Bayern 2 - radioWissen


44

Schutz und Selbstbehauptung

Von: Simon Demmelhuber / Sendung: Justina Schreiber

Stand: 25.07.2018 | Archiv

Mann mit stoppender Hand und einem "Nein" | Bild: colourbox.com
PsychologieRS, Gy

Immer als erster im Büro und als letzter draußen? Dauernd die doofen Jobs an der Backe? Was andere sagen, wiegt zentnerschwer und jedes "Nein" würgt wie eine Gräte im Hals? Das riecht nach einem echt fetten Abgrenzungsproblem!

Die Ausbeuter lauern überall: Im Elternhaus, in der Schule, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz. Sie spannen uns vor ihren Karren und laden ihren Müll bei uns ab. Sie schwätzen uns Trends und Lifestyles auf, sie pumpen uns mit Meinungen und Slogans voll, sie halten uns ihr Stöckchen hin und erwarten, dass wir springen. Ihr Ideal ist der rundum verfügbare Jasager, knetbar, benutzbar, anspruchslos und stets bereit, sein Bestes zu geben.

Bis hierher und nicht weiter!

Stopp! So nicht! Es gibt ein sicheres Hilfsmittel gegen diese alltäglichen Zumutungen, Übergriffe, und Ausnutzungsorgien. Es reicht, einfach "nein!" zu sagen. Oder "ich will das nicht!" Oder "das sehe ich anders!" Es genügt, klare Grenzen zu setzen zwischen dem, was wir wollen, wünschen, brauchen, spüren, denken und dem, was andere wollen, wünschen, brauchen, spüren, denken.

Ein Wagnis mit offenem Ausgang

Das klingt einfach und ist doch so schwierig. Die Grenzen, die wir setzen, schützen uns vor Überforderung und wahren unsere Interessen. Sie sind legitim und überaus nötig. Aber jedes "nein" ist immer wieder ein Wagnis mit offenem Ausgang. Jedes "nein" konfrontiert uns mit Verlustängsten und Schuldgefühlen, jedes "nein" zwingt uns, mit Affekten und Gegenreaktionen wie Enttäuschung, Liebesentzug, Wut, Unverständnis, mit dem Vorwurf der Undankbarkeit oder Gefühlskälte fertig zu werden.

Eine lebenslange Lernaufgabe

Keine Frage: Die Fähigkeit zur Abgrenzung erfordert Mut, Kraft, Ausdauer und Konfliktbereitschaft. Aber genau diese Fähigkeit entscheidet, wer wir sind und ob es uns gelingt, ein stabiles, selbstbestimmtes durch "atmende" Grenzen geschütztes Ich zu entwickeln. Ein Ich, das Übergriffe und invasive Affekte wirksam abwehrt, ein Ich, das sich behauptet und dennoch offen bleibt für Nähe und Gemeinsamkeit, für Kompromisse und Beziehungen. Mit diesem starken, autonomen Ich werden wir nicht geboren. Wir müssen es entwickeln. Das ist unsere lebenslange Lernaufgabe, die mit dem ersten selbstständigen Atemzug beginnt und unentwegter Nachschulung bedarf.

Lernziel Individuum

Weinender Junge | Bild: colourbox.com zur Übersicht Grenzen setzen Der lange Weg zum Ich

Wer bin ich? Wo beginnt dieses Ich, was macht es aus, wo endet es? Um diese Fragen zu klären, müssen wir Grenzen ziehen: Zwischen Ich und Du, Wollen und Sollen, Mein und Dein. Nur so werden wir erwachsen, nur so gelingt Identität. [mehr]

Ohne mich!

Erschöpfter Mann bei der Arbeit | Bild: colourbox.com zur Übersicht Grenzen setzen Die hohe Kunst der Selbstobsorge

Grenzen setzen ist schwierig. Aber unverzichtbar. Denn wer sich selbst zum Wurm macht, darf nicht klagen, wenn er getreten wird. Gegen Ausbeuter und Abgreifer hilft nur eins: Ein klares "Stopp! Bis hierher und nicht weiter!" [mehr]

Das unverkrampfte Ich

Wütender Nachbar schimpft über den Gartenzaun | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Grenzen setzen Abgrenzen mit Augenmaß

Abgrenzung heißt nicht Rollladen runter, Zugbrücke hoch. Es geht nicht um Totalverweigerung und harten Ellbogeneinsatz. Es geht darum, eine gesunde Balance von Selbstschutz, Selbstbehauptung und gelingendem Miteinander zu finden. [mehr]

Hätten Sie's gewusst?

Quiz - Fragezeichen | Bild: colourbox.com zur Übersicht Grenzen setzen Testen Sie Ihr Wissen!

Wie heißt die Phase, in der aus süßen Kleinkindern trotzige Verweigerungsmonster werden? Was haben Wutattacken mit schwammigen Grenzen zu tun? Wenn Sie diese Fragen locker wegstecken, packen Sie die übrigen Quiz-Klippen mit links. [mehr]

Audio

Frau fordert mit abwehrender Handgeste Distanz ein | Bild: colourbox.com zum Audio Grenzen setzen Schutz und Selbstbehauptung

Im Umgang mit anderen Menschen und den eigenen Kräften gilt es, Grenzen zu setzen bzw. zu respektieren. So bleibt die Eigenständigkeit des Individuums gewahrt. (Lernmaterialien zum Thema unter http://www.radiowissen.de) [mehr]


44