Bayern genießen "Früh" genießen im April
So früh wie heuer war das Frühjahr nie; selten jedenfalls. Und auch wenn's jetzt vielleicht noch zu früh zum Auf-der-Wiese-liegen ist: Bei Bayern genießen dreht sich heute alles um den frühen Genuss, den Genuss der Frühe.
Die Genußthemen aus den bayerischen Regionen
Früh getrunken. Alte Regensburger Kaffeetradition.
Früh gegessen. Wo Morgenstund Brot im Mund hat.
Früh gegangen. Freude an frühen Bergtouren.
Früh geschlafen. Wandern für Langschläfer
Früh gefischt. Felchen aus dem Bodensee.
Früh gelebt. Frühere Lebewesen in Bayern
Regensburger Kaffeetradition
Es war der Augsburger Arzt und Naturforscher Leonhard Rauwolf, der in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts in Syrien den Kaffee kennengelernt und danach als erster Europäer über seinen Genuss und seine Wirkung berichtet hat. Trotzdem hat es noch einmal rund hundert Jahre gedauert, bis der Kaffee bei uns heimisch wurde. Eines der allerersten Kaffeehäuser hierzulande eröffnete 1686 in Regensburg für die Gesandten des dortigen Immerwährenden Reichstags.
Und die alte bayerische Haupt- und Handelsstadt ist seit diesen frühen Zeiten immer eine Kaffeestadt geblieben. Mit den besten Kaffee Regensburgs vielleicht ganz Bayerns gibt’s heute bei der Kaffee-Rösterei Rehorik, deren Kaffeesorten, die eigens in Honduras, Guatemala, Brasilien oder Kolumbien eingekauft werden, jedem Genießer zu früher Morgenstunde ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Bei Rehorik in Regensburg kann man auch verschiedene Kaffee-Seminare belegen.
Das Marktcafé Brandstetter in Würzburg
Das Leben wird ja immer dann besonders interessant, wenn die Dinge nicht allzu eindeutig sind: wenn zusammenkommt, was scheinbar nicht zusammengehört, wenn sich Gegensätze berühren und in den Schnittmengen Neues entstehen kann.
Das ist auch mit dem ‚spät‘ und dem ‚früh‘ so. Wenn das ‚sehr spät‘ mit dem ‚ganz früh‘ aufeinandertrifft, wenn ein Ende in einen Neubeginn übergeht, dann entstehen mitunter erstaunliche Dinge. Erlebbar wird das zum Beispiel im Gassengeflecht der Würzburger Altstadt: Da gibt es Bayerns wohl einzige Bäckerei mit Türstehern. Damit alles gesittet zugeht, wenn die ‚Übriggebliebenen‘ der Nacht mit der ‚Avantgarde‘ des Tages zusammentreffen, bei starkem Kaffee und den typischen Würzburger Hörnle.
Autor Jochen Wobser hat auch im Bild festgehalten, wie es beim Brandstetter in Würzburg in aller Herrgottssfrühe zugeht
Im Frühtau zu Berge...
April – der Monatsname hängt wahrscheinlich zusammen mit lateinisch „aperire“ = „öffnen“. Nirgendwo wird dieser uralte Zusammenhang deutlicher als im Gebirg, wo erst jetzt allmählich die Berghänge sich von Schnee und Eis befreien und, wie es mit einem alten bavaroromanischen Wort heißt, „aper“ werden.
Der April ist also der Monat, in dem sich die Berge öffnen, wieder begehbar werden. Für Wanderer beispielsweise. Und weil grad letzte Woche die Umstellung auf die Sommerzeit war, ist es jetzt sogar ganz bequem möglich die frühe Morgenstunde, den Sonnenaufgang am Berg zu erleben. Wahrhaft ein Erlebnis, das uns natürlich niemand näher bringen kann als Stefan Frühbeis.
