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Herbstnebel und Depression Wenn am Main der Nebel die Stimmung trübt

Rote Äpfel, orangefarbene Kürbisse und buntes Laub an den Bäumen: der Herbst ist eigentlich die Zeit der prallen Farben – wenn man sie denn sieht im dicken Nebel. Denn auch das ist nun mal der Herbst: die Tage werden kürzer, das Wetter wird trüber, und vielen Menschen schlägt das aufs Gemüt, Stichwort "Herbstdepression“.

Von: Anke Gundelach

Stand: 31.10.2015 | Archiv

Ein Mann steht bei nebligem Wetter auf einem Steg  | Bild: picture-alliance/dpa

Es gibt diese saisonale Depression tatsächlich, sagt Prof. Dr. Rüdiger Höll, der ärztliche Leiter der Parkklinik Heilgenfeld in Bad Kissingen. In der Medizin sei die saisonale Depression (SAD) seit Ende der 1980er Jahre ein Begriff.

Die Ursache liegt wohl in der mittleren Sonnenscheindauer, die im Herbst abnimmt. Damit bekommen wir weniger Licht ab. Das führt zu einem Abfall von Serotonin, einem wichtigen Botenstoff unter anderem in der Stimmungsregulation. Die Verringerung der Lichtintensität und der Serotoninabfall wiederum führen zu einer Reaktion der Zirbeldrüse (Epiphyse) im Gehirn. Sie stellt aus Serotonin das Schlafhormon Melatonin her. Wir werden gleichsam in den Winterschlafmodus versetzt. Müdigkeit, Schlafstörungen und Depressionen können die Folge sein. Der Nebel in den Herbst- und Wintermonaten dämpft den Lichteinfall zusätzlich und verstärkt diese Wirkmechanismen noch. Überdies kann uns dichter Nebel auch psychisch verunsichern. Sehleistung und Orientierung werden schlechter. Beim Spaziergang im Nebel können leichter Ängste auftreten.

Trockene Früchte speichern Licht und Vitamine

Zur Behandlung und Vorbeugung rät der Facharzt vor allem: raus aus dem Haus! Man sollte so viel natürliches Licht tanken wie möglich und sonnige Momente nutzen. Auch an düsteren Tagen ist das Licht draußen immer noch intensiver als drinnen. Wer die Möglichkeit hat, kann am Wochenende auch einen kurzen Bergurlaub „über den Wolken“ oder eine Fahrt in den Süden machen. Auch Lichttherapie hat sich zur Behandlung von Herbst- und Winterdepressionen bewährt. Ansonsten rät Rüdiger Höll zu einer ausgewogenen und vitaminreichen Ernährung. Die „Kunst“, im eigenen Keller Äpfel oder eingemachtes Obst einzulagern, das die Energie des Sommers gespeichert hat, sei leider etwas in Vergessenheit geraten, bedauert er.  

Entspannen bei einer Tasse Tee

Auch Uta Zwick, eine Bad Kissinger Fachapothekerin für Homöopathie und Naturheilkunde, hat einige Tipps, wie man der Herbstdepression vorzubeugen kann. Sie empfiehlt neben Vitamin-C-reichen Früchten den Verzehr von magnesiumhaltigen Lebensmitteln wie Nüssen, Bananen oder Vollkorngetreide. Zur Stärkung der Abwehr benötigt der Körper auch Zink, das zum Beispiel in Hülsenfrüchten stark enthalten ist. Aber auch die wohltuende Wirkung von Kräutern kann man sich an düsteren Tagen zunutze machen. Eine Aromalampe mit Jasmin- oder Rosenöl kann dem Kopf „Sommer“ signalisieren. Ein Beruhigungstee mit Baldrian wirkt schlaffördernd und stimmungsaufhellend. Ein Stimmungsaufheller bei Depressionen ist außerdem das Johanniskraut mit seinen wärmenden, krampflösenden und schmerzstillenden Eigenschaften.

Bei ausgeprägten depressiven Verläufen sollte Betroffene allerdings einen Arzt aufsuchen. Gegebenenfalls ist dann auch eine medikamentöse Therapie oder Psychotherapie nötig.


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