Inselmosaik zwischen den Ozeanen Von der Kolonie zur Republik
Unter dem Slogan "Ein Volk - ein Land - eine Sprache" sammelte sich noch zu Kolonialzeiten die Unabhängigkeitsbewegung. Sie wurde in den 1920er und 1930er Jahren von der intellektuellen Elite des Landes vorangetrieben, jungen nationalistisch gesinnten Leuten, die sich eher als "Indonesier", denn als Javaner oder Sundanesen empfanden. Meist in Europa ausgebildet, bildeten sie nach dem Verbot der Nationalpartei PNI 1931 kleinere Kadergruppen, die gegen die niederländische Kolonialmacht aufbegehrten.
Eine Wende trat 1941 ein: Japanische Truppen besetzten das Land und internierten die verbliebenen Niederländer. Anders als die Europäer band die Achsenmacht Japan Einheimische in die Verwaltung ein. Nach der Kapitulation Japans unternahm die "middelgrote mogendheit", die "mittlere Großmacht" Holland, den Versuch, die Kolonialgeschichte in Südostasien fortzuschreiben - ohne Erfolg. Der japanische Historiker Goto Ken'ichi schrieb, dass zwar 40.000 Niederländer ausgereicht hätten, die Kolonie zu beherrschen, aber 145.000 sie nicht zurückerobern konnten. Die Weltöffentlichkeit sympathisierte mit den Autonomiebestrebungen Indonesiens. Die im August 1945 proklamierte Republik wurde im Dezember 1949 endgültig unabhängig.
Fünf Prinzipien für die Einheit
Der Staatsgründer Sukarno muss geahnt haben, welche Schwierigkeiten auf sein Riesenreich zukommen würden. In einer Rede vor dem Untersuchungsausschuss, den die japanischen Besatzer zur Vorbereitung der Unabhängigkeit einberufen hatten, nennt Sukarno fünf Leitlinien. Als Pancasila, Sanskrit für "fünf Prinzipien", sind sie in die Präambel der Verfassung eingegangen
Die fünf Prinzipien
1. Prinzip der "All-Einen Göttlichen Herrschaft"
2. Humanismus / Internationalismus
3. Nationale Einheit
4. Demokratie
5. Soziale Gerechtigkeit
Die ursprüngliche Absicht war, mit der Pancasila identitätsstiftende Grundsätze zu formulieren. Ob dieser Anspruch eingelöst wurde, gilt als umstritten: Wissenschaftler wie Masykuri Abdillah von der staatlichen Universität Jakarta meinen, dass die indonesische Verfassung ein Vorbild für einen Kompromiss aus demokratischen Grundsätzen und islamischen Lehren gelten kann. So sei der Islam keine Staatsreligion, dennoch erkenne der Staat die islamische Scharia an, garantiere aber auch anderen Religionen verfassungsrechtlichen Schutz.
Kritiker des ersten Pancasila-Prinzips sprechen von einer Diskriminierung all jener Religionen, die sich weder auf einen allmächtigen Gott noch auf eine heilige Schrift berufen. Sie glauben, dass die mehr als 50 Jahre währenden Diktaturen der Präsidenten Sukarno und Suharto die freiheitlichen Aspekte der Pancasila aufgeweicht haben.
Als der Herrscher Suharto 1998 nach schweren Unruhen zurücktrat, kam Bewegung in Indonesiens Demokratie. Zahlreiche Parteien wurden gegründet, das Wahlgesetz geändert, die Pressefreiheit gestärkt, politische Gefangene entlassen. Den Abschluss der Reformprozesse bildete die Verfassungsänderung von 2004. Seitdem ist die "Beratende Volksversammlung" ein Zweikammerparlament, der Präsident wird direkt vom Volk gewählt. Nach den Wahlen vom September 2004 gilt Indonesien in der Weltöffentlichkeit als demokratischer Staat.