Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Einkaufen auf dem Bauernmarkt

Wer frisches Gemüse aus der Region will, der ist auf einem Bauernmarkt genau richtig. Unser Autor, Paul Enghofer, hat sich auf dem Kößlarner Bauernmarkt im niederbayerischen Bäderdreieck einmal umgeschaut.

Von: Paul Enghofer

Stand: 01.04.2016

Bayern genießen: Am Bauernmarkt in Kößlarn

Die Marktleut‘, die den Kößlarner Bauernmarkt bedienen, etwa die von der Gärtnerei Lirsch, kommen aus der unmittelbaren Umgebung von Kößlarn. Wenn ein Gemüsebauer jetzt in unseren Breiten etwas Eigenes, also keine frischen Paprika aus dem Westjordanland oder Erdbeeren aus Ägypten, am Marktstand anbietet, kommt das meist noch aus dem Gewächshaus oder aus seinem Lager. 

Gemüse muss gut gelagert werden

Das Lagergemüse, die Krautköpf und der Lauch, allerlei Wurzelwerk, der Sellerie, braucht die richtigen Bedingungen, gleichbleibende Temperaturen und Feuchtigkeit, zum Frischbleiben über den Winter hinaus. "Marktfrisch" heißt also nicht unbedingt "gerade geerntet" sondern auch "gut gelagert". Lirsch weiß natürlich, warum die Gelben Rüben immer noch so gut ausschauen. Sie sind Monate alt.

"So lang ma' sie in der Erden drin hat, so lang kann man sie schon noch aufheben, aber wenn's amal g'waschen sand, a Woch' zwoa Wochen, dann sand's nimmer so frisch."

Josef Lirsch, Bauer in Pelkering

Vom Lirsch in Pelkering sind es vielleicht zehn Kilometer nach Rucking. Der Marktort Kößlarn liegt dazwischen. In Rucking, in einem wunderschön erhaltenen, denkmalgeschützten Bauernhof, betreibt Isolde Moser eine kleine Käserei. Schon am Tag vor dem Markt hat sie zu tun. Alles aus Schafmilch. 

"Der Frischkäse, der derf jetzt im Salzwasser baden, eine Stunde, und dann kimmt er raus und über d‘Nacht ruaht er dann. Und am nächsten Tag wird er ja dann an Markt g'fahren.  Es hod a Zeitl dauert. I bin jetzt das elfte jahr auf'm Kößlarner Bauernmarkt, aber des hat se eigentlich recht schee eingebürgert."

Isolde Moser, Beitreiberin einer Käserei

Backwaren für jedermann

Doch: Was wäre ein Bauernmarkt ohne Bauernbrot? Für den Kößlarner Markt backt Resi Hirler auf ihrem Hof in Wilzing - fünf Minuten von Kößlarn entfernt - in der Früh' vorm Markt.

"Mir selber schmeckt's halt erscht amal, wenn's an zwoaten Tag alt is'. Irgendwie ziagt's halt da vom G'würz und vom Sauerteig, weil der Sauerteig macht ja praktisch  's Brot. Aber d'Leit sand ja des heit g'wohnt, dass immer a ganz a frisches Brot gibt, durch de Bäckereien und a von de Backshops her."

Resi Hirler, Bäckerin

Am Ferienhof Schrädobler in Schaching bei Kößlarn geht ein Markttag um vier Uhr früh an. Da wird "Schmalzbachernes" g'macht, Dafeite Erdäpfe etwa. Die heißen so, weil sie ausschauen wie faulige Kartoffeln. Sie werden in Ei gewendet und müssen dann noch einmal ins heiße Schmalz. Wenn die Fetzen davonhängen, gefallen sie Josef Schrädobler so richtig. Dann machen sie ihrem Namen alle Ehre.  Zwetschgenpavesen werden aus Weißbrotscheiben gemacht, die mit Pflaumenmus oder Powidl bestrichen und zusammengeklebt werden. In flüssigen Hefeteig getaucht und gebacken laufen sie zu Hochform auf.

Traditionelle Speisen 

Über zwanzig Jahre, seit 1995, gibt's den Bauernmarkt schon und neben dem Brot von der Resi Hirler und dem Schafskäse von Isolde Moser findet man noch eine Menge anderer guter Sachen, etwa Forellen, so frisch aus'm Räucherkammerl, dass sie am Standl noch rauchen. Natürlich müssen strenge Auflagen erfüllt werden, bei der Herstellung all der traditionellen Speisen und Schmankerl, die hier angeboten werden. Die Anforderungen an die Räumlichkeiten haben bereits die Existenz des Marktes in Frage gestellt. Gaststättenrecht und Baurecht, der Umgang mit offenen Lebensmitteln, alles schwierige Themen, die manche Aktive schon bald hätten aufgeben lassen.


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