Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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5. September 1974 ZDF-Quiz-Show "Der Große Preis" startet

Es war eines der medialen Lagerfeuer, um das sich die ganze Familie um den Fernseher versammelte: die Quiz-Show "Der große Preis". Die Eltern wollten rätseln, die Kinder wollten Wum und Wendelin.

Stand: 05.09.2018 | Archiv

05.09.1974: ZDF-Quiz-Show "Der Große Preis" startet

05 September

Donnerstag, 05. September 1974

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

THOOOEEELKEEEEE – damit weiß man als deutsches Schulkind, dass es gleich ins Bett geht. THOOOEEELKEE – damit platzen die Zeichentrickfiguren Wum und Wendelin in die Show… "Bis Wum und Wendelin – und dann ab in die Falle". Meistens klappt das. Denn außer Hund und Elefant, ab und an begleitet von ihrem Zeichentrickkumpel "Der blaue Klaus", ein Außerirdischer, außer diesen Dreien hat das ZDF-Quiz "Der große Preis" für Kinder wenig zu bieten.

Alles solide

Gastgeber Wim Thoelke ist ein netter grauhaariger Herr im grauen Anzug. Als er am 5. September 1974 die erste Ausgabe moderiert, stellt er seine Chef-Assistentin vor: Beate Hopf, Studentin. Die ist blond und auch nett. Wie die anderen Assistentinnen. Was genau assistiert wird, weiß man meistens nicht. Zu der Zeit ist es im deutschen Fernsehen so, dass es so ist, dass was assistiert wird. In blond. Und in kostengünstiger. Also günstiger als würde man wie sonst damals auch so, dass es so ist, als würde man wie sonst Orchester und Fernsehballett aufmarschieren lassen. Doch "Der große Preis" ist nicht nur günstiger als andere Unterhaltungsshows. Er ist auch komplizierter.

Wer antwortet was wem wann auf welche Frage?

Schon der Spielmodus gibt Rätsel auf. Und warum braucht es dafür so viele Helfer? Außer Hund Wum, Elefant Wendelin, dem blauen außerirdischen Klaus, Herrn Thoelke und Assistentin Beate und den anderen Assistentinnen sind da noch eine Protokollführerin und ein Schiedsrichter – der Herr Notar. In der Show herrscht Recht und Ordnung, das gefällt dem Publikum. Unzählige Kandidaten bewerben sich mit ihrem Spezialgebiet. Dazu wird jeweils auch ein Experte eingeladen. In der Regel ein Professor. Zum Thema Coco Chanel kommt Karl Lagerfeld.

In zwei Runden beantworten drei Kandidaten Fragen. Auf der Multivisionswand (bedient von Assistentin Janina) leuchten gelbe Kästchen mit Gewinnbeträgen.

Dahinter erscheint die Frage. Oder ein dösender Wum als Joker – für 100 Mark extra. Oder ein Kleeblatt "Glücksfrage" – 500 Mark dazu. Oder der Schriftzug "Risiko". Das Studio verdunkelt sich schlagartig. Bisher Erspieltes darf gesetzt werden... In der dritten Runde geht es nochmal ums Spezialgebiet und um alles. Verlorenes Geld erhält die Aktion Sorgenkind.

Wer auf 10.000 Mark kommen will, muss bei den Risiko-Fragen wilden Mut zeigen und entschlossen den Buzzer drücken. Oder wie es damals heißt: Die Meldeleuchte. Ab der zweiten Runde sitzen die Kandidaten einzeln in futuristischen Kugeln. Unten oranger Sockel, oben eine Glaskuppel. Wer aus der Kugel raus antworten will, muss meldeleuchten. In Runde 3 klappen Kuppelkappen über die Glaskuppeln und schalten dem Kandidaten drinnen – bis auf die Meldeleuchte – das Licht aus. Dafür kommen endlich die drei weiteren Sendungs-Assistentinnen zum Einsatz: Sie klappen die Kuppelkappen.

Kompliziert bis hierher? Ja. Problematisch wird das, als Wim Thoelke in den Ruhestand geht. Die Nachfolgemoderatoren sind zu wenig streng, kommen mit den Modi der Runden durcheinander oder mit den Aufgaben der beteiligten Protokollanten, Schiedsrichter, Assistentinnen. 1993 wird die Sendung eingestellt. Was bleibt ist die Erinnerung, als Kind, wenn man aufbleiben durfte, bis Wum und Wendelin kommen. Vor dem "Gute Nacht" noch ein THOEEEEEEELKEEEEE!   


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