1. Charli xcx

Es ist manchmal so verwirrend, eine Frau zu sein, singt Künstlerin Charli xcx. Mit ihrem “brat” Album hat die Britin 2024 vielen das gegeben, was sie dieses Jahr gebraucht haben: Eskapismus und Trotz. Ein Hyper-Pop Album voller dröhnender Beats und konfuser, innerer Gedanken. Dazu jede Menge Rebellion. Gegen Schönheitsideale, gegen einen gesunden Lebensstil, den so viele anpreisen. Und gegen das Patriarchat, in dem wir Frauen so oft gegeneinander ausgespielt werden.  

2. Chappell Roan

Confusing, aber auch befreiend muss das vergangene Jahr auch für die nächste Frau auf meiner Liste gewesen sein. Obwohl sie 2024 kein Album veröffentlicht hat, durften wir mit ihr dieses Jahr den wohl glorreichsten Durchbruch des letzten Jahrzehnts erleben: die US-Amerikanerin Chappell Roan. Bei ihrer Performance bei den MTV Music Awards inszenierte sie sich als Jeanne D’Arc. Chappell Roan ist in Armut aufgewachsen, ist bereits seit 10 Jahren in der Industrie. Erst jetzt ging sie durch die Decke. Verdient. Sie ist all das, was wir gerade brauchen und sehen sollten: Eine queere, einzigartige und verdammt gute Songwriterin. 

Chappell Roan und Charli xcx sind eigentlich ganz unterschiedlich. Und doch verkörpern sie das gleiche: Entschuldigungslos sich selbst. Sie haben mich zum Pop zurückgeholt. Lange konnte ich nicht wirklich viel damit angefangen, stürzte mich lieber in jedes HipHop-, Deutschrap- und House-Album. Doch 2024 hat es klick gemacht. Und um ehrlich zu sein liegt das nur an den Releases weiblicher Artists dieses Jahr. Auch das Internet sieht das so. Auf jedweder Social-media-Plattform blickt mir momentan die heilige Dreifaltigkeit der Pop-Queens 2024 entgegen: Charli XcX, Chappell Roan und - Sabrina Carpenter.

3. Sabrina Carpenter

Die Pop-Sängerin aus Pennsylvania, USA schreibt nicht nur ehrliche, ohrwurmverdächtige Songs, sie hat auch einen herrlich trockenen Humor. Der zeigt sich sehr gut in ihren Interviews und vor allem in den Musikvideos zu ihren Hits. Darin werden Boyfriends verprügelt, Konkurrentinnen ausgeschaltet und sie selbst verhaftet. Interessant: Obwohl sie die Gesellschaft super sexualisiert, ist doch klar, dass Sabrina Carpenters Marke auf Frauen abzieht. She is for the female gaze. Lieben wir! 

4. Raye

Die nächste Frau, in dieser Aufzählung ist die Britin Raye, mit einer Stimme, die viele beschreiben als eine perfekte Melange aus Amy Winehouse und Adele. Raye macht jazzig anhauchenden Pop, liefert beeindruckende stimmliche Riffs und Texte voller Heartbreak und Gefühl. Sogar in der Royal Albert Hall sang sie schon! Und für den Grammy 2025 ist sie in drei Kategorien nominiert. Ich freue mich schon sehr auf die Verleihung im Februar. Ich liebe es einfach, Frauen gewinnen zu sehen. 

5. Lola Young

Noch so eine phänomenale Neu-Entdeckung: Lola Young ist eine britische Künstlerin, die mir zuerst auf der Plattform TikTok begegnet ist. Mit ihren bunten Haaren, großen Augen und goldenen Hoop-Ohrringen sang sie mir und vielen anderen aus der Seele. „Ich könnte eintausend verschiedene Menschen für dich sein, aber du hasst jeden einzelnen davon“, singt sie in „Messy“. Zu dick, zu dünn. Zu schlau, zu dumm. Zu messy, zu clean. Als Frau kann man es nie allen recht machen. Also einfach auf die Bühne steppen und ja nicht zurückhalten. So hat es auch die nächste Künstlerin dieses Jahr gehalten.

6. Doechii

Kendrick Lamar nannte sie in einem Interview "the baddest in the game at the moment": Rapperin Doechii. Fast aus dem Nichts kam sie im August 2024 mit ihrem Mixtape „Aligator bites nevea heal“ um die Ecke und hat sich damit direkt drei Grammy Nominierungen abgeholt. Zurecht. Sie beweist erneut, das Rap-Skillz kein Gender kennen und spielt für mich und viele andere bereits in der HipHop-MasterClass mit. 

7. Beyoncé

Von der baddest in the game zu der forever baddest: Die Texas Queen Bee konnte 2024 zwar aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen. Aber aus einem weißen Musik-Genre ganz schnell ein Schwarzes. So ungefähr zumindest. Country Musik hatte schon immer auch Schwarze Wurzeln, ist eigentlich als Musik der armen Leute entstanden. Egal welcher Hautfarbe. Doch wegen Rassismus und der Segregation in den USA hatten Schwarze Country Künstler*innen nie die Möglichkeiten, sich so zu entwickeln, wie es Weiße konnten. Beyoncé gab uns mit ihrem Country Album „COWBOY CARTER“ dieses Jahr also eine Musik-Lehrstunde, die ihresgleichen sucht.  

All diese Frauen haben uns in diesem Jahr eine Lehrstunde gegeben. In Talent, in Diversität und in friedlicher Co-Existenz. Keine Beefs. Kein „sich gegeneinander ausspielen lassen“. Einfach ihr Ding machen. Und Platz in dieser Industrie einfordern. Davon ist ja schließlich genug für alle da.