Wetter spüren Der rauhe Wind am Ochsenkopf
Hoch oben auf dem Ochsenkopf in Fichtelgebirge steht ein Sendemast des Bayerischen Rundfunks. Wenn der Sturm um den Antennen-Turm pfeift – passiert das nicht ungehört. Denn zumindest im Winter ist der Turm rund um die Uhr mit einem Sendetechniker besetzt. Von dort hat er einen guten Überblick über Wind und Wetter:
Auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge ragt der Sendeturm spitz wie eine Nadel in den Himmel. Im Turm führt der Stationsleiter Bernhard Heerdt über mehrere Stockwerke immer im Kreis die Stufen hinauf, bis die Treppe endet. Weiter geht es nur noch mit Bergsteigerausrüstung.
"Also hier endet unser normales Treppenhaus und es beginnt die Steigleiter – Aluminium Hohlprofil mit einem Mitläufer, dass man sich beim Hochsteigen sichern kann."
Bernhard Heerdt
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Karte: Am Ochsenkopf
Wenn der Wind über das Fichtelgebirge braust, dann biegen sich nicht nur die Baumwipfel. Dann gibt auch schon mal der 200 Meter hohe Sendeturm nach. Bernhard Heerdt kennt das aus eigener Erfahrung:
"Und da war ich so ungefähr auf halber Strecke nach ganz oben und will wieder in die Leiter reinlangen und die ist weg. Also der ganze Turm hatte sich vielleicht um fünf Zentimeter bewegt aber das hat dazu geführt, dass ich irgendwie so an der Leiter hing und stieg und auf einmal war die Steigleiter fünf Zentimeter von mir entfernt und der erste Griff ging halt ins Leere."
Bernhard Heerdt
In den Wintermonaten arbeiten die Sendetechniker des Bayerischen Rundfunks im Schichtbetrieb. Rund um die Uhr ist der Turm dann mit einem Mitarbeiter besetzt. Bei einem technischen Defekt muss er schnell helfen und den Sendebetrieb sicher stellen. Eine abenteuerliche Anreise aus dem Tal durch Schneemassen und über umgestürzte Bäume hinweg würde viel zu lange dauern. So verfügt der Turm auch über eine Küche, Aufenthaltsraum und Schlafzimmer:
"Und wenn da in den Antennen oben der Sturm wütet, ja das hört man auch herunten natürlich. Das setzt sich im Gebäude fort und da dann in den Nacht Schlaf zu finden ist unmöglich. Und man ist dann ja auch alleine hier heroben. Die nächste Menschenseele ist im Tal zweieinhalb Kilometer drei Kilometer je nach dem entfernt."
Bernhard Heerdt
"Das pfeift und dröhnt, manchmal klappert es auch oben, also je nach dem aus welcher Richtung er kommt ist das sehr unterschiedlich wahrnehmbar."
Christian Raab
Auch Christian Raab hat schon den einen oder anderen Sturm auf dem Ochsenkopf erlebt. Der Aufenthalt auf dem Gelände rund um den Sendemast ist dann nicht ungefährlich:
"Grade im Winter jetzt. Wo ma doch recht Eisbesatz am Turm haben kann der Wind natürlich auch schon mal was runterblasen und dann wird es auch gefährlich. Also sollte man besser drin bleiben, wenn zu arg wird. Oder auch wenn die Sonne rauskommt und es fängt an zu tauen – dann ist es auch teilweise recht kritisch." Christian Raab
Drinnen ist es sicherer. Wenn aber ein Kabel streikt, müssen die Techniker trotzdem raus. Im obersten Stockwerk befindet sich ein Ausgang zu einer Plattform. Dort weht den Technikern der Wind ungebremst entgegen:
"Da kommt der Wind natürlich frei und es schnürt einem teilweise richtig die Luft ab, wenn man dann in den Windkanal reinkommt und man stemmt sich dagegen – also ist schon ähnlich wie an der Nordsee. Ist recht heftig." Christian Raab
Damit die Techniker nicht in die Tiefe stürzen, gilt auch hier die Anseilpflicht:
"Ja da sieht man hier schon das Schild, ohne Helm und ohne Gurt dürfen wir nicht raus. Das heißt wir begrenzen uns auf diesen kleinen Austritt. So und hier haben wir dann den Blick in die Umgebung auf das noch winterliche Fichtelgebirge."
Bernhard Heerdt
Heute weht nur ein Lüftchen. Bernhard Heerdt kennt es auch anders:
"Ja, dann bläht sich die Jacke auf – man kann sich das fast vorstellen, wie Motorradfahren auf einem nacked Bikewie die Leute so schön sagen – also keine Vollverkleidung und dann brausen wir mal mit 100 Stundenkilometern über die Landstrasse und so ungefähr fühlt sich das dann hier auch an – das heißt man muss sich festhalten. Es sind Geländer, es sind Gestänge und es gibt hier auch, wenn man an die Turminnenwand schauen – so einen Handlauf, der geht rund rum, da soll man sich aber nicht festhalten, sondern angurten."
Bernhard Heerdt
Vom Funkturm aus hat Bernhard Heerdt den Überblick und kam vor 15 Jahren auf die Idee Bilder und Wetterdaten ins Internet zu stellen. Es entstand das privat betriebene Internetportal: Bayernwetter. Ein ausrangierter Computer reicht für die Wartung der Seite:
"a und das ist hier dieser Rechner – ne Tastatur dazu. Sieht man auch einen ganz alten Monitor. Noch so ein Röhrenmonitor. Aber dafür, dass man vielleicht alle zwei Wochen mal reinschauen muss und was an der Programiierung tun muss tut es das auch." Bernhard Heerdt.
Nach Feierabend programmiert Bernhard Heerdt die Seiten auf dem Portal oder wartet die Wetterstation auf dem Gelände des Funkturms. Eine Hobbyanlage, räumt Bernhrad Heerdt ein. Die Geräte seien nicht normgerecht aufgestellt – Fehlmessungen seien daher nicht ausgeschlossen:
"Ja dann schaue ich mal auf die Menüleiste an der linken Seite, da finde ich Wetterstation – das ist gleich relativ weit oben muss ich ein bisschen warten bis die Seite sich aufbaut.(...). Ja und jetzt sehen wir im Augenblick - wir haben eine Außentemperatur von 9,65 Grad und wenn ma uns den Wind anschauen – dann haben wir erstmal den Windchill und der ist genauso 9,65 Grad weil nämlich kein Wind weht im Augenblick. Wir haben Windstille."
Hin und wieder wippen zwar die Tannenzweige rund um den Sendemast. Doch das Windmessgerät verharrt bewegungslos. Es befindet sich im Windschatten der großen Tannen an einer Garage montiert. Im Winter enteist Bernard Heerdt den Windmesser hin und wieder oder bringt ihn mit einem Tröpfchen Öl wieder in Schwung. So genau nimmt er es mit den Winddaten nicht. Denn auch die Besucher der Internetseite würden sich für Windstärken nicht sonderlich interessieren, erzählt der Sendetechniker. Denen gehe es vor allem um die Wetterbilder, die vier Webcams oben vom Sendemast liefern. Im 15 Minutentakt zeigt das Wetterportal Bilder vom Fichtelgebirge, egal ob es stürmt, die Sonne scheint oder der Gipfel des Ochsenkopf in Nebel gehüllt ist.