Franz Stadelmayer Der aufrechte Jurist
Als Franz Stadelmayer 1956 zum Intendanten des Bayerischen Rundfunks gewählt wurde, konnte der Jurist bereits auf sieben Jahre Rundfunkerfahrung zurückblicken, die er als Mitglied des Verwaltungsrates erworben hatte. Seine vierjährige Amtszeit war geprägt von intensiven rundfunkpolitischen Diskussionen, wobei er stets die Bewahrung der Unabhängigkeit und Freiheit des Rundfunks als zentrale Aufgabe betrachtete.
Kindheit, Jugend und Studium
Franz Stadelmayer wurde am 12. Januar 1891 im mittelfränkischen Scheinfeld geboren. Nach dem Abitur in Bamberg studierte Stadelmayer Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Königsberg, Berlin und München. Während des Ersten Weltkrieges war er von 1916 bis 1918 in der deutschen Zivilverwaltung in Belgien tätig. Nach dem Krieg absolvierte er im Frühjahr 1919 die Prüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst.
Zwischen den Weltkriegen
Als Rechtsrat der Stadt Würzburg sammelte Franz Stadelmayer Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der kommunalen Verwaltung. Nachdem Würzburg im April 1933 mit Theo Memmel einen nationalsozialistischen Oberbürgermeister bekam, traf Franz Stadelmayer auf Wunsch der demokratischen Parteien hin den Entschluss, sich zum zweiten Bürgermeister wählen zu lassen. Ein Jahr später musste er auf Veranlassung der Nationalsozialisten bereits wieder aus diesem Amt ausscheiden. In der darauffolgenden Zeit promovierte Stadelmayer und war als freier Schriftsteller in Fachzeitschriften tätig.
Vom Verlag zum Bürgermeister: Stadelmayer in München
Franz Stadelmayer (links) mit dem Oberbürgermeister von München Thomas Wimmer, bei der Lizenzierungsfeier des BR am 25.1.1949
1936 zog Franz Stadelmayer erneut nach München und arbeitete hier im Verlagswesen. Ab dem 1. Mai 1945 wurde er von den Amerikanern zum geschäftsführenden Leiter der Münchner Stadtverwaltung bestellt. Unter dem Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagl übernahm er bis zum 1. Dezember 1945 das Amt des 2. Bürgermeisters.
Von Scharnagl bekam Stadelmayer "die Betreuung der gesamten von der Stadtverwaltung zu leistenden kulturellen Arbeit" übertragen. 1946 wurde Stadelmayer bei den Münchner Gerichten als Rechtsanwalt zugelassen und eröffnete eine Anwaltskanzlei.
Rückkehr nach Würzburg
Doch schon kurze Zeit später sollte Franz Stadelmayer erneut nach Würzburg zurückkehren. Nach der Amtsenthebung von Karl Grünewald wurde Stadelmayer vom Würzburger Stadtrat zum Oberbürgermeister gewählt, sein Amtsantritt erfolgte am 1. Juli 1949. Als Oberbürgermeister wurde er zur Schlüsselfigur des Wiederaufbaus der stark kriegsbeschädigten Stadt, wobei er sich dabei ebenfalls mit der kulturellen Seite des Wiederaufbaus befasste.
Vom Verwaltungsrat zum Intendanten
"Ich darf noch einmal eines hervorheben: unser unverrückbares Ziel ist die Arbeit für die großen Ideen der Freiheit und Gerechtigkeit, die Wahrung und Verteidigung unserer demokratischen Ordnung, das Bemühen um die Pflege menschenfreundlichen Wesens und echter Toleranz. All diese Arbeit soll im Geiste ehrlicher Sachlichkeit und strenger Objektivität erfolgen."
Franz Stadelmayer, 1959
Walter von Cube (links), Chefredakteur Hörfunk, und Franz Stadelmayer nach dessen Wahl zum Intendanten des Bayerischen Rundfunks, 4.6.1956
Als der Rundfunkrat Franz Stadelmayer am 4. Juni 1956 mit 21 von 31 Stimmen zum neuen Intendanten wählte, konnte er bereits auf sieben Jahre Rundfunkerfahrung als Verwaltungsrat zurückblicken.
Leitlinien und Meilensteine der Amtszeit
Für seine Amtszeit verzichtete Franz Stadelmayer darauf, ein Programm aufzustellen. Nichtsdestotrotz stellte die Bewahrung der Unabhängigkeit des Rundfunks für Stadelmayer eine zentrale Aufgabe und Leitlinie dar. Diese Unabhängigkeit des Rundfunks sah er als "ein wesentliches und kostbares Stück der demokratischen Ordnung". Wichtig war ihm daneben, dass der Bayerischen Rundfunk in seinen Programmen allen bayerischen Regionen in der Vielfalt ihrer Traditionen gerecht wird.
Franz Stadelmayer trat sein Amt als Indendant zu einer Zeit an, in der von einer "Krise des Rundfunks" gesprochen wurde. Insgesamt fielen seine Amtsjahre in Zeiten intensiver rundfunkpolitischer Diskussionen, wie unter anderem Auseinandersetzungen über die Gestaltung und Inhalte eines Bundesrundfunkgesetzes. In Bayern selbst kam es in dieser Zeit zu einer Neufassung des Bayerischen Rundfunkgesetzes. Neben der Aufrechterhaltung der föderalistischen Struktur maß Stadelmayer auch hier der Wahrung von Unabhängigkeit und Freiheit des Rundfunks einen zentralen Stellenwert bei.
Intendant Franz Stadelmayer bei einem Treffen von Mitarbeitern aus der Technik, ganz rechts der Technische Direktor Ferdinand Maria Daser, ~ 1959
Sowohl im Programmbereich als auch hinsichtlich der Ausstattung des Rundfunks erfolgten während der Amtszeit von Franz Stadelmayer wichtige Entwicklungen und Neuerungen. Es gelang, Rafael Kubelik als Chefdirigenten für Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks zu engagieren und 1958 konnte das zweite Hörfunkprogramm zum selbstständigen Vollprogramm ausgebaut werden.
Im gleichen Jahr wurde nach dreijähriger Planung mit der Errichtung des Studiobaus begonnen, dessen Inbetriebnahme 1963 erfolgte.
1958 übernahm Stadelmayer das Amt des ARD-Vorsitzenden. Im Laufe dieses einjährigen Vorsitzes gelang es, den Finanzausgleich zwischen den Rundfunkanstalten zu regeln sowie die Einigung auf die Berufung eines Fernsehkoordinators, der 1959 vom Bayerischen Rundfunk gestellt werden sollte.
Intendantenwahl 1960: Rücktritt von einer erneuten Kandidatur
Als das Ende der vierjährigen Amtszeit Stadelmayers absehbar war, beabsichtigte dieser, abermals für das Amt des Intendanten zu kandidieren. Er hob dabei hervor, dass er "[seine] Bereitschaft nicht als Vertreter einer politischen oder sonstigen Gruppe, sondern als freier, unabhängiger Mann" erklärt habe. Im Juni zog er diese Kandidatur allerdings zurück, da ihm die Wahl, "in ein parteipolitisches Fahrwasser" geraten war und er so eine sachliche Entscheidung bei der Wahl des Intendanten als nicht mehr gewährleistet ansah.
Nach dieser Entscheidung trat Stadelmayer in den Ruhestand und lebte bis zu seinem Tod am 19. Mai 1971 in München.