Sender Ismaning Von Amerika ins Erdinger Moos
Der BR-Senderstandort Ismaning bei München gehört zu den ältesten der Geschichte des Hörfunks in Deutschland. Die Vorläufer-Türme des heutigen Sendemasts wurden am 3. Dezember 1932 mit einem Festakt in Betrieb genommen. Ihre Reise begann weit vom Erdinger Moos entfernt in Amerika.
In der Radiozeitung aus dem Jahr 1932 ist vermerkt: "Es ist nun so weit, daß Bayern seinen Großsender zur ständigen Programmsendung in Betrieb nehmen kann. Mit einer schlichten Feier im Festsaal des vormaligen Verkehrsministeriums wird der Großsender München als eröffnet erklärt. (…) Nach der Feier werden die geladenen Gäste zu einer Besichtigung des Großsenders bei Ismaning mit Postkraftwagen an die Großsendeanlage im Erdinger Moos befördert."
Flächendeckende Rundfunkversorgung
Radiozeitung vom 20. Juni 1932
Seit 1924 sendete die Deutsche Stunde in Bayern ihr Radioprogramm aus München. Um eine flächendeckende Rundfunkversorgung zu ermöglichen, waren Nebensender nötig. 1924 nahm der Nebensender Nürnberg den Betrieb auf, ab 1926 stand ein Sender in Stadelheim zur Verfügung und ab 1927 in Augsburg. Im Frühjahr 1931 begannen die Bauarbeiten in Ismaning. Der Standort wurde gewählt, weil der feuchte Boden des Erdinger Mooses sehr gut für die Ausbreitung der Mittelwelle geeignet war.
Die Firma Kübler hatte die beiden, je 115 Meter hohen Holztürme 1932 im Auftrag der Reichspost auf dem Sendergelände erbaut. Die Antenne war an den Türmen aus dem besonders witterungsbeständigen amerikanischen Holz der Pechkiefer angebracht. Riesige Holzstämme wurden zu Flößen zusammengebunden und über den Atlantik nach Rotterdam gezogen. Von dort ging es über die Schiene zu ihrem Bestimmungsort ins Erdinger Moos. 1934 wurde einer der Türme zur Verbesserung der Sendeleistung auf 156 Meter erhöht. Den zweiten Turm errichtete man in Nürnberg.
Bewegte Geschichte des Senders
Während des Dritten Reiches wurden über den Großsender – wie über alle deutschen Sender – die Propagandasendungen der Nationalsozialisten ausgestrahlt. Kurz vor Kriegsende, am 27. April 1945, besetzte die Freiheitsaktion Bayern den Sender und rief die Bevölkerung zur Kapitulation auf. Bereits einen Tag später wurde der Sender von der SS zurückerobert.
Am 30. April 1945 übernahmen amerikanische Soldaten die Anlage und die Sendungen auf Mittelwelle waren bereits am 12. Mai 1945 wieder zu hören. Die Ansage lautete "Hier ist Radio München, ein Sender der Militärregierung. Sie hören Nachrichten."
Am 15. März 1983 musste das Wahrzeichen der Senderanlage aus Sicherheitsgründen gesprengt werden. Eine Renovierung des seit 1969 nicht mehr genutzten Turmes kam aus Kostengründen nicht in Frage. Im Pressedienst des Bayerischen Rundfunks hieß es dazu: "Bewunderer und Liebhaber dieser einmaligen Holzkonstruktion sahen dem Tag der Sprengung mit Wehmut entgegen, denn mit diesem Tag gingen ein Kapitel Rundfunkgeschichte und ein Kapitel holzbautechnischer Ingenieurleistung unwiederbringlich zu Ende."