Bayern 1


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Warum Honig vom Imker kaufen Regionaler Honig ist besser für uns

Honig ist ein reines Naturprodukt und ganz besonders gesund, wenn er aus unserer Region stammt. Und wir wissen nur beim Honig vom Imker, dass wir reinen Bienenhonig im Glas haben. Es gibt aber noch mehr Gründe, wieso wir Honig im Supermarkt in den meisten Fällen stehen lassen sollten.

Stand: 07.02.2024

Familie beim Frühstück mit Honigglas | Bild: mauritius images / Onoky

Hören Sie in unserem Nachhaltigkeitspodcast "Besser Leben", wie man gepanschten Honig erkennt:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/so-erkennen-sie-gepanschten-honig/bayern-1/89459796/

Honig aus der Region

Regionalen Honig zu kaufen, nutzt allen. Wir unterstützen damit die Imker und deren Bienen, denn ohne die Honigbienen wäre unser Speiseplan drastisch kleiner. Auf ihren Flügen bestäuben die Bienen schließlich quasi nebenbei eine Unzahl an Nutzpflanzen von Obstbäumen bis hin zu Gemüse. Zwar tun Honigbienen und Wildbienen das nicht allein, aber sie sind die effizientesten Insekten: 90 Prozent der Obstbaumblüten werden von Bienen bestäubt. Für 500 Gramm Honig müssen Bienen zu 40.000 Flügen starten und 120.000 Flugkilometer hinter sich bringen.

Imkerhonig ohne Zusätze

Wer beim Imker oder der Imkerin kauft, kann außerdem sicher sein, dass dem Honig weder etwas hinzugefügt noch entzogen wurde. Imkerinnen und Imker halten sich an die Deutsche Honigverordnung. Darin steht: "Honig dürfen keine anderen Stoffe als Honig zugefügt werden." Dass der Honig mit der Zeit Kristalle bildet, bedeutet übrigens nicht, dass Haushaltszucker zugesetzt wurde, wie manche das glauben. Echter Bienenhonig wird früher oder später immer fest - und das ist ein Zeichen, dass er eben nicht stark erhitzt wurde. In einem Wasserbad mit maximal 40 Grad Temperatur wird er schnell wieder flüssig. Heißer darf das Wasser nicht sein, denn sonst gehen die wertvollen Honig-Enzyme kaputt.

Unser Video zeigt: Dieses Siegel gibt uns beim Honig Sicherheit

Stiftung Warentest - jeder vierte Honig "mangelhaft"

Die Stiftung Warentest hat Anfang 2019 diverse Honige getestet. Die Tester untersuchten Geschmack, Deklaration, kritische Stoffe und die Herkunft der Pollen im Honig. Jeder vierte Honig der getesteten 36 Honige war mangelhaft. Die Tester fanden häufig Wärmeschäden und zu wenig Pollen der angegebenen Sorte, besonders bei Akazien- und Wildblütenhonigen. Auch Pollen aus China und kritische Stoffe wie zum Beispiel das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat entdeckten die Tester. Und sie bewiesen, dass der Preis eines Honigs nichts über seine Güte aussagt: Unter den Misch- und Waldhonigen, die bei Stiftung Warentest am besten abschnitten, waren einige günstige Discounterhonige. Eines muss uns Verbrauchern aber klar sein: Diese gut getesteten Honige sind fast ausnahmslos Mischungen von importierten Honigen aus verschiedenen Ländern - aus dem Mittelmeerraum, Süd- und Mittelamerika sowie Osteuropa.

Kennzeichnung von Honig

"Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern" liest man auf vielen Honiggläsern in Supermärkten und Discountern.

Der Honig, der in Deutschland gegessen wird, stammt lediglich zu einem Fünftel aus heimischen Bienenstöcken, so der Deutsche Imkerbund. Der Rest muss importiert werden. Und bei Honig aus dem Supermarkt können wir Verbraucher oft noch nicht einmal selbst entscheiden, was wir da kaufen. Das liegt daran, dass selten nachvollziehbar ist, woher der Honig tatsächlich kommt:

"Es ist in der EU zulässig, auf einen Honig nur draufzuschreiben: 'Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern‘. Dann weiß der Verbraucher ganz genau, dass der Honig nicht vom Mars stammt, mehr Information steckt da nicht drin. Es ist noch nicht einmal vorgeschrieben, wie viel EU-Honig drin sein muss, damit man das draufschreiben kann."

