Best Of 2023 Die 58 besten Alben des Jahres
Unsere Langspiel-Favoriten 2023: Die besten Alben des Pop-Jahres, ausgewählt von den Zündfunk und Nachtmix-DJs. Wer ist die Nummer 1, wer ist knapp am Siegertreppchen vorbeigeschrammt?
Die Zündfunk- und Nachtmix-Redaktion hat abgestimmt, hart verhandelt. Lobbyismus innerhalb der Redaktion für einzelne Alben ist nicht von der Hand zu weisen. Doch jetzt gibt es ein Ergebnis.
Hier sind die ALBEN DES JAHRES 2023 von ZÜNDFUNK und NACHTMIX:
Platz 01. Róisín Murphy: Hit Parade
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Róisín Murphy - 'Hit Parade' (Official Trailer)
Róisín Murphy begleitet uns seit den 90ern, seit „Sing It Back“ und „Time Is Now“, den Hits ihrer Band Moloko. Ihr neues Solo-Album „Hit Parade“ hat sie mit dem Hamburger Produzenten DJ Koze aufgenommen. Club-Hits am Stück, die genau die Mitte halten zwischen hypnotischen Tracks und soulfulen Pop. Roísín behauptet sich als wichtigste Stimme des europäischen Club-Sounds. Dabei wollte sie eigentlich mal Künstlerin werden. (Ralf Summer)
Platz 02. All diese Gewalt: Alles ist nur Übergang
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ICH BIN DAS LICHT
Der Spiegel nennt ihn „das Mastermind des deutschen Indie-Rocks“: Max Rieger, Kopf der Band Die Nerven, hat schon Casper, Ilgen-Nur, Jungstötter, Drangsal und zuletzt sogar die legendären Noise-Pioniere Swans produziert. Auf seinem neuen Solo-Album als All diese Gewalt spielt Rieger meisterhaft. Die Songs auf „Alles ist nur Übergang“ scheinen zu schweben, aber auf eine tonnenschwere, erdrückende, beunruhigende Art. (Ann-Kathrin Mittelstraß und Angie Portmann)
Platz 03. Sofia Kourtesis: Madres
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Sofia Kourtesis - 'Madres' (Official Audio)
Nach fantastischen Singles und EPs veröffentlicht die in Berlin lebende Peruanerin Sofia Kourtesis 2023 ihr Debütalbum. Auf „Madres“ mischt sie elegant House und Technobeats mit lateinamerikanischen und afroperuanischen Rhythmen. Das Album ist voller Zuversicht und dem Glauben daran, dass auch inmitten dieser sich scheinbar zersetzenden Gesellschaft Wunder geschehen. (Matthias Hacker)
Platz 04. Noname: Sundial
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black mirror
Noname führt mit ihrem Soul, ihrem Flow und mit ihrer Poetry das Erbe von Erykah Badu und Ursula Rucker fort. 2019 zog sie sich nicht nur aus Twitter zurück, sondern kündigte an, dem Musikbusiness ganz den Rücken zu kehren. Nun ist Rapperin Noname aus Chicago zurück - und kritisiert Obama, Disney und afroamerikanische Künstler*innen, wie Beyoncé oder Kendrick Lamar. Ein fulminantes Comeback. (Ralf Summer)
Platz 05. Boygenius: The Record
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boygenius – Not Strong Enough (official music video)
Lucy Dacus, Phoebe Bridgers und Julien Baker sind solo drei sehr erfolgreiche Songwriterinnen. 2018 hatten sie schon eine gemeinsame EP als Boygenius veröffentlicht. 2023 ist endlich die gemeinsame Debütplatte der female Supergroup erschienen. Freundschaft statt Konkurrenz: Diese tiefe Verbundenheit hört man deutlich auf „The Record“. Die drei Künstlerinnen geben sich Raum, damit sich alle drei entfalten können. (Matthias Hacker)
Platz 06. Sufjan Stevens: Javelin
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Sufjan Stevens - Javelin (To Have And To Hold) (Official Lyric Video)
