Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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23. Juni 2009 Tischtennisspieler Farkas Paneth stirbt

Das Match von Farkas Paneth mit Aloizy Ehrlich bei der Tischtennisweltmeisterschaft von 1936 fand Eingang in die Rekordbücher: Der erste Ballwechsel dauerte zwei Stunden und zwölf Minuten. Autor: Markus Mähner

Stand: 23.06.2020 | Archiv

23.06.2009: Tischtennisspieler Farkas Paneth stirbt

23 Juni

Dienstag, 23. Juni 2020

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Farkas Paneth war ein ausdauernder Mensch. Schon als kleiner Junge konnte er stundenlang einen Ball mit Hilfe eines kleinen Schlägers über einen alten Schneidertisch jagen. Dort, im siebenbürgischen Cluj, wo er geboren wurde und wo er 92 Jahre später - auch ein Zeichen seiner Ausdauer - am 23. Juni 2009 starb, entdeckten ihn Mitglieder des ortsansässigen Tischtennisclubs und luden ihn ein mit ihnen zu spielen. Kurz darauf gewann er bereits die Regionalmeisterschaften, dann die Landesmeisterschaften und mit gerade mal 18 Jahren fuhr er mit der rumänischen Nationalmannschaft nach Prag zur Tischtennis-Weltmeisterschaft.

Das dauert

Das war im März 1936. Und dort in Prag erfuhr er, was es wirklich heißt, ausdauernd zu sein: In einem Spiel gegen den Polen Aloizy Ehrlich drehte dieser dem jungen Farkas einen Strick aus dessen zurückhaltendem Spiel. Denn Ehrlich, der eigentlich ein ausgesprochener Angriffsspieler war, spielte diesmal auf Zeit.

Und das dauerte: Als nach 10 Minuten Ballwechsel immer noch nichts geschehen war, hatte bereits der erste Schiedsrichter genug von dem ereignislosen Spiel und bat darum, man möge ihn doch auswechseln. Ihm sollten noch neun weitere Schiedsrichter folgen, die allesamt aus Langeweile oder wegen akuter Nackenschmerzen das Handtuch warfen. Das einzige, was sonst noch wechselte – außer dem Ball, der unermüdlich von links nach rechts, von rechts nach links und dann wieder nach rechts und so weiter die Seiten wechselte – war die Spielhand Aloizy Ehrlichs. Denn hätte der erfahrene Ehrlich – er sollte in diesem Jahr Vizeweltmeister werden – nicht ständig den Schläger von einer Hand in die andere getauscht, so wäre es ihm wohl genauso ergangen wie Paneth. Denn als der junge Farkas nach sage und schreibe 2 Stunden und 12 Minuten, die dieser erste Ballwechsel des Matchs dauerte, unversehens den Ball auf seine Vorderhand bekam, verkrampfte seine Hand unmittelbar und er schlug den Ball ins Aus.

Eine Frage der Ausdauer

Das bekam allerdings so gut wie niemand mehr mit, denn die meisten Zuschauer waren zu diesem Zeitpunkt bereits eingeschlafen. So zumindest erzählt es die Legende. Was die Legende auch erzählt, ist die Tatsache, dass Ehrlich während dieses Ballwechsels noch ein Paar Würstchen mit Senf aß und sogar eine Partie Schach spielte. Ob er das Schachspiel gewann, ist nicht überliefert. Überliefert ist lediglich, dass Farkas Paneth, nachdem der zweite Ballwechsel sich genauso wie der erste anging, den Schläger zu Boden warf (oder nach seinem Gegner Ehrlich – hier gibt es unterschiedliche Berichte). Gleichzeitig beendete er das Match, indem er aufgab. Ein Glück für die Riege der Schiedsrichter, denn wer weiß, wie viele Tage das Spiel noch gedauert hätte! Apropos Tage: Bei der gleichen Meisterschaft zog sich ein Mannschaftsspiel der Österreicher gegen die wahrlich geduldigen Rumänen von Sonntagmittag bis zum folgenden Mittwoch hin!

Solche Monsterspiele verdrossen den Internationalen Tischtennisverband derart, dass er im darauffolgenden Jahr zum ersten Mal die sogenannte Zeitregel einführte, die solche Partien ein für alle Mal unterbinden sollte. Angewandt wurde sie unter anderem bei der Begegnung eines Österreichers mit einem Rumänen, der aus Cluj/Siebenbürgen stammte und der schon immer eine große Ausdauer an den Tag gelegt hatte.


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