Völkerkundemuseum München Orient im Ohr
Sie haben eine Chance und sie nutzen sie - die 21 Jugendlichen, die an der Münchner Volkshochschule ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss nachmachen. Als Prüfungsvorbereitung erstellen sie einen Audioguide für die Orient-Abteilung des Völkerkundemuseums München. Ganz nebenher läuft so ein Projekt allerdings nicht ...
"Ich stelle euch jetzt die arabische Kalligraphie vor und - ich bin total aufgeregt". Jan hat seine Präsentation eben noch mit heißer Nadel fertig gestrickt. Sie soll den anderen Audioguide-Reportern anschaulich machen, was das Spannende an der arabischen Schönschrift ist, die insbesondere für gläubige Muslime viel mehr ist als nur Mittel zum Zweck. Und Jan soll erklären, wie er seinen Audio-Bericht über das Exponat, eine Abschrift des Alphabets, anlegen will. Als Hörspiel, Interview oder Reportage? Mit welchen akustischen Elementen, Gesprächspartnern oder Informationen?
"Orient im Ohr"
Jan hat sich mit Meng zusammengetan, der spannende Vergleiche anstellt zwischen den arabischen Schriftzeichen und jenen seines ursprünglichen Heimatlandes China. Alexandru spielt leidenschaftlich gern Gitarre; ihm bietet sich die Möglichkeit, einen professionellen Oud-Spieler zu interviewen. Dabei erfahren er und seine Co-Autoren, dass es zwischen dem amerikanischen Blues und der Spielweise der arabischen Laute durchaus Parallelen gibt.
Als Musliminnen sind Sarah, Stana und Alina eigentlich Moschee-Expertinnen. Aber im Laufe der Projektarbeit entdecken sie doch noch Neues über den Koran, den Islam und die muslimische Alltagskultur in den verschiedenen Regionen des Orients.
"Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Ideen sprudeln, wenn Schüler es schaffen, ihr eigenes kreatives Potential anzuzapfen. Diese Ideen zu kanalisieren und den Schülern die praktische Umsetzung zu ermöglichen, darin sehe ich meine Hauptaufgabe."
Bernhard Jugel, Mediencoach.
"Der Orient. Zum Staunen so nah" - so lautet der Titel der Dauerausstellung im Völkerkundemuseum München, für die die 21 Jugendlichen einen Audioguide produzieren. Und tatsächlich findet jeder Projektschüler schon nach der ersten Museumsführung seinen eigenen Zugang zum jeweiligen Thema. Bei der Umsetzung kommen auf die Autoren viele neue Herausforderungen zu: Sie recherchieren zum ersten Mal in einer Bibliothek, sie müssen Interviews führen und ihre Texte schließlich im Tonstudio des Bayerischen Rundfunks einsprechen. Am Ende staunen alle, wie viel Arbeit in einem professionell aufbereiteten Hörbeitrag steckt, aber auch, wie toll sich die Ergebnisse anhören.
Dafür gibt es dann auch ein dickes Lob von Werner Kölbl, der das Projekt als Lehrer mitbetreut hat: "Alle Audios sind fertig. Alle Termine und Interviews sind eingehalten worden und erfolgreich zum Abschluss gekommen, das ist schon etwas Besonderes".
Das Team
Bitte schneiden, bitte schneiden! Beim ersten Versuch klappt es mit der Aufnahme oft nicht. Aber das ist auch bei den Profis manchmal so.
Projekt-Schüler: Sarah Adlouni, Marton Alapfy, Stana Aslan, Alina Berbic, Marouan Bourkhis, Luca Brendel, Yarkin Erkul, Alexandru Faessen, Ferdinand Frankl, David Gaspers, Maximilian Hammel, Jan Willem Jirousek, Jakub Mania, Stefan Mühlberger, Philippe Mukendi, Franziska Neumaier, Mehrya Sakhi, Ruslan Scheidt, Rattawit Toembut, Florian Wolf, Meng Zhuan
- Projekt-Lehrkräfte: Werner Kölbl und Thomas Laubinger, Volkshochschule München
- BR-Mediencoaches: Elke Dillmann und Bernhard Jugel
- Fachliche Betreuung: Karin Guggeis, Ethnologin und Prof. Dr. Jürgen Wasim Frembgen, Leiter der Abteilung Orient des Völkerkundemuseums München
"Orient im Ohr" ist ein Projekt der Stiftung Zuhören, des Bayerischen Rundfunks, des Staatlichen Museums für Völkerkunde München und der Münchner Volkshochschule; es wurde mit freundlicher Unterstützung der BuntStiftung München und der Dr. Rudolf und Christa Castringius-Kinder-und-Jugend-Stiftung München realisiert.