Bayern 2 - Zündfunk

Doppelalbum der Antilopen Gang "Studenten mit ihren ganzen Anti-Israel-Aktivitäten haben nur Blödsinn im Kopf"

Die Antilopen Gang haben ein Doppelalbum herausgebracht, in dem sie Punk und Rap miteinander vereinen. Bzw. eigentlich nicht, denn es gibt eine Platte für jedes Genre. Aber das ist natürlich von der Kunstfreiheit gedeckt.

Von: Falk Schacht

Stand: 12.09.2024 16:42 Uhr

Antilopengang  | Bild: Danny Kötter

Zündfunk: Wieso eine ganzes Album voller Punk?

Antilopen Gang: Die Idee gab es schon relativ lange, tatsächlich, weil in irgendeinem Moment unserer Bandgeschichte der Punk sowieso immer wieder auftaucht. Die Idee, dass man wirklich auch mal sagt, Ok, wir machen ein Punkalbum und es ist kein Gag und kein Bonusalbum und auch auch kein Scherz, sondern es ist wirklich ein Punkalbum und wir stellen das gleichwertig neben ein Rapalbum, diese Idee ist irgendwann dann so im Laufe des letzten Jahres konkret geworden.  

Koljah, wie leicht ist dir denn die Arbeit an diesem neuen Album eigentlich gefallen?

Koljah: Ich habe relativ lange Berührungsängste mit dem Album gehabt, weil ich eine starke Punk-Affinität hab und das dann so einfließen zu lassen, ist nicht so leicht, weil ich gleichzeitig auch ein Rap-Purist bin. Ich bin im Grunde ein Rap-Purist und ein Punk-Purist und der Rap-Purist sagt, Punk hat im Rap nichts zu suchen und andersrum ist es aber auch so. Deswegen wollte ich eigentlich immer Rapper sein und Rap-Musik machen und hatte auch keinen Bock auf echte Instrumente auf der Bühne zum Beispiel. Ich glaube vielleicht musste ich so ein bisschen älter und weiser werden, um irgendwann auch anzuerkennen, das ist das, was uns ausmacht. Das war ein Problem, das Daniel (Anmerk. der Redaktion: Danger Dan) gar nicht hatte.

Es ist auffällig, dass die Punkplatte eine Leichtigkeit hat, fast schon Eskapismusmäßig. Die Rap-Platte, hat eine gewisse Schwere, darauf ist die Battle-Rap-Attitüde sehr auffällig. Woher kommt das eigentlich? 

Panik Panzer: Das überrascht mich, dass Du das so siehst. Klar, ist Battle-Rap ein Genre, das uns alle sehr geprägt hat und auch irgendwie motiviert hat, überhaupt mit Rap anzufangen. Gegner beleidigen, das hat uns immer sehr Spaß gemacht, aber ich hab das Gefühl, wir haben das wirklich weitgehend irgendwie abgelegt und dass das kaum noch zu Tage kommt auf dieser Platte, deswegen bin ich überrascht über Dein Urteil.

Okay, Koljah, wie siehst du das? 

Koljah: Ich hab immer viel Battle-Rap gehört, diese Attitüde mochte ich immer und ich finde eigentlich, dass wir mit der Antilopen Gang diese Attitüde so sehr verinnerlicht haben, dass wir die einfach irgendwann auf alles Mögliche angewendet haben. Wir betteln jetzt nicht mehr notwendigerweise. Wir haben auch ein Lied gehabt, "Fick die Uni", da haben wir halt Studenten gebattelt. Im Grunde ist die Herangehensweise genau das, und das ist, glaube ich, auch sehr Rap spezifisch. Kein anderes Genre, glaube ich, hat diese Perspektive, dass man immer so konfrontativ rangeht und die Hörer im Grunde vor den Kopf stößt. So ein Lied wie "Traumtänzer und Schönmaler", das ist ein echter Battle-Track. 

"Traumtänzer und Schönmaler" ist ja quasi die Fortsetzung des Liedes "Oktober in Europa". In dem Song hattet ihr euch auseinandergesetzt mit den Folgen des Anschlages der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel. Wovon handelt jetzt dieser Song?

