Jubiläumssendung zu 40 Jahre Monaco Franze Caro Matzko und der ewige Stenz
In dem Jubiläumsfilm "Und ewig lockt der Stenz" von Regisseur Thomas Schwendemann fühlt Caro Matzko dem Phänomen des Monaco Franze auf den Zahn. Sie besucht Drehorte, spricht mit Weggefährten und Schauspielkolleginnen und sucht Antworten - liebevoll, ein bisschen kritisch, vor allem aber augenzwinkernd. Auch wir wollten ein paar Antworten, allerdings von ihr.
Haben Sie lange überlegen müssen, als Sie angefragt wurden, als Moderatorin der Jubiläumssendung in die Welt des ewigen Münchner Stenz mit seinem Spatzl einzutauchen?
Ich habe sofort zugesagt und erst dann gemerkt, dass es zu massiven Terminkollisionen kommen würde. Aber wo ein Wille ist, ist immer ein Drehtag drin. Und wenn es nur ein halber ist. Wer würde nicht alles andere absagen, wenn man ein Date mit dem Tierpark Toni haben kann?
Was verbinden Sie persönlich mit der Serie des Monaco Franze?
Monaco Franze – und auch die anderen Werke von Helmut Dietl - haben München zum Leuchten gebracht und zu meinem Sehnsuchtsort gemacht. Schon als ich klein war, wusste ich: Da will ich mal wohnen. Heute weiß ich, dass das von Helmut Dietl skizzierte München eine wunderbare Märchenerzählung ist, aber manchmal, wenn die Isar flimmert, der Wind ein paar Takte Jazz von der Waldwirtschaft herüberweht oder wenn ich bei einem Achtel Wein das Schaulaufen vor dem Schumanns beobachte, dann wird München wieder zu Monaco, das damals bunt und divers war, noch bevor man diese Labels erfinden musste.
Gab es vielleicht während der Dreharbeiten etwas, dass Sie noch nicht über die Produktion, Schauspieler oder die Drehorte gewusst haben?
Ja - zum Beispiel, dass Helmut Dietl ein Freund der Nacht war und so viel Szenen wie möglich in den Abendstunden hat spielen lassen. Denn die Freiheit der Nacht war die Spielwiese für Monaco. Dann geht der Stenz auf die Jagd.
Was hat das bei Ihnen ausgelöst, sich derart intensiv mit dieser Kultserie, ihren Drehorten, ihrer Aura, zum Teil auch noch in Gesprächen mit ihren Darstellern und Wegbegleitern von Helmut Fischer zu beschäftigen?
Ich habe noch viel über die Frauenrollen nachgedacht, die gezeigt werden und über die Tragik, die immer bei guter Satire mitschwingt. Die Elli, die immer für ein Riesen-Geschiss sorgt, ist im Grunde eine tragische Figur, die das Drama braucht, um sich selbst zu spüren und sich mit ihrer Fixierung auf Monaco ihr emotionales Grab schaufelt. Oder die Jacqueline, die unwiderstehliche Teenagerschwangerschaft, die einen Versorger sucht und Monacos Midlife-Crisis ausnutzen möchte. Oder Spatzl - Frau von Soettingen, die sich an Antiquitäten festhält und alten Freunden und das einzige, was sie nicht kontrollieren kann, ist ihr Monaco. Der sie einfach dauernd anschwindelt, der Schlawiner. Weil er es braucht.
Ist es wirklich so einfach, dass der Mann immer der Casanova ist und die Frau seine leichte Beute? Ich glaube nicht. Beim Flirt, beim Dating und auch bei der großen Liebe haben immer beide Eigeninteressen und einen Fahrplan. Alle brauchen immer irgendwas. Sauanstrengend eigentlich. Aber sonst wär's auch urfad, das Leben.
In der Jubiläumssendung sprechen Sie ja aus der Sicht einer modernen Frau über die Figur des Monaco Franze. Ihr Fazit?
Was macht mich denn zur modernen Frau? Dass ich die Errungenschaften der Frauenbewegung genießen darf und der Freiheit in einer westlichen Demokratie? Ich bin einfach wahnsinnig dankbar, dass ich wählen darf und arbeiten ohne meinen Mann um Erlaubnis zu bitten. Dass ich dadurch unabhängig bin und dass ich mir den Luxus einer gleichberechtigten und romantischen Liebesbeziehung gönnen darf.
Worum ich Monaco und seine Generation beneide, ist die Club- und Partylandschaft, die rauschenden Bälle und boomenden Ristorantes, die schillernde Halbwelt und die Freaks darin. Heute ist alles so teflonbeschichtet und stromlinienförmig geworden. Früher war mehr Lametta - und Neurose. Mehr Leben und leben lassen.
Die Serie ist natürlich überzeichnet. Trotzdem, denken Sie, die Serie mit ihren Rollenklischees und Franz Münchinger als Hallodri, wenn auch sehr charmant, würde auch noch in der heutigen Zeit einen derartigen Kult, diese nahezu Verehrung auslösen?
So etwas wie Monaco Franze kann man heute nicht mehr herstellen. Die Gesellschaft ist eine komplett andere. Wir (ver)urteilen viel zu schnell, wir sind humorloser und weniger barock unterwegs. Wir sind knausriger – in vielerlei Hinsicht. Wir haben viel zu viel Angst - vor dem was der andere denkt, was morgen kommt und was wir dürfen bzw uns erlauben. Wir sind angeblich irre liberal, aber im Kern viel verklemmter als die Generation Dietl. Und wir haben weniger Hüftschwung und Eleganz.
Was hat Ihnen bei den Dreharbeiten am meisten Spaß gemacht?
Wolfgang Fierek die Hand zu halten, als er im Interview weinen musste. Und mit dem weißen Alfa Spider Cabrio meines Regisseurs durch Schwabing zu prollkeulen und zwei jungen Italienern an der Ampel zu zuzwinkern.
Vorab-Ausstrahlung in ARD Mediathek
"Und ewig lockt der Stenz – 40 Jahre Monaco Franze" von Regisseur Thomas Schwendemann können Sie bis 19. Oktober 2023 in der ARD Mediathek sehen.