Judentum Das sechste Jahrtausend im 21. Jahrhundert
Tischri, Cheschwan, Kislev, Schwat und Nissan. Was nach Science Fiction klingt, ist aramäisch und für einen Juden alltäglich. Genauso gebräuchlich ist es, den Kalender von der Schöpfung aus zu berechnen.
Glaubt man den Forschern, die die Schöpfung anhand der Tora berechnet haben, hat Gott die Schöpfungworte vor 5772 Jahre gesprochen, im Jahr 3760 v. Chr. nach gängiger Zeitrechnung. Dementsprechend befinden wir uns nach jüdischer Zeitrechnung im sechsten Jahrtausend. Wohingegen der gregorianische Kalender, der dem Sonnenjahr folgt, von Jesu Geburt aus die Zeit bemisst und etwas hinterherhinkt.
Das lunisolare Jahr
Im Gegensatz zum gregorianischen Kalender, der sich mit 365,24 Tagen nach dem Sonnenjahr orientiert, folgt der jüdische den Phasen des Mondes. Doch fehlen dem Mondjahr elf Tage im Vergleich zum Sonnejahr. Da jüdische Feiertage eng mit den Jahreszeiten zusammenhängen, wird in 19 Jahren sieben mal ein Schaltjahr eingeführt, um die fehlenden Tage auszugleichen. In diesen Jahren gibt es anstatt zwölf nun 13 Monate, damit alle Gedenktage zur richtigen Zeit und im richtigen Monat gefeiert werden können.
Die aramäischen Monate
Die jüdischen Monatsnamen haben ihren Ursprung im babylonischen Exil und sind in aramäischer Sprache. Jeder dieser Monate, die mit dem Neumond beginnen, hat 29 oder 30 Tage. In der biblischen Zeit hat das Jahr im Monat Nissan begonnen, da in dieser Zeit der Auszug aus Ägypten und somit die Befreiung aus der Sklaverei datiert wurde. Im gregorianischen Kalender liegt der Nissan im März und April. Doch heute beginnt das jüdische Jahr nicht mit dem Nissan im März, sondern mit dem Tischri im September/Oktober, weil in diesem Monat die Schöpfung stattgefunden hat. Ungefähr am ersten Neumond in dieser Zeit begehen die Juden mit ihrem Neujahrsfest, dem Rosch ha-Schana, ihr neues Jahr.
Jüdischer Jahreskreis
Der Tagesbeginn bei Sonnenuntergang
Nicht nur das Jahr beginnt anders, auch der Tag. Wenn die Sonne untergeht, beginnt im jüdischen Kalender ein neuer Tag. Ausgehend vom Sabbat am Samstag werden die Wochentage ohne spezifischen Namen durchnummeriert. Der Sabbat ist der siebte Tag der Schöpfung, an dem Gott selber ruhte – so auch die Juden heute.
Der Sabbat
Der Samstag ist der Sonntag der Juden. In der Thora ist festgelegt, dass an diesem Tag keine Arbeit verrichtet werden darf. Ab Freitagabend 18.00 Uhr dürfen Juden nicht mehr arbeiten, selbst der Lichtschalter darf nicht betätigt werden – dies regelt meist eine Zeitschaltuhr. Am Freitagabend wird der heilige Tag durch eine Reihe von Psalmen und Lieder begrüßt, in denen der Sabbat als Braut und Israel – damit ist das gesamte Volk der Juden gemeint – als Bräutigam bezeichnet wird.
Ein gedeckter Sabbat-Tisch. Ein Becher Wein, Sabbatlichter und zwei geflochtene Brote, die zugedeckt wurden.
Die häusliche Feier leitet die Frau, als Priesterin des Hauses. Es werden vor Sonnenuntergang ein Becher mit Wein bereitgestellt und zwei Sabbatlichter angezündet. Dazu gibt es zwei geflochtene Brote, die mit einem Tuch zugedeckt werden. Während die vorgeschriebenen Gebete unter der Woche zu Hause verrichtet werden, geht man am Sabbat zum Gottesdienst feiern und beten in die Synagoge. Zum Abschluss des Sabbats wird sowohl in der Synagoge als auch zu Hause die Zeremonie der Hawdala (Unterscheidung) gefeiert, um die Trennung des Feiertages zum Alltäglichen zu kennzeichnen. Während dieser Zeremonie wird eine geflochtene Kerze angezündet und es werden Segenssprüche gesprochen.
Jüdische Feiertage
Viele jüdische Feiertage werden an zwei Tagen gefeiert. Der zweite Tag wird auch der "zweite Feiertag der Diaspora" genannt. Als es noch keinen festen Kalender gab, musste der Neumond, der den neuen Monat markiert, durch zwei Zeugen in Jerusalem bestätigt werden. Daraufhin wurden die jüdischen Gemeinden außerhalb von Jerusalem durch Boten oder Feuerzeichen informiert, je nach Lage dauerte dies länger. Um die großen Festtage wirklich am richtigen Tag zu feiern, verlängerten die Gemeinden die wichtigsten Feiertage.