Walter Haefeker, Berufsimker und Präsident des Europäischen Imkerverbandes

Italien zum Beispiel regelt das anders. In unserem Nachbarland gelten für einheimischen Honig strengere Vorgaben und Imker dürfen "Honig aus Italien" auf ihre Produkte schreiben. Der Verbraucher hat somit auch im Supermarkt eine echte Wahl.

Mit dieser nicht nur von Verbraucherschützern als nichtssagend kritisierten Bezeichnung wird es allerdings auch in der EU in ein paar Jahren vorbei sein: Die Zustimmung von EU-Parlament und EU-Staaten vorausgesetzt - was als wahrscheinlich gilt - gilt dann nach einer Übergangsfrist von 2 Jahren:

  • Das Herkunftsland des Honigs muss deutlich erkennbar auf der Verpackung angegeben werden. Kennzeichnungen, wie etwa das bisher bekannte "EU- und Nicht-EU" sind dann nicht mehr erlaubt.
  • Bei Honigmischungen muss dann zudem angegeben werden, welcher Anteil aus welchem Land stammt.
  • Dennoch können einzelne Länder Ausnahmen einführen: Etwa, dass nur die Herkunft der vier größten Honig-Anteile angegeben werden müssen; oder aber auch, dass bei Verpackungen, die kleiner als 30 Gramm sind, das Ursprungsland auch mit einem Code abgekürzt werden kann.

Zudem soll es nach dem Willen des Franzosen Pascal Canfin, der Vorsitzender des Umweltausschusses des EU-Parlaments ist, auch mehr Grenzkontrollen geben, um mit Zucker gestreckten Honig zu identifizieren.

Warum Honig beim Imker kaufen - um keinen Honig aus China zu frühstücken

Bei uns kann im Blütenhonig aus dem Supermarkt oder Discounter zum Beispiel Honig aus China sein, denn von dort stammen 40 Prozent des Honigs, den die EU importiert. In China wird Honig quasi industriell hergestellt, wie Imker Haefeker berichtet. Wie das geht? Die Bienen werden dort nur als reine Honigtau-Sammlerinnen eingesetzt. Der noch unreife Honig wird den Stöcken entnommen und weiterverarbeitet: Er wird in sogenannten Honigfabriken getrocknet, gefiltert und mit künstlichen Enzymen versetzt. Immer wieder kommt der Verdacht auf, dass importierter Honig unzulässig mit billigen Zuckern und Sirupen gestreckt wird. Im Zeitraum von 2015 bis 2017 fanden die Tester des europäischen Food-Fraud-Networks in 14 Prozent der Proben unzulässig zugesetzten Zucker im Honig. In einer Pressemitteilung der EU zum Thema heißt es: "Honig ist das am dritthäufigsten gefälschte Produkt weltweit."

Bei unserem heimischen Honig erledigen die Bienen all das selbst, was in chinesischen Fabriken künstlich passiert: Der Honigtau wird im Stock durch die Bienen zu Honig getrocknet. Und die Tiere geben dem Honig Enzyme zu, um ihn haltbar zu machen. Und besonders diese Enzyme machen den Honig für uns so gesund.

Je billiger ein Honig ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass da getrickst wurde, so Haefeker. Doch auch, wenn der Preis eines Honigs hoch ist, können sich Verbraucher nicht sicher sein, was genau drin ist, welche Mischung verschiedener Honige. Wenn das Glas das Gütesiegel "Echter Deutscher Honig" trägt, dagegen schon. Der Imkerbund hat strenge Auflagen für das Siegel: Der Honig darf nur in Deutschland produziert worden sein, nicht wärmebehandelt sein und es darf ihm nichts beigemischt werden. In einzelnen Supermärkten findet sich mittlerweile deutscher Imkerhonig mit dem Gütesiegel im Regal.

Imker in der Nähe

Das Gütesiegel des Deutschen Imkerbunds: "Echter Deutscher Honig"

Wo finde ich einen Imker oder eine Imkerin in meiner Nähe, der seinen Honig verkauft? Auf der Website honigmarkt.info vom Deutschen Imkerbund können Sie per Postleitzahleingabe oder über die Karte suchen. Auch manche gut sortierten Supermärkte bieten mittlerweile Imkerhonig an - erkennbar an dem Etikett "Echter deutscher Honig".