Nach den Elektronik- und Ambient-Meditationen von 2020 ist hier der alte Sufjan Stevens zurück. Zuletzt hatten wir ihn so 2015 gehört, auf seinem Meisterwerk "Carrie & Lowell". Er hat das neue Album fast komplett alleine aufgenommen, im Heimstudio. Wir hören delikates Fingerpicking auf der Akustikgitarre, Klavier und einen Chor aus befreundeten Sängerinnen, die manchmal nur mit "Ohs" und "Ahs" für eine fast himmlische Atmosphäre und Textur sorgen. (Ann-Kathrin Mittelstraß)
Platz 07. Young Fathers: Heavy Heavy
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Young Fathers - 'I Saw' (Official Video)
Das schottische Rap-Trio Young Fathers ist nach fünf Jahren Pause zurück - und wie: "Heavy Heavy" ist die kürzeste und fröhlichste Platte der Young Fathers – und die, die am meisten Afrika in sich trägt, wie sie selbst es formulieren. Die beiden Musiker der Young Fathers haben den Kontinent ihrer Eltern besucht: Kayus Bankole war in Nigeria, Alloysius Massaquoi in Liberia. Dieses Jahr haben sie besser zusammen gearbeitet als jemals zuvor. (Ralf Summer)
Platz 08. Lana Del Rey: Did You Know That There's a Tunnel Under Ocean Blvd
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Lana Del Rey - Did you know that there's a tunnel under Ocean Blvd (Audio)
„Did You Know That There's a Tunnel Under Ocean Blvd“ ist bereits das neunte Album von Lana Del Rey. Knapp 80 Minuten dauert die in Pop gegossene Wehmut. Sobald Lana Del Rey den Mund aufmacht, ist unser Alltag meilenweit weg. Lana streift dabei Selbstzweifel, Fortpflanzung, Leben und Tod und die wichtige Frage, wie fundamental Erinnerungen für uns sind. Letzteres ist einer der Gründe, warum das Album mich persönlich sehr berührt: Sie hat mich dieses Jahr wieder etwas geflickt. Und das werde ich ihr nie vergessen. (Michael Bartle)
Platz 09. James Holden: Imagine This Is A High Dimensional Space Of All Possibilities
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Contains Multitudes
Auf "Imagine This Is A High Dimensional Space Of All Possibilities" mischt der englische Techno-Musiker James Holden organische Sounds mit digitalem Equipment. Holden nimmt uns mit zu Open-Air-Raves, wir hören indische Tabla, Geigen, Klavier und Kontrabass und merken: nicht auf umzäunten, kapitalisiert abgegrenzten Privateigentum wollen wir tanzen, sondern auf eben jenen von Holden beschworenen Wald und Wiesen! (Ralf Summer)
Platz 10: Jaimie Branch: Fly Or Die Fly Or Die Fly Or Die ((world war))
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jaimie branch - "take over the world" [official video]
Vor einem Jahr, am 22. August 2022, ist die amerikanische Jazz-Trompeterin Jaimie Branch mit nur 39 Jahren gestorben. Sie hatte auch außerhalb der eingeschworenen Jazz-Szene viele Fans, ähnlich wie viele ihrer Kolleg:innen beim progressiven Chicagoer Label International Anthem. Es ist schmerzhaft zu wissen, dass diese Songs nie wieder live aufgeführt werden, Jaimie Branch nie wieder in ihren Baggy-Hosen und Baseball-Cap oder Wollmütze auf der Bühne stehen wird. (Ann-Kathrin Mittelstraß)
Platz 11: Blur: The Ballad Of Darren
Die Songs auf dem neuen Album "The Ballad Of Darren" geben einem das Gefühl, es sei 1998. Das ist das Jahr zwischen den Alben “Blur” und “13” und Gitarrist Graham Coxon hat große Sound-Akzente gesetzt. Diese Akzente hört man auch jetzt wieder, während Damon Albarn seinen inneren Dandy gefunden zu haben scheint und ungewöhnlich oft, ja fast, croont ...Trotz einiger neuer Elemente im Blur-Sound, wie Streicher und Drummachines, haben wir es hier mit einer nostalgisch anmutenden, melancholischen Band-Platte zu tun, sich darin reinzustürzen, tut doch auch mal gut. (Thomas Mehringer)
