Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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22. September 1986 TV-Serie ALF startet in den USA

Stand: 22.09.2020 | Archiv

22.9.1986: TV-Serie ALF startet in den USA

22 September

Dienstag, 22. September 2020

Autor(in): Christian Jungwirth

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Wie war doch gleich der Unterschied zwischen E.T. und ALF? Jaja, genau! Der eine: schüchtern, runzlig, herzerweichend, will keiner Seele was tun und nur "nach Hause telefonieren". Der andere: hat´s faustdick hinter den Ohren, gibt den extrovertierten Popanz, will stets nur Kater Lucky ans Fell und schmeichelt sich - ganz nebenbei – in die Herzen des Millionenpublikums.

Der Außerirdische im Wohnzimmer

Dabei stellt sich die Frage: hat das US-amerikanische Fernsehvolk wirklich geahnt, wer genau am 22. September 1986 in Folge 1 mit dem Raumschiff eine Bruchlandung in die Wohnzimmer hinlegt? Sorry, falsche Grammatik! Es geht nur um ein Wohnzimmer. Das der Tanners, einer normalen kalifornischen Durchschnittsfamilie. Papa Willie, Mama Kate, Tochter Lynn, Söhnchen Brian. Dazu die stets neugierigen Ochmonek-Nachbarn… und der schon erwähnte Hauskater Lucky. Großer Erfolg ist der Serie vom Start weg beschieden, für den Sender NBC wie-der mal ein Verkaufsschlager. Die Amerikaner, bis dato von sprechenden Pferden über sprechende Marsmännchen bis hin zu sprechenden Muppets telegen ja einiges gewohnt, bekommen jetzt Woche für Woche einen zottelfelligen Philanthropen, Alltagsphilosophen und wortakrobatischen Streitschlichter mit Hang zum Besserwissen frei Haus serviert. ALF, bürgerlicher Name Gordon Shumway, stammt vom Planeten Melmac, den eine Atomkatastrophe zerlegt hat. ALF rettet sich per Raumschiff auf die Erde, bruchlandet bei den Tanners im Wohnzimmer und diktiert fortan deren Lebensrhythmus in charmant-amüsanter Weise. Hobbies: Essen, Fernsehen, Faulenzen. Beste Popcorn-Zutaten… nur sehen darf den Außerirdischen halt keiner! Schon gar nicht die geschwätzigen Ochmoneks. Wann immer die oder andere "Fremde" auftauchen – und das passiert, so will es die Logik der Komik, jede Folge -, heißt es nur: "Alf! Ab in die Küche…!" Ein Running Gag! Wie auch der Dauerwunsch, Lucky in lecker gepressten Katzensaft zu verwandeln.

Anarchie des Alltags

Das Unmögliche darf sich im Hier und Jetzt also nicht offenbaren, sonst werden Alfs Alltagseskapaden unglaubwürdiger denn je.

Nach diesem kurzweiligen Konzept stricken die Autoren ihre Serie, die Amerikaner holen sich Folge für Folge das Objekt der Begierde in homöopathischen 25-Minuten-Dosen ab. Alf telefoniert mit Hinz und Kunz, sogar mit dem Präsidenten, bestellt per Telefon Berge von Unnützlichkeiten, auf Kosten der Tanners. Er dealt mit Aktien und Kosmetika oder treibt als Telefongast den Moderatoren von TV-Shows den Schweiß auf die Stirn. Und das Sitcom-Publikum lacht sich einen ab: wenn auch nur vom Tonband. Die Macher setzen aufs anarchische Element des zotteligen Rackers, der im Zeitgeist der Achtziger Alltag wie Gedankenwelt der Menschen sauber herumwirbelt. Aber gut: auch Skurriles hat eine Halbwertszeit – irgendwann hat es sich wieder ausgelacht, nach dreieinhalb Jahren, sinkenden Quoten und gut 100 Folgen ALF ist im März 1990 Schluss mit Lustig! Und der später in der deutschen Übersetzung zitierfähige Spruch "Hahaha… Ich lach mich tot" geht bei uns in die Alltagssprache ein. Ach ja: dass der eingangs erwähnte E.T. am Ende die Erde wieder verlässt, ist Filmgeschichte – Alfs Macher haben den Verbleib des eloquenten Katzenvertilgers im Nirgendwo… irgendwo… offengelassen…


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