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BR-Magazin-Tipp: Kultur "Völlig gewaltfreies Liebkosen"

Widerlich schöner Klassiker: Patricia Highsmiths Erzählung über ihre Lieblingstiere – die Schnecken

Stand: 22.05.2015

Eine schleimige Angelegenheit – und trotzdem irgendwie romantisch: Das ist Schnecken-Sex | Bild: mauritius-images/Werner Layer

Peter Knoppert züchtet Schnecken. Die schleimigen Tiere üben auf den merkwürdigen Mr. Knoppert eine ungeahnte Faszination aus: Als er eher zufällig zwei Schnecken beim Liebesspiel zuschaut, empfindet er plötzlich eine schicksalhafte Zuneigung für diese Lebewesen, die er mit Patricia Highsmith, der Autorin dieser Geschichte, teilt.

Im Laufe ihrer Schriftstellerkarriere hat sich die talentierte Miss Highsmith mehrmals über ihre Schneckenmanie geäußert. Wie der Protagonist ihrer Erzählung war sie vor allem von dem Paarungsverhalten zweier lebender Organismen beeindruckt, das sich über vierzehn Stunden hinziehen kann. Die Meisterin des subtilen Terrors und der unheimlichen Hochspannung fand es als "entspannend" ihnen dabei zuzusehen, weil ihre Kopulation "etwas Ästhetisches hat, ein völlig gewaltfreies Liebkosen". Sie nahm sogar ihre Schnecken gerne mit auf Reisen. In den 1960er Jahren hielt sie 300 Schnecken als Haustiere. "Man kann unmöglich entscheiden, welches das Männchen und welches das Weibchen ist, weil sie in ihrem Verhalten und Aussehen völlig gleich sind", sagte die raffinierte Schriftstellerin. ´

Ihre Erzählung "Der Schneckenforscher" war jedoch nicht sehr beliebt. "Meine von mir heiß und innig geliebte Schneckenstory ist so abscheulich, wie mir meine Agentin mitteilte, dass man sie keinem Redakteur zeigen kann," schrieb sie im Juni 1948. Evelyn Hamann liest die Meistererzählung, die heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört.


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