Bilanz heute - am Tag des Toilettenpapiers - ist schlichtweg atemberaubend!

Vor allem ein fataler Eindringling ist seit Jahren unaufhaltsam auf dem Vormarsch: das feuchte Klopapier! Auf den ersten Blick scheinbar unverfänglich, entpuppen sich die robusten Hygiene-Tücher als Alptraum für jede Kanalisation. Viele Produkte bestehen aus reißfestem Fließ. Und das löst sich - anders als herkömmlicher Zellstoff - im Wasser nur schlecht in seine Bestandteile auf. "Nassfest", so nennen Papierchemiker diese ganz besondere Kategorie. Und "nassfest" hat Folgen. Flächendeckend.

Immer häufiger verstopfen tonnenschwere Feuchttuch-Verklumpungen die Abwasserkanäle. Stinkende, steinharte Flies-Brocken blockieren die Reinigungsrechen und den Weg zum Klärwerk. Fest verzwirbelt zu oberschenkeldicken Strängen würgen sie selbst Pumpen ab, die stärker sind als Formel Eins-Motoren.

Das Abwasser staut sich zurück. Die Kanalisation tritt über. Das einzige, was jetzt noch auf Hochtouren läuft, sind die Entstörungsteams.

Ein Hauch von Jasmin

Immerhin, die Industrie beteuert: Flies-feucht nachzuwischen soll ganz besonders hygienisch sein. Und sie verfeinert die unverwüstlichen Tüchlein mit allerlei Extras: mit Aloe Vera-Essenz, mit grünem Tee-Extrakt und dem Duft von Jasmin. Feuchtes Toilettenpapier, so heißt es, sei ein "SPA-Erlebnis". Herrlich! Nur dass die Dinger eben nicht ins Klo, sondern in den Hausmüll gehören! Doch das steht meist nicht auf der Packung.

Übrigens: Auch Ärzte und Verbraucherschützer sehen das Feuchttuch-Spektakel skeptisch. Sie halten den Einsatz für übertrieben Und nicht nur das: Duftstoffe und Koservierungsmittel könnten unter Umständen die Schleimhäute reizen und Allergien hervorrufen. Einige Inhaltsstoffe seien sogar krebsverdächtig. Und die Box mit dem lotion-durchtränkten Gewebe - ein idealer Nährboden für Bakterien.

Fazit? Ein köstlich duftender Hintern macht sicher einen guten Eindruck. Doch eine verstopfte Kanalisation ist nur einen Dreck wert.


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