Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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19. März 1996 Die Mandelas werden geschieden

Unbezwingbar hatte Winnie Mandela an der Seite ihres Mannes Nelson gestanden, die schwarzen Südafrikaner nannten sie "Mutter der Nation". Doch als die Apartheid Geschichte war, häuften sich die Skandale um sie. Am 19. März 1996 wurde die Ehe der Mandelas geschieden.

Stand: 19.03.2010 | Archiv

19. März 1996: Die Mandelas werden geschieden

19 März

Freitag, 19. März 2010

Autor: Herbert Becker

Redaktion: Thomas Morawetz

"Deine Liebe und deine geduldige Unterstützung haben mir viel Kraft gegeben", schrieb Nelson Mandela 1986 aus dem Gefängnis an seine Frau Winnie. "Aber es hat auch Augenblicke gegeben, in denen diese Liebe und dieses Glück, ... sich in schiere Verzweiflung verwandelt haben ... und ich mich fragte, ob selbst das Engagement für die beste Sache ausreichen kann, um mich von der Verantwortung zu entlasten, dass ich eine junge und unerfahrene Frau … in der gnadenlosen Wüste zurückgelassen, sie buchstäblich in die Hände der Straßenräuber geworfen habe ..."

Die Mandelas waren, als er diesen Brief schrieb, über 27 Jahre verheiratet; gemeinsam verbracht hatten sie - mit Unterbrechungen - weniger als ein Jahr. Nur Wochen nach ihrer Eheschließung war Nelson in Untersuchungshaft gekommen, gleich nach seiner Entlassung hatte er sich erneut in den Kampf gegen das südafrikanische Apartheidsystem gestürzt; er war gefasst und 1964, im vierten Jahr seiner Ehe, zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Mit seiner Befürchtung, Winnie sei Straßenräubern ausgeliefert, hatte er nicht Unrecht. Diese Straßenräuber waren politische Gegner, Büttel des Apartheidsystems, Randalierer. Sie brachen in Winnies Haus ein und versuchten sie zu erdrosseln, sie zerschnitten ihre Telefondrähte, warfen ihre Fensterscheiben ein und schikanierten sie auf jede erdenkliche Weise. Einmal wurde sie von den Behörden in ein fernes Dorf verbannt, ein anderes Mal unter Hausarrest gestellt, mehrmals steckte man sie ins Gefängnis, weil sie angeblich gegen Auflagen verstoßen hatte. Sie verlor ihre Arbeitsstelle, und es gab Zeiten, in denen die Polizei zwei, drei, vier Mal am Tag ihre Wohnung durchsuchte. Dennoch blieb sie politisch aktiv, setzte den Kampf ihres Mannes fort und half Opfern politischer Verfolgung. Die schwarzen Südafrikaner nannten sie "Mama Wetu", "Mutter der Nation", und auch im Ausland galt sie als Symbolfigur des Widerstands.

Ende der 80er Jahre jedoch geriet sie immer häufiger in die Kritik, zunächst wegen unbedachter politischer Äußerungen, dann, weil sie sich mit Leibwächtern umgab, die folterten, vergewaltigten und mordeten.
Ihr Mythos verblasste - und erstrahlte noch einmal neu, Anfang 1990, als ihr Mann aus dem Gefängnis kam und sie an seiner Seite stand. Eine zeitlang übertönte der Jubel des Volkes das, was man sich über ihren aufwändigen Lebensstil, ihre Unberechenbarkeit und ihren Machthunger erzählte. Nelson wusste von dem jahrelangen Psychoterror, dem sie ausgesetzt gewesen war; vielleicht quälten ihn auch Schuldgefühle, und er hielt zu ihr - sogar dann noch, als ein Gericht sie der Beihilfe zu schwerer Körperverletzung und Kindsentführung schuldig sprach. Als sie jedoch nach Korruptionsvorwürfen ihre Regierungsämter niederlegen und ihre Parteifunktionen abgeben musste, als nach und nach bekannt wurde, welche Summen sie für Hotelsuiten, Dienstkarossen und Einkaufstrips nach New York, für Villen, Leibwächter und Privatsekretäre ausgegeben hatte, als die Presse schließlich auch noch einen Brief veröffentlichte, den sie an einen knapp 30 Jahre jüngeren Liebhaber geschrieben hatte, gab Nelson Mandela, nun Präsident der Republik Südafrika, seine Trennung von ihr bekannt.

Bei der Scheidung am 19. März 1996 forderte Frau Mandela die Hälfte des Vermögens ihres Mannes, der aber lebte denkbar bescheiden und spendete einen erheblichen Teil seines Jahresgehalts seiner Kinderstiftung. Der Richter wies all ihre Forderungen ab und gestand ihr weder Unterhaltszahlungen noch eine Abfindung zu. Hat er sie damit erneut in die Hände der Straßenräuber geworfen? Eher nicht. Winnie Mandela wurde 2009 wieder ins Parlament gewählt. Für viele ist sie immer noch die Mutter der Nation.


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