Platz 12: Mitski: The Land Is Inhospitable and So Are We
Wer Mitski mag, der muss flexibel sein. Ihr Spektrum reicht vom klassischen Indierock über euphorischen Synth-Pop bis zum aktuellen Folk-Pop. Mit Melodien zum Niederknien. Und kurzen Momentaufnahmen, die zu hochemotionalen, sehr berührenden Bildern werden. Nach dem TikTok-Fame der letzten Jahre schnappt sich Mitski damit auch noch den gediegenen Mainstream. (Angie Portmann)
Platz 13. Lael Neale: Star Eaters Delight
Die US-Musikerin Lael Neale sucht das Mystische im Alltäglichen. Das kann man esoterisch finden. Aber vielleicht würde es uns allen ganz gut tun, die Welt ein bisschen mehr zu fühlen wie Neale. 2021 feierte sie mit ihrem zauberhaft entrücktem Lo-Fi-Sound den Durchbruch in der Indie-Welt. Auf "Star Eaters Delight" schafft es Lael Nelaes Partner und Produzent Guy Blakeslee, ihren Sound ein wenig ausgefeilter klingen zu lassen, ohne dabei den Lo-Fi-Charakter einzubüßen. (Ann-Kathrin Mittelstraß)
Platz 14. Overmono: Good Lies
Die Russell-Brüder Tom und Ed kennen Englands Clubszene seit ihren Anfangstagen. Sie machten sich als Truss und Tessela einen Namen. 2016 beschlossen sie zusammen zu arbeiten. 2023 veröffentlichen sie endlich ihr Debüt. „Good Lies“ wirkt dabei wie eine Zusammenfassung der letzten 30 Jahre britischer Clubmusik, aber nicht nur historisierend, sondern als Zukunftsprojekt gedacht. Vieles klingt unerwartet poppig und viel mehr nach Wohnzimmer als nach Dancefloor. (Florian Fricke)
Platz 15. Bipolar Feminin: Ein Fragiles System
Ein überzeugnendes Debütalbum der österreichischen Band Bipolar Feminin um Frontfrau Leni Ulrich. Mit schmucklosen Gitarren und ungewöhnlich langsam für Punk, überzeugt die Band vom Traunsee mit ironischen Texten, die gegen Selbstoptimierung und Ehrgeiz ansingen. Dabei ist die Musik nicht so schmetternd wie die Lyrics, dafür stellenweise umso fragiler, dieser Gegensatz zwei Pole mag ja auch im Bandnamen und der psychologischen Diagnose "bipolar" stecken. (Johanna Hintermeier)
Platz 16. Kassa Overall: Animals
Kassa Overall ist einer der wenigen Jazzer, die auch Hip Hop können. Wie das klingt? "Animals" ist künstlerischer Protest und feierliches Statement in einem: Jazz, Hip Hop & Electronica, das sich mit dem Musikbusiness auseinandersetzt und doch versucht, ganz zeitlos zu sein - und das gelingt meisterhaft. (Ralf Summer und Judith Schnaubelt)
Platz 17. Ilgen-Nur: It's All Happening
Statt slackerhaftem Indie-Rock wie auf ihrem hochgelobten, von Max Rieger (Die Nerven) produzierten Debüt „Power Nap“, macht die Wahl-Berlinerin Ilgen-Nur jetzt tollen lichtdurchfluteten Folk. Man spürt regelrecht die kalifornische Sonne, wie sie sanft auf der Haut brennt, schließlich wurde das Album in L.A. aufgenommen. (Angie Portmann)
Platz 18. Cat Power: Sings Dylan (The 1966 Royal Albert Hall Concert)
Cover-Versionen, sagt Cat Power, sind nicht nur eine Übersetzungsleistung von einer Generation zur nächsten, sondern auch eine Ehrerbietung und eine Hommage. Deshalb hat Chan Marshall nicht irgendetwas von Bob Dylan gecovert, sondern eines der legendärsten Konzerte der Popgeschichte: Bob Dylans Auftritt in der Royal Albert Hall im Jahr 1966. Michael Bartles Interview mit der Künstlerin hört Ihr hier.
