Das Thema Der Ablasshandel
Spätestens im 16. Jahrhundert ist die einst spirituelle Idee des Ablasses vollständig in den Hintergrund getreten und zum lukrativen Werkzeug kirchlicher Geldbeschaffung verkommen.
Der Missbrauch des Ablasswesens entfacht die Reformation
Die mehr und mehr verwilderte Ablasspraxis führte zu gravierenden, von der der römischen Kurie und zahlreichen Prälaten maßgeblich geförderten Fehlinterpretationen durch das Kirchenvolk. Dazu gehörte beispielsweise die Vorstellung, ein gekaufter Ablass könne die zeitlichen Sündenstrafen im Fegfeuer auch ohne Buße und Beichte tilgen.
Martin Luther rebelliert gegen den Ablasshandel
Als Papst Leo X. den Verkauf von Ablassbriefen anheizte, um den Neubau des Petersdoms zu finanzieren, erreichte der von vielen Kirchenoberen immer wieder angefochtene Schacher einen neuen Höhepunkt. Im Sommer 1517 war für Martin Luther, der seit 1514 als Theologieprofessor und Prediger in Wittenberg wirkte, das Maß voll. Mit den berühmten 95 Thesen prangerte er eine Kirchenpraxis an, die das Seelenheil der Gläubigen in seinen Augen ernsthaft gefährdete. Den Menschen vorzugaukeln, ein Ablass könne Beichte und Reue ersetzen, Seelen aus dem Fegfeuer loskaufen und die Schuld auch nur der geringsten lässlichen Strafe erlassen, war für Luther eine verderblich Irrlehre, die es auszumerzen galt. Denn "es gibt keinen Geldbeutel, der so groß ist, dass er Gottes Gnade herbeizwingt. Silber und Gold sind vor Gott nichts. Wer nur damit zu Gott kommt, kommt mit leeren Händen. Wir können uns von unseren Sünden nicht freikaufen. Es kommt nur auf eines an, dass Christus durch den Glauben in Euren Herzen wohnt."
95 Thesen zum Ablass verändern die Welt
Ob Luther seine 95 Thesen tatsächlich am 31. Oktober am Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen hat, oder nur schriftlich als Einladung zur Disputation an Gelehrte verschickte, ist umstritten und letztlich auch belanglos. Wichtig ist allein, dass sie anscheinend den Nerv der Zeit trafen und ein Reformbedürfnis ausdrückten, das sich schließlich unaufhaltsam seine Bahn brach.