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Idyllisches Alpwandern im Rätikon in Vorarlberg Wandern im Nenzinger Himmel

Dass aus dem vermeintlichen Schmähnamen „Nenzinger Himmel“ einmal ein touristisches Markenzeichen wird, hatten sich die Nachbardörfer der Gemeinde Nenzing wohl anders vorgestellt. Angeblich war die Bezeichnung des idyllischen Talschluss Gamperdond in Vorarlberg anfangs spöttisch gemeint. Dabei ist „himmlisch“ keine Übertreibung für das idyllische Alpgebiet im Rätikon.

Von: Thomas Reichart

Stand: 13.07.2024

Idyllisches Alpwandern im Rätikon in Vorarlberg | Bild: BR; Thomas Reichart

Schon der Weg in den „Nenzinger Himmel“ ist ein kleines Erlebnis, egal aus welcher Richtung man kommt. Von Nenzing aus, das gut mit dem Zug erreichbar ist, führt nur ein einziger Weg in den Himmel. Fahrradfahren ist auf dem Gamperdonaweg verboten, nachdem es schwere Unfälle gegeben hat. Zu Fuß dauert der Zustieg auf der Teerstraße rund vier Stunden, daher bietet sich der Wanderbus an. Alle anderen Zustiege erfolgen aus den Nachbartälern auf alpinen und teils anspruchsvollen Wegen. Denn hier im Dreiländereck Österreich, Liechtenstein, Schweiz verlaufen etliche alte Schmugglerpfade, die schon die Graubündner Wilderer in alten Zeiten genommen haben.

Aus einer Zeit vor Handy und WLAN

Am Hirschsee

Heutzutage sind statt Wilderern die Wanderer im Gamperdond unterwegs. Der Talschluss ist ein beliebtes Ziel für alle, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Da es nur eine einzige Unterkunft mit 45 Schlafplätzen gibt, sind nach Abfahrt des letzten Busses fast nur noch Einheimische im Ort. Rund 200 kleine Ferienhütten stehen im Nenzinger Himmel, die meisten sind seit Generationen in Familienbesitz von Nenzinger Bürgern. Michael Jantscher betreibt gemeinsam mit Andreas Janz den Gasthof Gamperdona. Für ihn fühlt es sich hier oben so an „als ob die Zeit vor 60 oder 70 Jahren stehen geblieben ist.“ Sie haben sich bewusst gegen WLAN für die Gäste entschieden, und das führt laut Jantscher dann öfter dazu, dass Gäste und Einheimische am Stammtisch ins persönliche Gespräch kommen.

Alles Bio und maximal lokal

Ausschank an der Alpe Gamperdona

Doch nicht nur wegen der Gemeinschaft wird der „Himmel“ geschätzt, sondern auch wegen seiner Milchprodukte. Auf der Alpe Gamperdona werden den Sommer über rund 27 Tonnen Käse produziert. Dieser ist aber nicht im Handel erhältlich, sondern wird direkt an lokale Partner verkauft – unter anderem an den Gasthof. Und selbstverständlich hat die Alpe auch einen eigenen Ausschank. In der Milchtrinkstube können die Produkte direkt verkostet werden. Die große Kräutervielfalt machen Milch und Käse laut Senner Thomas besonders schmackhaft, zumal alles Bio ist, da hier oben kein Kunstdünger ausgebracht wird.

Tourenvielfalt im Dreiländereck

Blick vom Sareiserjoch zurück zum Panüeler Kopf

Bei so viel gutem Essen darf Bewegung nicht fehlen. Dafür stehen etliche Ziele für jeden Geschmack zur Auswahl, von See über Alpe bis Gipfel. Der traumhaft gelegene Hirschsee am Fuß des schroffen Panüeler Kopfes - mit fast 2900 Metern der höchste Berg in der direkten Umgebung - ist nur rund 45 Minuten Gehzeit entfernt. Auf dem Gipfel des Naafkopfs treffen die Ländergrenzen von Österreich, der Schweiz und Liechtenstein zusammen. Auf dem Weg dorthin bietet sich eine Rast auf der Pfälzer Hütte an. Oder man macht sich auf zu einer der vielen Jungvieh-Alpen, die rund um die Alpsiedlung an den Hängen drapiert sind. Für Fernwanderer auf dem Walserweg ist der „Himmel“ ebenfalls ein guter Zwischenstopp. Auf 25 Etappen über 450 Kilometer können konditionsstarke Geher die Geschichte der Walser erkunden.

Berge, Blumen und Brünnlein

Da fast der gesamte Nenzinger Himmel ein Pflanzenschutzgebiet ist, lohnt sich ein Abstecher Richtung Liechtenstein. Auf dem Blumenweg zum Sareiser Joch blüht es in allen Farben. Auf der anderen Seite des Jochs liegt das beschaulich Malbun. Von dort fährt der Bus nach Vaduz und von der Hauptstadt Liechtensteins ist der Rückweg nach Nenzing mit den Öffentlichen möglich. Wer lieber zurück in den Nenzinger Himmel steigt, dem sei noch ein Besuch am Roten Brünnlein ans Herz gelegt. Die eisenhaltige Quelle sorgt für die charakteristische rote Farbe und den leicht metallischen Geschmack des Wassers. Eine ideale Erfrischung nach schweißtreibenden Touren.


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