Platz 19. ANOHNI and the Johnsons: My Back Was A Bridge For You To Cross
Im Gegensatz zu ihrem Solo-Album als Anohni, klingt diese Platte nach Band-Sound – weniger exzentrisch, eher ausgeglichen, um eine Mitte kreisend. Manchmal gar nach 70er-Jahre, vor allem bei der Instrumentierung und Produktion. „Ich habe viel an Marvin Gayes 'What's Going On' gedacht', so Anohni. (Ralf Summer)
Platz 20. Team Scheisse: 042124192799
„Es geht immer nur um Scheiss Money“, singen Team Scheisse. Die Bremer haben sich zu einer DER Lieblingsbands des Deutschpunks entwickelt - bei denen auf Konzerten sogar im Moshpit nur Liebe und Rücksichtsnahmen herrscht. Wie sie das geschafft haben, erzählen sie uns im Interview mit Sandra Limoncini.
Platz 21. Caroline Polachek: Desire, I Want to Turn Into You
Vor ihrer Solokarriere arbeitete die New Yorker Sängerin schon mit so unterschiedlichen Acts wie Beyoncé, Blood Orange, Washed Out oder Oneohtrix Point Never. Nun ist sie in den USA selbst ein Superstar. Und auch 2023 macht Caroline Polachek alles richtig: Grimes und Dido auf einen Song einladen, mit Charlie XCX, Christine and the Queens und beim Coachella Festival spielen und Tanztrends auf TikTok auslösen. (Ralf Summer)
Platz 22. Joanna Sternberg: I've got me
Als ich die Musik von Joanna Sternberg das erste Mal gehört habe, war ich sofort bei der Anti-Folk-Bewegung der Nuller Jahre, Sidewalk Cafe, Adam Green, Kimya Dawson und Jeffrey Lewis. Joanna hätte super auf die Bühne des Sidewalk Cafes gepasst, welches es heute leider nicht mehr gibt. Ihr zweites Album “I’ve Got Me” erzählt von einer Person, die mit ihrer Schüchternheit die ganze Welt umarmen will. Zauberhaft. (Thomas Mehringer)
Platz 23: Girl Ray: Prestige
Hier treffen Le Chic-Disco-Gitarren, funky Bassläufe und hedonistisch gehauchte Sommermelodien aufeinander. Girl Ray spielen mit Glitzer, Glamour und Uptempo Disco. Das Trio verneigt und feiert die sexuell befreiende Musik der 70er Jahre. (Matthias Hacker)
Platz 24. Pascow: Sieben
Das siebte Studioalbum der saarländischen Punkband Pascow trägt den kreativen Namen: Sieben. Es ist ein Rundumschlag gegen das Kapital, das Leben auf dem Land, Ungerechtigkeit und ja, das Wetter, genauer: den Winter. Stabiler Punkrock, der das Jahr 2023 vorausschauend zusammenfasst. Ach ja, gutes Pöbel- und Tanzmaterial. (Johanna Hintermeier)
Platz 25. Jorja Smith: Falling Or Flying
Die britische Sängerin Jorja Smith hat die Soulness einer Alicia Keys und den musikalischen Entdeckerdrang einer FKA Twigs. Fünf Jahre hat sie auf ihr zweites Album warten lassen. Gleich zu Beginn stellt sich uns eine gereifte Jorja Smith mit dem selbstbewussten Song “Try Me” vor. Die mittlerweile Mitzwanzigerin ist gesanglich auf den Punkt. Ein Ausnahmetalent. (Matthias Hacker)
Platz 26. PJ Harvey: I Inside The Old Year Dying
Irgendetwas klingt anders. Auf „I Inside The Old Year Dying“ erkennt man PJ Harvey nicht so schnell wie sonst. Warum? Polly Jean Harvey, die Grande Dame des englischen Indie-Sounds, wollte sich nach einer Schaffenskrise herausfordern und eine neue Stimme suchen. Eine intensive Platte. Hat Größe. Hut ab vor PJ! (Ralf Summer)
Platz 27. Gabriels: Angels & Queens Part II