Koljah: Das ist ein Rundumschlag. Danger, der geht in erster Linie eigentlich auf die Studenten los und sagt "Fick die Uni, mehr denn je". Denn wir hatten mal ein Lied, das ist 15 Jahre her, das hieß "Fick die Uni". Jetzt aktuell sind uns die Studenten mit ihren ganzen Anti-Israel-Aktivitäten an den Unis negativ aufgefallen und die haben, glaub ich, eh einfach ein paar schlechte Bücher gelesen. Das wäre jetzt so meine Ferndiagnose und die haben irgendwie nur Blödsinn im Kopf und deswegen hat Danger die beleidigt. Ich würde sagen, die restlichen Strophen, die wir in dem Lied haben, Panik Panzer und ich, die sind sehr negativ, hoffnungslos und pessimistisch. Und im Grunde machen wir klar, dass von der Antilopen Gang keinerlei konstruktiver Vorschlag zu erwarten ist, keine Verbesserungsvorschläge, alles ist beschissen und es gibt keinen Ausweg, stellen wir einmal mehr fest. 

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Antilopen Gang  - Oktober in Europa | Bild: Antilopen Gang (via YouTube)

Antilopen Gang - Oktober in Europa

Was ich mich bei solchen kritischen Songs immer Frage ist, wie ist eigentlich die Stimmung bei der Aufnahme, beim Schreiben, wie ist man da eigentlich drauf, wie macht ihr das? 

Koljah: Klar, man muss generell schon in der Stimmung sein für ein fröhliches Lied. Wobei, ich kann mich auch einfach da reinversetzen. Mir fällt es auf jeden Fall leichter was negatives, als was fröhliches zu schreiben. Zumindest wenn ich alleine bin. Wenn ich mit den anderen zusammen rumsitze und wir uns so hochschaukeln, dann fallen mir auch Gags ein. Wenn ich so alleine einen Text schreibe, dann ist das eher negativ, muss ich zugeben, das kann ich aber genauso, wenn wenn die Sonne scheint und alles OK ist. Ich erinner mich, dass ich mich mal mit Casper drüber unterhalten hab, dass man so ganz düstere, pessimistische Texte schreibt, aber eigentlich geht es einem gut und man man sitzt da irgendwie am Swimmingpool und ist alles Ok. Das kann man auch wie einen Battle-Rap-Text, einfach runterschreiben, da gibt es Routinen. Das war aber bei dem Song ein bisschen anders, weil der wirklich auch mit der Weltlage zu tun hatte. Ich habe ja vohrer diese Studenten erwähnt: Wir haben nach dem 7. Oktober, nach diesem Massaker, das in Israel war, angefangen, intensiv an diesem Album zu arbeiten und die ganzen Entwicklungen haben das Album dann auch sehr geprägt, die es da gab. Deswegen war ich nicht sonderlich gut gelaunt und das hört man dann auch. 

Und wie ging dir das, Panik Panzer? 

Panik Panzer: Ich muss zugeben, dass gerade mir es sehr, sehr schwer gefallen ist, diese Strophe zu schreiben. Es ist die Letzte, die ich fürs Album geschrieben hab und ich hatte wirklich das Gefühl, man muss in der Laune sein, einen Rant auf die Welt und auf die Gesellschaft zu schreiben - und in der Laune bin ich nicht immer. Es war sehr, sehr schwierig, den Zeitpunkt abzufangen, an dem das auch irgendwie noch authentisch ist, was ich da erzähle. Wo das nicht einfach ein Weltschmerz und irgendwelche Hass-Floskeln einfach runtergeschrieben sind. Am Ende, wenn ich es irgendwie dann aufnehme, muss der Vibe stimmen und es hat ein bisschen gedauert. Es gab auch einige Anläufe, bis ich gesagt hab, Ok, die Strophe nehme ich mir jetzt selber ab. Da sind viele Zeilen und auch Aufnahmen vorher in Müll gewandert.