Die Herrscher der Weisheit?
Ethik und Philosophie | RS, Gy |
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Die keltischen Druiden zählen zu den bekanntesten und zugleich rätselhaftesten Gestalten des vorchristlichen Altertums. Da sie keinerlei schriftlichen Quellen hinterlassen haben, ist unser Wissen über sie nur bruchstückhaft.
Die Vorstellung von einem keltischen Druiden ist in unserem Kollektivgedächtnis ziemlich genau verankert. Man sieht alte Männer mit wallenden Bärten vor sich, die in weiße Gewänder gehüllt sind. Mit goldenen Sicheln bewaffnet schneiden sie Misteln von Bäumen, die ihnen heilig sind. Aber woher stammt dieses Bild? Untersucht man die Überlieferung zu den Druiden, so stellt man schnell fest, dass dieses Bild genau auf eine einzige Quelle zurückgeht. Es ist der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23 oder 24 nach Christus - 79 nach Christus), der in seiner "Naturalis historia", einem enzyklopädischen Werk zur Naturkunde, im 1. Jahrhundert nach Christus dieses Bild gezeichnet hat. Da Plinius wohl selbst niemals einen Druiden zu Gesicht bekommen hat, muss seine Beschreibung aus einem älteren, bei Plinius ungenannten Werk stammen. Und damit sind wir schon bei einem zentralen Problem, wenn es um die Geschichte der Druiden geht: Sie selbst haben keinerlei schriftlichen Quellen hinterlassen, die uns helfen könnten, ihre Vorstellungswelt und ihren Alltag zu rekonstruieren. Wir sind angewiesen auf die Beobachtungen Außenstehender. In diesem Fall auf die Schriften griechischer und römischer Gelehrter und Autoren.
So stellen wir uns die Frage - über welches gesicherte Wissen über die Druiden verfügen wir eigentlich? Was bleibt bei einer kritischen Betrachtung der Quellen an Fakten übrig? Die Rekonstruktion der Geschichte der Druiden ist eine Spurensuche in der Vergangenheit.