Die Gabriels sind ein amerikanisch-britisches Trio, das mit ihrer Retro-Mischung aus Soul, Gospel und Pop einen ganz eigenen Sound gefunden hat, was vor allem an der einzigartigen Stimme von Sänger Jacob Lusk liegt. Das Debüt Album "Angels & Queens (Deluxe)" mit zwanzig mächtigen und eindrunglichen Stücken. Nach dem Hören stellt sich die Frage: Wie groß werden die Gabriels werden? (Ralf Summer)
Platz 28. BLOND: Perlen
Die Schwestern Nina und Lotta Kummer wissen sich selbst in Szene zu setzen: dramatische Auftritte, eine Fanbase, die Blondiatoren heißen, Podcasts und Social Media-Performances. Trotzdem bleibt genug Zeit für ihr zweites Indie-Pop-Album, in dem es viel um Repräsentation, und damit um Männer und Sexismus geht. Der Synthie-Pop garantiert gute Mitschrei- und Konzertmomente, denn: "Du musst dich nicht schämen für unserer Musik". (Johanna Hintermeier)
Platz 29. Slowthai: Ugly/U Gotta Love Yourself
Slowthai hat sich „U gotta love yourself“, kurz „Ugly”, unters linke Auge tätowieren lassen. Und so heißt auch sein neues Album, ein wilder Ritt durch die Genres. Mit druckvollem Rap, schroffen Beats und mehr Gesang denn je. Der 28-Jährige ist Vater geworden und hat versucht, eine Therapie zu machen. Er predigt Selbstliebe: Denn nur, wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben - ein guter Vorsatz für das neue Jahr. (Angie Portmann)
Platz 30. Jungle: Volcano
Auf dem vierten Album von Jungle wird es explosiv. Hippie-Folk und Soul der 70er mischen sich zu einem harmonischem Gesamtkunstwerk. Ein besonderer Kniff: Das Duo aus London sampelt sich selbst: Sie produzieren Sounds, die sie dann mitsamt Vinylkratzen in ihre neuen Songs einarbeiten. (Johanna Hintermeier)
Platz 31. Queens Of The Stone Age: In Times New Roman ...
Mit lauteren Gitarren und viel Durchschlagskraft melden sich Queens of the Stone Age nach sechs Jahren wieder zurück. "In Times New Roman..." klingt nach Gefühlsausbrüchen. "I'm drifting away as the world turns, We'll never get back to where we were", spielt auf das titelgebende Ende des Römischen Reichs an. Zivilisatorische Umbrüche wühlen eben auf. (Johanna Hintermeier)
Platz 32. Wednesday: Raw Saw God
Im fünften Wednesday-Album in fünf Jahren, „Rat Saw God“, geht es um: Koks, Sex im SUV, ein brennendes Baumwollfeld. Wonach klingt das? Richtig, Teenagealter im tiefem Süden der USA. Sängerin Karly Hartzman erzählt uns in einem musikgewordenem Tagebuch von ihrem Coming of age in der Pampa und legt einige Geständnisse ab. Manche Dinge kann man eben nur mit Schreien verarbeiten. (Matthias Hacker)
Platz 33. Deichkind: Neues vom Dauerzustand
In einem akustischem Knallbonbon-Album melden sich Deichkind zurück. Musikalisch knüpfen viele ihrer neuen Stücke an den typischen Deichkind-Rummelrave-Sound vergangener Jahre an. Es ist etwas politischer und nachdenklicher, thematisch zugespitzter, düsterer geworden, aber den Partygalopp beherrscht das Deichkind immer noch. Gastauftritte von Fettes Brot, Dexta und Clueso inklusive. (Tobias Ruhland)
Platz 34. bar italia: Tracey Denim
Das Newcomer-Trio aus London wird mit seinem spröden Gitarren-Pop bei Indie-Liebhaber*innen in Deutschland auf jeden Fall Fans finden. Mit einem Soundmix aus Lo-Fi, Indie und gelegentlichen Post-Punk-Ausbrüchen, suchen bar italia das Besondere im Alltäglichen. Und wollen dabei nicht zu viel preisgeben. Lassen wir ihnen ihre Geheimnisse und uns die Fantasie! (Ralf Summer)
