20. April 1971 Welt-Cannabis-Tag
Am 20. April treffen sich in den USA Menschen an öffentlichen Plätzen, um gemeinsam Cannabis zu kiffen: "Smoke In" nennt man das. Ein "Brauch", der es mittlerweile auch nach Deutschland geschafft hat - in Berlin gibt es mittlerweile ähnliche Veranstaltungen. Aber warum ausgerechnet am 20. April? Autor: Thomas Grasberger
20. April
Donnerstag, 20. April 2023
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Früher war´s einfacher, zumindest in katholischen Gegenden. Da wurde nämlich Namenstag gefeiert! Man hat auf den Heiligenkalender geschaut und gewusst: Heute ist der Franz dran, morgen hat die Susanna Namenstag und übermorgen feiern die Paula, der Robert und der Titus. Man musste dann nur noch zum Fernsprechapparat greifen und alle Franzen, Susannen, Paulas und Titusse, die man kennt, anrufen. Oder noch verwegener: Man ist hingegangen, um persönlich zu gratulieren. Weil die Zahl der Heiligen viel größer ist als die der Tage eines Jahres, fallen auf ein Datum oft mehrere Namenspatrozinien. Es gab also dauernd irgendwo irgendwen zu feiern. Ja, es waren schon verrückte Zeiten, früher.
Heutzutage wird hingegen Geburtstag gefeiert. Auch schön, aber komplizierter. Oder könnten Sie auf Anhieb sagen, wann der Onkel Schorsch dran ist? Oder die Tante Resi? Stehen ja in keinem Heiligenkalender. Man muss schon seinen eigenen anlegen, am besten mit einer Handy-App. Sonst ist man schnell mal einen Tag zu spät dran, und die Tante Resi ist wieder eingeschnappt.
Kiffen statt Hitler
Manche Geburtstage freilich sind leicht zu merken. Warum auch immer. Der 20. April zum Beispiel. Der war in der deutschen Geschichte 12 Jahre lang quasi ein staatlicher Feiertag. Überall im Reich war Beflaggung angeordnet, bei Parteifeiern und Gedenkstunden wurden schmissige Reden zuhauf gehalten: Alles für den Führer! Schon am Vorabend seines Geburtstages wurden junge Menschen feierlich in die Hitlerjugend aufgenommen. Wer das Glück hatte, den Wahnsinn zu überleben, der hat das Datum später wohl nie wieder vergessen. Obwohl man‘s gern hätte. Aber wie vergessen, was man angeblich gar nicht wusste? Nämlich, dass man 12 Jahre lang einem Irren gehuldigt hat. Es ist ein deutsches Dilemma!
Andere Ländern tun sich leichter mit dem 20. April. Kalifornien zum Beispiel. Dort haben die Freunde der angewandten Botanik das Datum zum Feiertag des Kiffens ernannt. Four twenty - der 20.4. - ist der internationale Cannabis-Tag. Überall auf der Welt wird er gefeiert, dass der Rauch aufsteigt. Vor allem in den USA, dort ist der Pot Smokers Day ein veritabler Feiertag. Wie das Datum zu der Ehre kam, wird in einschlägigen Internet-Foren für kuriose Feiertage kontrovers diskutiert.
Rätselhafter Geheimcode
Die einen sagen, 4-20 sei der interne Code für Marihuana bei der kalifornischen Polizei. Andere verweisen auf ein Ereignis im Jahr 1971, als fünf kalifornische High-School-Kids ihre abenteuerliche Schatzsuche nach einer versteckten Marihuana-Plantage just um 16 Uhr 20 begannen: Auf Englisch also: um 4:20 pm.
Wie auch immer. Die wahren Ursprünge werden wohl für ewig im Nebel der Joints verborgen bleiben. Wer übrigens keine Lust verspürt, den Kiffer-Festtag aktiv mitzugestalten, kann sich leicht einen anderen Anlass zum Feiern suchen. Zum Beispiel, dass an einem 20. April das erste Glas Nutella vom Band gelaufen ist. Oder, dass sich die Rote Armee Fraktion aufgelöst hat. Oder, die UNO den Tag der chinesischen Sprache begeht. Und nicht zu vergessen, die Heilige Hildegund! Es ist alles recht. Hauptsache, nie wieder dieser ... na ja, Sie wissen schon.