"Freiheit für die Sklaven!" Abraham Lincoln - Kampf um den Erhalt der Union
1809 kommt in Kentucky in einer Blockhütte ein Junge zur Welt, der als 16. Präsident der USA Weltgeschichte schreiben wird. Abraham Lincoln führt ein Leben zwischen dem Trauma des Bürgerkriegs und dem Traum von der Freiheit.
Lincoln wird am 12. Februar 1809 in West-Kentucky als Sohn eines Kleinbauern geboren. Die Mutter stirbt, als Abraham neun Jahre alt ist. Von Kentucky zieht die Familie nach Indiana, dann nach Illinois. Der Junge besucht nur sporadisch die Schule. 1828 reist Lincoln auf einem Lastenkahn nach New Orleans und begegnet dort den Schrecken der Sklaverei.
1831/32 arbeitet er in einem Laden in New Salem, Illinois. Dank seines Rednertalents wird er im Black-Hawk-War (Indianerkrieg) zum Hauptmann der Heimwehr seines Ortes gewählt. Als sich aus Relikten der Föderalistischen Partei George Washingtons die neue Partei der Whigs formiert, wird Lincoln Mitglied. Er nutzt seine Bekanntheit als Miliz-Captain und kandidiert - zunächst vergeblich - für das Parlament von Illinois. 1833 wird er Postvorsteher und nutzt die Gelegenheit zur ausgiebigen Zeitungslektüre und Weiterbildung. Als Autodidakt erwirbt er in den kommenden Jahren die Zulassung zum Anwalt.
1834 zieht er als Abgeordneter der Whigs ins Parlament von Illinois ein. Er spricht sich gegen die Sklaverei aus, von der er glaubt, sie zerstöre die Moral einer Nation. Der Jungpolitiker erweist sich als guter Netzwerker, ein Freundes- und Unterstützerkreis entsteht. Im November 1842 heiratet er Mary Todd, die Tochter eines wohlhabenden Sklavenhalters; sie bekommen vier Söhne. 1844 erwerben die Lincolns ein Haus in Springfield, der Hauptstadt von Illinois. 1847 gelingt dem inzwischen gut verdienenden Anwalt der Sprung ins Repräsentantenhaus, doch nach nur einer Legislaturperiode kehrt er nach Springfield zurück. Sein nächster Karriereschritt ist 1858 die Bewerbung um einen Sitz im Senat. Er führt sieben öffentliche Debatten gegen Stephen Douglas, ein prominentes Mitglied der Demokratischen Partei. Douglas wird zwar in den Senat gewählt, aber Lincoln erwirbt sich im Wahlkampf hohes Ansehen. In seiner "House-Devided"-Rede zum Nord-Süd-Gegensatz und zur Machtverteilung zwischen Zentralregierung und Einzelstaaten bezieht er Position:
"Ein Haus, das in sich selbst geteilt ist, kann nicht stehen. Ich glaube, dass dieses unser Regierungssystem - halb für die Sklaverei und halb gegen sie - nicht von Dauer sein kann. Ich erwarte nicht, dass die Union der Vereinigten Staaten sich auflöst; ich erwarte nicht, dass das Haus fallen wird. Aber ich erwarte, dass es aufhören wird, geteilt zu sein. Es wird das eine sein oder das andere."
Lincoln 'House-Devided'-Rede
In den 1850er Jahren zerfällt die Partei der Whigs. Aus ihren Resten und Teilen der Demokratischen Partei geht eine neue Gruppierung hervor: die Republikaner. Die Partei ist mittelständisch orientiert, unfreie Arbeit gilt für die meisten ihrer Anhänger als verwerflich. Lincoln ist eines der Gründungsmitglieder. 1860 nehmen die Republikaner erstmals an der Präsidentenwahl teil. Im Nominierungsverfahren um die Präsidentschaftskandidatur setzt sich Lincoln, der sich in der Rolle des einfachen, ehrlichen Selfmademans gefällt, gegen den New Yorker Senator William Seward durch.
Lincolns Botschaft an die Wähler ist eindeutig: Er ist kein radikaler Abolitionist, nach seiner Interpretation der Verfassung kann die Sklaverei im Süden bleiben. Der Zerfall der Vereinigten Staaten muss aber unbedingt verhindert werden. Wenn es um den Erhalt der Union geht, ist die Sklavenfrage nachrangig.
Die Präsidentenwahl 1860 findet in einer aufgeheizten Stimmung statt. Obwohl er sich als Mann des Kompromisses präsentiert, ist Lincolns Name im Süden auf vielen Wahlzetteln nicht zu finden. Da seine politischen Gegner, die Demokraten, in einen Nord- und Südflügel gespalten sind, wird Abraham Lincoln am 6. November mit etwa 40 Prozent der Wählerstimmen zum Präsidenten gewählt. Bis auf den Sklavenstaat Missouri gewinnt er alle Nordstaaten und verfügt über eine komfortable Wahlmännermehrheit.