Nachruf auf Sepp Eibl Ein Leben für die Volksmusik
Anstatt ausschweifende Fragen zu stellen, griff er lieber zur Gitarre und spielte mit. Es wurde zu einem seiner Markenzeichen, das Sepp Eibl in vielen seiner über 300 Fernsehdokumentationen im BR Fernsehen immer wieder gerne anwendete. Kein Wunder, denn Sepp Eibl war vor allem eines: ein Vollblut-Musiker. Am 10. August 2023 ist er im Alter von 89 Jahren in Kreuth am Tegernsee verstorben.
Seit 1969 kündigt die Zither mit der Melodie "Über d'Alma“ den Beginn der Sendung "Unter unserem Himmel“ an. Sepp Eibl war von Anfang an mit dabei.
In den folgenden 30 Jahren widmete er sich in seinen Dokumentationen vorwiegend seinem eigenen Herzensthema: der Volksmusik. Dennoch waren seine Filme nie reine Musikfilme. Auch Bräuche, Handwerk und Alltagsleben fanden ihren Platz. Dafür erkundete er seine Heimatstadt München ausgiebig, reiste aber auch in alle Ecken Bayerns und darüber hinaus, zum Beispiel bis ins sächsische Markneukirchen oder nach Südtirol. Im dortigen Sarntal wurde für einen seiner Filme im Jahre 1974 sogar kurzerhand ein Haflinger mit Kamera-Equipment beladen, da keine Straße zu den Bauernfamilien in den entlegenen Bergdörfern hinaufführte.
Spürbare Liebe zur Volksmusik
Mit Sohn Robert Eibl (links) und BR-Moderatorin Evi Strehl (rechts) bei der freitäglichen "Servus!"-Sendung vom 18.10.2019
Sepp Eibl zog es zu den Musikanten, die ihre Musik uneitel und unverfälscht in den eigenen Wohnstuben spielten und altes Liedgut von Generation zu Generation weitergaben. Sein Interesse erstreckte sich dabei nicht nur auf die alpenländische Volksmusik. Er besuchte zum Beispiel auch Gastarbeiter in München, die damals nach Deutschland kamen und zeichnete ihre Musik auf.
Viele Filme von Sepp Eibl wurden längst zu "Klassikern". Unvergessen bleiben seine schnörkellose, fast karge Frageweise, sein Sinn für Ehrlichkeit und Werktreue, sowie seine stets spürbare Liebe für die Volksmusik - abseits von Kitsch und Folklore. "Ich habe immer seine Lebensleistung bewundert", sagt BR-Moderatorin und Heimatpflegerin Evi Strehl. "Er hat sich nie verbogen für - in seinen Augen - faule Kompromisse."
Musiker, Maler, Zeichner, Filmemacher
Der gelernte Maler, Zeichner und Absolvent des Salzburger Mozarteums - er erhielt dort unter anderem Unterricht bei Andrés Segovia - vernachlässigte dabei über die Jahre des Filmemachens nie seine eigene Musik: Sepp Eibl spielte zahlreiche beliebte Konzerte, unter anderem im Ludwig-Thoma-Haus auf der Tuften.
Zudem stand er in enger Verbindung zum Haus Wittelsbach und veranstaltete zum Beispiel Geburtstags-Volksmusikabende für Herzog Albrecht von Bayern.
1979 gründete er den "Verein zur Pflege der Bayerischen Volksmusik“, dessen Vorsitz bereits Sohn Robert Eibl übernommen hat. Ebenso 1979 eröffnete er seine "Volksmusikschule Sepp Eibl“, wo er zusammen mit Freunden als Lehrer für Volksmusik arbeitete.
Eibl lebte in einem Forsthaus bei Kreuth, nicht leicht zu finden und mitunter auch nicht leicht zu bewohnen - vor allem, wenn im Winter der Hang kaum zu ersteigen war. Er wohnte dort abgeschieden, war aber über alles wohl informiert und sehr belesen und musizierte dort noch bis zu seinem Tod auf seiner Gitarre. Als Musiker, Filmautor, Lehrer, Kenner und Bewahrer: Die Volksmusik war sein Leben - bis zuletzt. Am 10.08.2023 ist Sepp Eibl in Kreuth im Alter von 89 Jahren verstorben.
Wer seine Anteilnahme ausdrücken möchte, der wird von der Familie Sepp Eibls im Sinne des Verstorbenen gebeten statt Blumen eine Spende an "Verein zur Pflege der Bayr. Volksmusik e. V." zu senden.
Zum Tod von Sepp Eibl ist der Film von Gerald Groß "Über d’Alma – Sepp Eibl zum 70. Geburtstag" noch bis 28.08.2023 in der ARD-Mediathek zu sehen.
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