Das Bild der Bayern
Geschichte | RS, Gy |
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Ist Bayern echt? Gibt es die Gefilde irdischer Seligkeit, das Land der ewig blauen Berge, der glücklichen Kühe und noch glücklicheren Menschen wirklich? Oder ist alles nur ein Mythos, ein Marketingcoup gewiefter Tourismusexperten?
Weltoffen, griabig, großzügig, liberal. Vielleicht ein bisserl grantig hie und da, aber nur, weil's dem Wohlbefinden dient und zur mentalen Grundausstattung gehört. Ansonsten gilt leben und leben lassen! So sehen sich die Bayern gern, so wollen sie gesehen werden, so bewerben sie ihre Eigenart weltweit. Ja, so san's, und mittlerweile glauben alle daran. Die Hiesigen sowieso, und der Rest der Welt überzeugt sich alljährlich beim Oktoberfest oder im Sommerurlaub davon, dass der Himmel über Bayern ganz besonders blau, die Berge majestätisch, die Burschen schneidig, die Maderln resch sind und die Maßerl süffig sind.
Die weißblaue Eigenmarke
Die weißblaue Image-Kampagne läuft wie geschmiert. Bayern ist ein global bekannter Markenartikel mit standardisierten Image-Elementen und Wohlfühlgarantie. Das zahlt sich aus. Im international tonangebenden Reiseführer Lonely Planet rangiert Bayern auf Platz 8 der weltweit sehenswertesten Regionen und 37 Millionen Touristen schauen jedes Jahr persönlich nach, ob auch alle Klischees in Schuss und aufpoliert sind.
Selbstbewusstsein und Selbstinszenierung
Mittlerweile glauben viele Bayern auch selbst daran, einem auserwählten Volk anzugehören und aller Welt die Bestätigung süffiger Bayernklischees schuldig zu sein. Aber sind die Bayern wirklich etwas besonders? Gibt es die so oft beschworene spezifisch bayerische Lebensart wirklich? Sind Bayern anders, besser, bodenständiger, heimatverbundener, authentischer als alle anderen? Oder ist das Bayernbild nur ein gelungener Marketingcoup, eine Erfindung gefälliger Vorabendserien und der Tourismus-Branche? Spannend ist es auf jeden Fall, der wechselhaften Geschichte des Bayernbildes seinen Etappen, Sprüngen, Widersprüchen und Zukunftsfähigkeit nachzuspüren.