Eberhard Schellenberger Die Stimme Mainfrankens sagt Ade
Nach über 40 Jahren verabschiedet sich Eberhard Schellenberger in den Ruhestand. Als "Stimme Mainfrankens" kannten und schätzten ihn die Hörerinnen und Hörer von BAYERN 1 und BR Heimat. Als Studioleiter hat er in den vergangenen Jahren den Wandel der Regionalstudios voran getrieben: vom Hörfunk- und Fernsehstudio zum multimedialen Dienstleister für alle Formate des Bayerischen Rundfunks.
Seine journalistische Laufbahn beginnt der gebürtige Zeiler (Landkreis Haßberge) beim lokalen Haßfurter Tagblatt – doch noch während seiner Zeitungsjahre produziert er 1978 die erste Reportage für den Bayerischen Rundfunk: Das Thema ist ein Manöver der US-Armee an der innerdeutschen Grenze. Der Beginn einer bis heute andauernden Leidenschaft für das Radio. 1980 wechselt Eberhard Schellenberger vollständig ins Regionalstudio nach Würzburg – überzeugt hat ihn dabei der spätere Hörfunkdirektor Martin Wagner, damals einer der Würzburger Redakteure. 1996 übernimmt Schellenberger die Studioleitung von Siegfried Müller, jetzt geht er am 30. September als dienstältester Regional-Studioleiter in den Ruhestand.
Deutsche Teilung als journalistisches Lebensthema
Begeistern kann er sich für beinahe alle Themen – doch wenn es so etwas wie ein journalistisches Lebensthema gibt, dann ist es die Überwindung der deutsch-deutschen Teilung, die vor 30 Jahren in die Wiedervereinigung mündet. Regelmäßig ist er privat wie beruflich im "anderen" Deutschland – und gerät dabei auch ins Visier der Stasi: knapp 400 Seiten akribische Aufzeichnungen über den mainfränkischen Reporter ("Deckname Antenne") fertigt die Staatssicherheit an. Seine Reisen in die DDR, beispielsweise im Rahmen der Städtepartnerschaft Würzburg-Suhl, wird beinahe lückenlos dokumentiert.
Immer nah am Hörer und in kritischer Liebe zur Heimat
Neben der Weltgeschichte sind es aber und vor allem auch die kleinen Geschichten in Mainfranken, die Eberhard Schellenberger am Herzen liegen. Geschichten auch aus den kleinsten Orten von Alzenau am Bayerischen Untermain bis Zeitlofs in der Rhön – über Jahre wird auf einer Unterfrankenkarte akribisch mit Pin-Nadeln dokumentiert, wo die Reporterinnen und Reporter des BR schon waren – und wo sie dringend mal wieder hin müssen, um "in kritischer Liebe zur Heimat" zu berichten. Die kritische Liebe zur Heimat galt Eberhard Schellenberger als zentraler, journalistischer Grundsatz und schmückt als Titel auch ein zum 30-jährigen Studiojubiläum erschienenes Buch.
"Mit Eberhard Schellenberger geht einer der Großen im BR. Fest verankert in seiner Region, als Studioleiter und Kollege ein Vorbild an Integrität und Zugewandtheit. Ein Radiomann allererster Güte, der in den neuen Medien keine Bedrohung sah, sondern einen weiteren Weg, um unseren Informationsauftrag zu erfüllen. Er war und bleibt ein Kulturbotschafter Mainfrankens, aber auch des BR. Der Bayerische Rundfunk hat zu danken. Ich habe zu danken, ganz persönlich."
Thomas Hinrichs, Informationsdirektor des Bayerischen Rundfunks
Das Studio Mainfranken auf Tour
Und einmal im Jahr ist das ganze Studio aufgebrochen: zur Mainfrankentour im Frühsommer. Immer mittwochs um die Mittagszeit wurde live gesendet – aus Krankenhäusern und Schulen, von Marktplätzen und Mainländen.
Nah dran an den Hörern – egal ob bei der Mainfrankenmesse, dem Tag der Franken oder dem Kinderfest der Stadt Würzburg. Vor allem Letzteres war und ist eine echte Herzensangelegenheit – 2012 zeichnet die Stadt Würzburg sein Engagement mit dem Tanzenden Schäfer der Stadt aus. Und der Schäfer bleibt nicht die einzige, große Würdigung für Eberhard Schellenberger – seit 2018 ist er ein "Gewürfelter", also ein Träger des Frankenwürfels, der jährlich von den fränkischen Bezirken verliehen wird. Mit ihm ausgezeichnet werden "Persönlichkeiten, in denen das Prägende des fränkischen Charakters - das Wendige, das Witzige und das Widersprüchliche - besonders deutlich zum Ausdruck kommt."
"Der große Zuspruch wundert mich überhaupt nicht. Eberhard Schellenberger ist eine Institution. In ganz Franken gibt es keinen zweiten Journalisten, der so nah dran ist an den Menschen und ihrem Lebensgefühl. Ob bei den Großen oder Kleinen – immer auf Augenhöhe. Das Ergebnis ist die große Dankbarkeit, die ihm jetzt entgegenschlägt."
Tassilo Forchheimer, Leitung Studio Franken
Facebook, Insta & Co.
Neben dem Hörfunk sind es vor allem digitale Formate, in denen Eberhard Schellenberger unterwegs ist: auf Facebook, Instagram und Twitter hat er mehrere Tausend Follower.
Zu seinem Abschied beim BR erreichen ihn zahlreiche gute Wünsche für die Zukunft. Die private Leidenschaft für digitale Ausspielwege geht Hand in Hand mit der beruflichen Aufgabe, das Regionalstudio Mainfranken in die digitale Zukunft zu führen. Dabei leistet er innerhalb des BR echte Pionierarbeit für die Region. Im Blick hat er dabei immer beides: das Wohl des Bayerischen Rundfunks und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die er stets mit viel Offenheit und Verständnis geführt hat.
"Alles Gute, lieber Eberhard! Hab heute auf der Rückfahrt von der Rhön deine letzte Sendung gehört, da denkt man schon mit Wehmut an viele Jahre, die ruckzuck vergangen sind!"
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