Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Warmer Wind Der Föhn in Niederbayern

Viele kennen die Bilder, die die Münchner Silhouette vor der föhnig-dramatischen Alpenkulisse zeigen. Föhn gibt’s im ganzen Alpenvorland, bis hinunter nach Niederbayern. Die Oberbayern haben die Berge, und die Niederbayern den Weitblick. Hier eine niederbayerische Reverenz an den bayerischsten aller Winde.

Von: Harald Mitterer

Stand: 05.04.2015 | Archiv

Ja wenn er plötzlich kommt, der warme Wind aus den Alpen, dann ist für manchen nichts mehr, wie es war. Der Föhn. Er verändert über Nacht Menschen und ganze Regionen. Seit je her. Schon Bally Prell, die legendäre Volkssängerin, hat ihn besungen, den Föhnwind.

Bally Prell | Bild: Trikont

Bally Prell auf einem Archivbild der Trikont

Die einen sind bei Föhn zu nichts mehr zu gebrauchen, andere sind energiegeladen und können nicht genug kriegen von dem warmen Wind aus dem Süden. Und dem, was er aus uns Menschen macht. Rein meteorologisch ist das ein ganz klar definiertes Phänomen, erklärt Dr. Georg Landherr, Allgemeinmediziner mit Praxis in Eggenfelden, Flugarzt und Hobbypilot.

Wie Föhn entsteht

Der Föhn ist ein Wind, der bei uns alls warmer Fallwind ankommt und bei manchen Menschen einiges auslösen kann. Zum Beispiel bei Gerd Kreibich. Journalist im Rottal und klassischer Vorföhner:

"Ich bekomme gigantische Kopfschmerzen, des ist so, dass ich bei meiner Familie als Wettervogel gelte. Meine Familie leidet, ich kann fast nichts mehr machen."

Gerd Kreibich

Wenn der Föhn kommt, dann füllen sich auch die Arztpraxen im Voralpenland. Manche sprechen von der so genannten Föhnkrankheit, einem sehr indifferenten Krankheitsbild. So sieht es auch der Flug- und Allgemeinarzt Georg Landherr: Er vermutet, dass die Luftdruckunterschiede den Menschen Probleme machen.

Unbestritten: Es gibt nicht wenige Menschen, die bei Föhn extrem leiden. Das kenne auch die Apothekerin Renate Weber und ihre Angestellte Karin Hofmann von der Arbeit in der Marienapotheke in Mamming. Auch hier landen Vorföhner, Hauptföhner und Nachföhner mit den einschlägig indifferenten Symptomen. Die vorschnell eingenommene Schmerztablette aber ist mit Vorsicht zu genießen, warnen die Expertinnen. Im Gegenteil - dadurch könnten die Probleme sogar verstärkt werden:

"Man muss das den Leuten oft vermitteln: Der Körper verlangt einfach manchmal nach einer Schonzeit und einer Auszeit. Es ist durchaus so, dass Mond, Vollmond und natürlich auch der Föhn, Einfluss auf die Schlafqualität haben. Und da neigt man dann vielleicht eher zu Kopschmerzen.. Und da raten wir: Kommen'S runter, verdunkeln Sie das Zimmer, nehmen sie ein warmes Lavendelbad und legen Sie sich ein paar Stunden aufs Sofa. - Man hat auch Alternativen: Pfefferminzöl hilft ganz gut, oder Magnesium bei Spannungskopfschmerzen und da sind natürlich auch die Schüsslersalze."

Apothekerinnen Renate Weber und Karin Hofmann

Auch der bekennende Vorföhner Gerd Kreibich ist bei Föhnlagen verzweifelt auf der Suche nach Linderung. Wenn der warme Wind aus den Bergen kommt, dann ist er eine Belastung für sich und die Umgebung.

"Nur das Dumme ist, die Arbeit ist da, und man kann sich nicht einfach ausklinken. Ich reib' mich dann mit Pfefferminzöl ein und rieche wie ein Hustenguazl. Aber wenn der Föhn dann richtig da ist, dann ist das Kopfweh bald wieder vorbei."

Gerd Kreibich

Ganz anders der renommierte Bildhauer Joseph Michael Neustifter aus Eggenfelden. Er ist weder Vorföhner noch Hauptföhner noch Nachföhner, sondern einfach nur Föhngenießer:

Ein Bild vom Münchner Flughafen bei Föhnwetter

Der Föhn bereitet dem Voralpenland gigantische Fernsichten. Der Wind verliert über Norditalien seine gesamte Feuchtigkeit. Dadurch werden Aerosole – also feste und flüssige kleine Schwebeteilchen – aus der Luft ausgewaschen. Und plötzlich scheint das Gebirge vom Voralpenland aus zum Greifen nahe. Der Mediziner, Flugarzt und Hobbypilot Georg Landherr steigt dann gern in seinen Segelflieger. Und nutzt den Föhnwind sozusagen als kostenlosen Aufzug nach oben:

"Man sieht weit bis nach Mittelitalien hinein, über die Wolken von Norditalien drüber und auf der anderen Seite über den Bayerischen Wald hinaus weit nach Norden. Ich genieße es wenn ich Föhn nutzen kann und auch die Föhnwille benutzen kann, das ist ein ganz besonderes Erlebnis."

Georg Landherr

Ja der Föhn, er kann auch zu Höhenflügen führen, der Föhn.


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