Von Ablass, Beichte und dem lieben Seelenfrieden
Religion | HS, RS, Gy |
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Buße hat ein schlechtes Image. Sie schmeckt nach Schuldgefühlen, nach Beichtstuhl, Strafe und Verzicht. Sagen die einen. Die anderen behaupten: Buße befreit. Sie heilt Brüche, die das Leben verdüstern und schenkt tiefen Seelenfrieden. Wo liegt die Wahrheit?
Buße als Lifestyle? Vielleicht früher einmal, als die Menschen noch vor der Hölle zitterten und das Fegfeuer noch teuflisch heiß war. Aber heute? Wer bangt heute noch ernsthaft um sein Seelenheil? Ist es nicht viel wichtiger und angenehmer, das Hier und Jetzt in vollen Zügen zu genießen? Und lehrt uns die Psychologie nicht ohnehin, dass das ewige Graben und Wühlen in Schuld den Menschen krank macht? Dass er sich frei machen muss von aufgezwungenen Schuldgefühlen, mit denen Kirche und Obrigkeit Jahrhunderte lang über verkümmerte Seelen herrschten, um gesund und in Würde zu leben?
Das ist nicht ganz falsch. Birgt aber die Gefahr, das Kind mit dem Bad auszuschütten. Denn wer Buße nur als antiquierten Seelenmasochismus verhärmter Frömmler und Kopfhänger abtut, weiß wenig vom Menschen und dringt nicht zum Kern der Sache vor. Das, worum es eigentlich geht, ist weit vielschichtiger und greift wesentlich tiefer. Im Innersten rührt Buße an Erfahrungen, die jeder Mensch macht und auf die jeder Mensch eine Antwort finden muss: Wie gehe ich um mit Schuld und Vergebung, mit Versagen und Verstrickung? Wie gehe ich um mit Schmerzen, die ich erlitten und anderen zugefügt habe? Wie schließe ich Frieden mit mir selbst und meinen Mitmenschen? Wie schaffe ich einen Neustart, wenn alles um mich her in Trümmern liegt, wie räume ich Geröll und Hindernisse aus dem Weg, die mich von anderen trennen?
Buße - Ausweg aus scheinbar auswegslosen Situationen?
Genau das meint Buße: Zurück auf Null, wenn eine Sache scheinbar völlig verfahren ist, einen Ausweg aus festgefahrenen Situationen finden, Ballast abwerfen und neu anfangen, durchstarten ohne Übergepäck, verzeihen können und Vergebung empfangen, Trennungen überwinden, Mauern einreißen. Wer den Mut aufbringt, Schuld einzugehen, aus Fehlern zu lernen, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun, hat verstanden, was Buße meint - und auch bereits Buße geleistet.
Was zwischen den Menschen gilt, gilt ebenso und erst recht in der Beziehung des Menschen zu Gott. Für Christen ist Buße die Aussöhnung mit dem Schöpfer, ist Heimkehr des verlorenen Sohns, ist ein Geschenk, das entlastet, Vergebung, Seelenfrieden und Leben spendet. Buße macht nicht klein und verzagt, sie macht heiter und stark. Sie befreit, weil ihr eigentliches Wesen nicht Strafe und Züchtigung, sondern Verzeihung und Versöhnung ist.