Platz 35. Burnout Ostwest: Würzburg stärkt die Szene
Wenn 2023 das Jahr des Punks in Deutschland war dann auch Dank dieser Band. Synth-Punk, Garagegitarre, unaufwendige Produktion, die tief ins Mark geht. Moshpit Kompabilität? Check! Politischer Punk? Check! Die Band protestierte im Sommer in Lüzerath gegen Kohleabbau und auch sonst erfreut sie sich so gar nicht an systemtreuen Boomer-Gutmenschen, die in Tinyhäusern leben. Wut wird kollektiv umverteilt. Also dann, Tschüsseldorf, 2023! (Johanna Hintermeier)
Platz 36. Cava: Damage Control
Peppi und Meli können das Genre Garage-Rock nicht neuerfinden - aber es klingt so laut, kompromisslos und selbstbewusst, als ob es all die White Stripes und Black Keys nie gegeben hätte. Benannt nach einem spanischem Schaumwein, dreht sich beim Hören im Positivem der Magen um - und sofort möchte man vor der Bühne tanzen. Cheers. (Ralf Summer)
Platz 37. Arlo Parks: My Soft Machine
„My Soft Machine“ ist erst das zweiten Album der Londonerin, das wieder Pop und Soul verbindet. Es geht um persönliche Probleme wie eine posttraumatische Belastungsstörung, Drogenmissbrauch und ihre erste Trennung. Dance-Beats, rockende Gitarren, mal haucht die Stimme von Duett-Partnerin Phoebe Bridgers – „My Soft Machine“ ist mehr Pop als das noch vom Songwritertum geprägte Debüt. (Ralf Summer)
Platz 38. Olivia Rodrigo: Guts
Bekannt geworden durch die Serien-Adaption von "High School Musical", wurde Rodrigo mit ihrem ersten Album zur "besten neuen Künstlerin" bei den Grammys gekürt. Die Messlatte lag also hoch für die Zwanzigjährige, doch sie ist ihren "guts", also ihrem Bauchgefühl, gefolgt und präsentiert ganz in Gen-Z Manier eine Abhandlung von Trennungen, Wut und Weltschmerz in eingängigem Pop-Punk. (Johanna Hintermeier)
Platz 39. Slowdive: Everything is Alive
Der Reihe nach: Sie waren ein Paar, haben sich getrennt und spielen 21 Jahre später wieder zusammen und verarbeiten dabei jeweils den Tod eines Elternteils. Rachel Goswell und Neil Halstead, alias Slowdrive, entzücken uns mit ihren psychidelischen Klanglandschaften mit 80er-Jahre-Elektronik-Elementen. (Ralf Summer)
Platz 40. Aja Monet: When The Poems Do What They Do
Noch ein starkes Debüt Album. Aja Monet verbindet Poesie, Performance, Kunst und Musik zu einer faszinierenden Klangreise und knüpft damit an Black American Folklore an. Ganz in der Tradition von Aktivistinnen wie Audre Lorde und Musiklegenden wie Billy Holliday. Bezaubernd! (Johanna Hintermeier)
Platz 41. Cleo Sol: Gold
Platz 42. Kapa Tult: Es Schmeckt Nicht
Platz 43. Charlotte Brandi: An den Alptraum
Platz 44. Feist: Multitudes
Platz 45. Janelle Monáe: The Age Of Pleasure
Platz 46. Sampha: Lahai
Platz 47. Hochzeitskapelle with Japanese Friends: The Orchestra In The Sky
Platz 48. Kara Jackson: Why Does The Earth Give Us People To Love?
Platz 49. Billy Nomates: Cacti
Platz 50. Salò: Subjektiv betrachtet
Platz 51. Tränen: Haare eines Hundes
Platz 52. Teichmann + Söhne: Flows
Platz 53. Bibiza: Wiener Schickeria
Platz 54. Ryūichi Sakamoto: 12
Platz 55. The Mountain Goat: Jenny From Thebes
Platz 56. Sleaford Mods: UK Grim
Platz 57. Yves Tumor: Praise A Lord Who Chews But...
Platz 58. Die Türen: Kapitalismus Blues Band