Honig gesünder als Zucker?

Honig besteht zwar zum Großteil aus kalorienreicher Glucose und Fructose, enthält aber auch Enzyme, Mineralstoffe, Säuren, Pollen, Aminosäuren und Vitamine. Seine verschiedenartigen Zuckerarten sorgen dafür, dass Honig den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lässt. Er ist also ein Süßungsmittel, das, in Maßen genossen, vom menschlichen Körper gesünder verstoffwechselt wird als andere Zuckerarten.

Es sind die Enzyme, die den Honig antibakteriell wirken lassen und damit auch effektiv in der Wundheilung. Viele betupfen entstehende Pickel mit Honig. Auch bei der Behandlung von infizierten Wunden in Kliniken wird immer häufiger Honig eingesetzt. Verantwortlich für die wundheilende Wirkung ist ein ganz bestimmtes Enzym:

"Auch wieso Honig antiseptisch wirkt, weiß man heute: Die Bienen setzen bei der Produktion ein Enzym namens Glucose-Oxidase hinzu. Dieses Enzym sorgt dafür, dass aus dem Zucker im Honig permanent in kleinen Mengen Wasserstoffperoxid entsteht, ein wirksames Antiseptikum."

Dr. Arne Simon und Kai Sofka, Universitäts-Kinderklinik Bonn

Allerdings werden für medizinischen Honig, der für die Anwendung in Kliniken mit einem speziellen Verfahren keimfrei gemacht wird, Honigsorten aus Australien und Neuseeland verwendet, die einen besonders hohen Anteil dieses Enzyms enthalten.

Honig gegen Heuschnupfen

Imker Walter Haefeker litt selbst an einer starken Pollenallergie. Und hat die Allergie mit dem Honig seiner Bienen therapiert. Er sagt: "In vielen Fällen kann ich den Heuschnupfen loswerden, wenn ich im Winter in der pollenfreien Zeit Honig aus der Umgebung zu mir nehme. Das liegt daran, dass die Bienen, wenn sie Honigtau sammeln, Pollen mitnehmen und die sind gerade in der richtigen Konzentration, dass ich damit eine orale Desensibilisierung machen kann." Das funktioniere mit Honig, den die Bienen in der Zeit gesammelt haben, in der die Pflanzen - zum Beispiel Birken oder Erlen - blühen, auf die man allergisch reagiert. Bei einer Gräserpollenallergie sei es schwieriger, denn Gräser bestäuben die Bienen nicht, und es landen nur die Gräserpollen im Honig, die in der Luft vorhanden sind.
Wissenschaftlich bewiesen ist es nicht, dass Honig aus der eigenen Region Heuschnupfen lindern kann. Experten sind eher skeptisch, denn man könne nie genau abschätzen, wie viele und welche Pollen der Honig tatsächlich enthalte. Bei einer Desensibilisierung beim Arzt werden dem Körper gezielt Allergene wie Pollen zugeführt, um ihn an diese zu gewöhnen. Das dauert meist mehrere Jahre lang und ist auch nicht in allen Fällen erfolgreich.

Meta-Studie: Honig wirkt besser als Medikamente gegen Husten

Forscher der Universität Oxford haben 14 verschiedene Studien zur Wirkung von Honig bei Erkrankungen der oberen Atemwege verglichen und kommen zu dem Schluss: Honig sei eine effektivere Alternative gegen Husten als die herkömmlichen Medikamente. Die Forscher um Studienleiter Hibatullah Abuelgasim betonen aber auch, dass weitere Studien nötig seien. Vor allem solche mit einer Placebo-Kontrollgruppe. Wichtig: Kinder unter einem Jahr dürfen keinen Honig bekommen. Honig kann das Bakterium Clostridium botulinum enthalten, das im Darm von Säuglingen Gifte bildet und lebensgefährlichen Säuglingsbotulismus auslösen kann. Für Erwachsene, die schon eine ausgereifte Darmflora haben, ist das Bakterium nicht gefährlich.

Die antibakterielle Wirkung des Honigs ist es auch, die ihn zu einem Hausmittel gegen Husten macht, das besonders in Kombination mit Zwiebeln sanft und sicher wirkt.


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