Der erste weibliche Pharao Auf dem Weg zur Macht
Als Hatschepsuts Vater Thutmosis I. stirbt wird dessen Sohn Thutmosis II. König und Hatschepsut seine Frau. Über Thutmosis II. ist uns nicht viel überliefert. Man nimmt an, dass er sehr jung war, als er an die Regierung kam und dass er auch nur kurz regiert hat.
Hatschepsut an der Seite von Thutmosis II.
Kriegerische Tätigkeiten sind kaum belegt und auch eine geringe Bautätigkeit würde zu einer kurzen Regierungszeit passen. Heute vermutet man eine Regierungszeit von drei Jahren. Hatschepsut und Thutmosis II. haben eine Tochter, Neferure. Aus einer Nebenverbindung hat der König noch einen Sohn. Immer wieder wird behauptet, dass Hatschepsut schon damals die "Graue Eminenz" hinter ihrem Gemahl gewesen sei. Doch Reliefs zeigen, dass sie ihre Rolle nach den Traditionen des Landes ausgefüllt hat. So zeigt beispielweise eine Stele die königliche Familie kurz vor dem Tod Thutmosis II. Der junge König blickt dem Sonnengott Amun-Re ins Gesicht. Dahinter steht seine Stief-/Schwiegermutter Ahmose mit Geierhaube, Uräusschlange und Falkenfeder. Hatschesput steht hinter ihrer Mutter, ihr einfaches Kleid und der Modius kennzeichnen sie als Jung-Königin. Der Modius ist eine flache, mit Blumen dekorierte Krone, die von einer Reihe nicht besonders bedeutender Frauen im Neuen Reich getragen wurde.
Hatschepsuts Macht wächst
An der Seite von Thutmosis II. ist Hatschepsut die "Große Königsgemahlin". In dieser Funktion gelingt es ihr, den einflussreichen Titel und hohen Rang einer "Gottesgemahlin des Amun" zu erlangen. Die Stellung der Gottesgemahlin wird von Forschern unterschiedlich bewertet. Einige sehen vor allem die politische, andere die theologische und dynastische Bedeutung. In jedem Fall war es ein Amt, das mit großem Einfluss verbunden war. Sicher ist, dass Hatschepsut mit diesem Titel eine hohe Funktion im Amun-Kult inne hatte und der gesamten weiblichen Priesterschaft vorstand.
Hatschepsut wird Regentin
Nach nur dreijähriger Regierungszeit starb Thutmosis II. Seine beiden Kinder dürften beim Tod des Vaters nicht älter als zwei Jahre gewesen sein, seine Witwe Hatschepsut vielleicht 15 Jahre. Die Regentschaft für den minderjährigen Thutmosis III. wird zunächst von Hatschepsuts Mutter ausgeübt, der Königswitwe Ahmose. Erst nach ihrem Tod übernimmt Hatschepsut diese Aufgabe. Regentinnen für unmündige Könige sind in Ägypten keine Seltenheit, seit der 1. Dynastie sind diese belegt. Hatschepsut steht somit in einer weit zurückreichenden Tradition.
Hatschepsuts Griff nach der Macht
Bei Hatschepsut kommt es zu einer Machtkonzentration, die den Griff nach der Krone erlaubt. Im Jahre 7 der Herrschaft von Thutmosis III. verändert sich alles: Die Regentin lässt sich zum König ausrufen! Der Übergang ist fließend, so benutzt sie ihren späteren Thronnamen Maatkare schon vor der Krönung als zusätzlichen Namen. Sie nimmt alle Königsinsignien und fünf Königsnamen an: den Horusnamen, "Mächtig an Ka-Kräften"; den Nebtinamen, "Jugendlich an Jahren"; den Goldnamen, "Göttlich an Erscheinung"; den Thronnamen, "Maatkare" (Gerechtigkeit und Lebenskraft des Re); und den Geburtsnamen, "Die Erste der Edlen Damen, die mit Amun vereint ist".
Wir wissen nicht, was Hatschepsut zu diesem Schritt veranlasst hat. Man hat ihr unterstellt, sie sei von maßlosem Ehrgeiz getrieben, doch dafür gibt es keine Belege. Neue Forschungen weisen in eine andere Richtung. Ihre Stellung als Tante des Königs war nicht im Mythos verankert, der neue König sehr jung und aus einer Nebenlinie. Zum Machterhalt brauchten beide sich gegenseitig.