Wanderungen für Langschläfer in der Fränkischen Schweiz
Gut, zugegeben: Früh aufstehen ist nicht jedermanns Sache – vor allem, wenn man mit dem Auto erst lang anreisen müsste. Man kann natürlich den Sonnenaufgang vielleicht nicht minder genussreich und auch relativ bequem vor der eigenen Haustür erleben auf einer Waldlichtung beispielsweise. Oder sich auch zu späterer Stunde noch auf eine richtige Wanderung machen.
Eigens für die Leute, für die zu früher Morgenstund höchstens ein Gähnen im Mund haben, gibt es jetzt eine Reihe von Wanderführern für Langschläfer. Für die Nordbayern bietet sich dazu die Fränkische Schweiz an: Die Wege sind kurz in jeder Hinsicht und die Einkehermöglichkeiten sind Legion.
In der Frühe fährt der Bodenseefischer hinaus
Was wäre unser Leben ohne all die Leute, die extra für uns früh aufstehen, damit wir den Morgen und auch den ganzen Tag so genießen können, wie wirs gern haben? Vom Bäcker haben wir schon geredet, jetzt aber zu einem Berufsstand, an den viele bei „frühem Genuss“ überhaupt nicht mehr denken – zu den Fischern. Die bayerische Berufsfischerei ist leider nicht mehr das, was sie in früheren Zeiten einmal war. Aber es gibt sie noch, vor allem an den großen bayerischen Seen. Am Bodensee beispielsweise. Mögen die Caprifischer erst hinausfahren, wenn die rote Sonne im Meer versinkt – am schwäbischen Meer wird gefischt, wenn die Sonne aufgeht.
Felchen mit Steinpilzen – ein zugegebenermaßen eher herbstliches Rezept, das man aber mit getrockneten Steinpilzen oder Wiesenchampignons auch im Frühjahr wunderbar zubereiten kann.
Frühe Lebewesen erleben - im Paläontologischen Museum in München
Es gehört zu den Geheimnissen des Jahreslaufs, dass das Früh-Jahr erst beginnt, wenn das Jahr schon wieder drei Monate alt ist und allmählich seiner Mitte entgegengeht. Das sind aber Probleme, dies eigentlich erst gibt, seit sich Menschen darüber Gedanken machen – und das ist ja, wie wir alle wissen, nach erdzeitlichen Maßstäben noch gar nicht so lang. Die Erde ist über vier Milliarden Jahre alt, einigermaßen intelligente Angehörige der Gattung Mensch gibt es erst seit vielleicht einer Million Jahren. Wesentlich mehr Lenze auf dem Buckel haben da andere irdische Vierbeiner. Die Dinosaurier beispielsweise hats schon vor rund 150 Millionen Jahren gegeben.
Auf dieser Karte finden Sie den Fundort des Urelefanten
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Wegbeschreibung: Wanderung zum Urelefanten
Das ist so lang her, dass sie sich seitdem gewaltig verändert haben. Sie sind simpel gesagt, Vögel geworden – soweit sie nicht ausgestorben sind.
Dass Bayern auch schon zu seinen Frühzeiten die Heimat von einer Unmenge solcher Urviecher war, das ist in der Paläontologischen und geologischen Staatssammlung in München dokumentiert. In der Münchner Staatssammlung für Paläontologie und Geologie ist übrigens heute „Tag der offenen Tür“. Noch bis 16 Uhr.
Vermutlich nicht erfahren können Sie im Münchner Paläontologischen Museum, wie wohl früher so ein Dinosaurier geschmeckt hat. Wahrscheinlich nicht anders als das Hendl oder der Truthahn, den sie vielleicht heut zu Mittag essen. Mit ihren schuppigen Haxen erinnern unsere Vögel ja noch bestens an ihre gewaltigen Vorfahren. Aber wir wollen Ihnen nicht den Appetit verderben.
Um Genuss zu früher Stunde geht’s auch bei unseren Kollegen vom Fernsehen in „Zwischen Spessart und Karwendel“. „Wenn ein Dorf erwacht“ heißt der Bayern-genießen-Beitrag am Sonntagnachmittag um 15 Uhr auf BR alpha.