"Ripley" Diese Serie zeigt die fatalen Folgen unterdrückter Sexualität
Der Drehbuch-Autor Steve Zaillian hat den Patricia-Highsmith-Roman "Der talentierte Mr. Ripley" in Schwarz-Weiß verfilmt. Eine Serie mit stilistischer Grandezza und einer Mahnung, sich mit seiner Sexualität zu beschäftigen.
Der Schlager "Il cielo in una stanza" von Mina zieht sich wie ein roter Faden durch "Ripley". Kurz bevor Tom Ripley charismatisch lügt, läuft der Song, bevor er mordet, hören wir Mina die Zeilen singen "Für dich, für mich im Himmel". Und auch wenn er Beweise für seine Schuld vernichtet, schmettert Mina "Wenn du bei mir bist, hat der Raum keine Wände mehr". Ins Deutsche wurde der Schlager übersetzt mit "Wenn du an Wunder glaubst". Ein Wunder, wenn Tom Ripley in der Netflix-Adaption von Patricia Highsmiths Roman mit all seinen kriminellen Taten davonkommt. Nach zwei Filmen aus den Jahren 1999 und 2005 folgt jetzt eine Serie.
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Mina - Il cielo in una stanza (1960)
Der US-amerikanische Drehbuchschreiber und Regisseur Steve Zaillian inszeniert die Geschichte über einen Kleinkriminellen, der einem Landsmann in Italien nicht nur die Identität stiehlt, so behutsam langsam wie spannend, dass man sich über die acht Episoden der Mini-Serie ständig fragt: Kommt Ripley damit durch - und wenn ja, ist es in Ordnung, wenn ich ihn dafür bewundere?
Der Regisseur hat Grandezza
Zaillian ist ein sehr erfahrener Drehbuch-Schreiber. Er hat zuletzt das Drehbuch für Scorseses "The Irishman" geschrieben. Und von ihm stammt das Buch zu Spielbergs "Schindlers Liste". Seine Version von "Ripley" ist eklektisch. Bei allen großen Regisseuren, mit denen er zusammengearbeitet hat, scheint sich Zaillian zu bedienen - und doch erkennt man am Ende seinen eigenen Stil, der vor Grandezza nur so strotzt.
Wir erinnern uns an das Mädchen im roten Kleid im Schwarz-Weiß-inszenierten "Schindlers Liste"? Auch Zaillian inszeniert seine Serienadaption in Schwarz-Weiß, packt aber in Episode fünf einen Farbmoment in eine besonders spannende Szene.
Eine Serie über unterdrücke Sexualität - und ihre Folgen
"Ripley" hat zwei Hauptdarsteller: den dezent aufspielenden Andrew Scott ("All Of Us Strangers", "Fleabag") und das pittoreske Italien der 1960er (Atrani, Rom, San Remo, Venedig). Beide erlebt man absolut emotionslos. Was zum Kern der Serie führt: "Ripley" ist eine Erzählung über unterdrückte Sexualität - und deren fatale Folgen. Tom Ripley wird von Dickie (gespielt von Musiker Johnny Flynn) und seiner Freundin Marge (Dakota Fanning) als queer gelesen, ohne, dass uns Regisseur Zaillian nur einmal einen Beweis dafür zeigt. Als Dickie Toms Gefühle scheinbar nicht erwidert, beginnt the point of no return. Die Gefühle und sexuelle Anziehung kann man bis dahin nur schwer erahnen, man erkennt sie erst, wenn brutal gemordet wird.
Gender spielt auch im Cast der Serie eine Rolle, da die Figur Freddie von Eliot Sumner gespielt wird. Eliot ist als Tochter von Sting geboren und identifiziert sich seit einigen Jahren als nicht-binäre Person. In "Ripley" spielt Eliot mit Freddie eine männlich gelesene Person. In der Film-Adaption "Der talentierte Mr. Ripley" von Anthony Minghella dagegen wurde Freddie noch von Philip Seymour Hoffman gespielt.
"Die Unermesslichkeit des Himmels"
Was treibt also einen Mann an, der als Waise aufwuchs, seine Sexualität nie kennengelernt und ausgelebt hat und für den einzig Geld eine Belohnung zu sein scheint? Die Unermesslichkeit des Himmels? Das wäre zumindest die Antwort, die uns Mina mit ihrem Song ""Il cielo in una stanza" gibt.
Zu sehen bei: Netflix
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Ripley | Official Trailer | Netflix