Dieter-Wieland-Preis Abendschau und radioFeature ausgezeichnet
Ein Nonnenkloster, das ein abgerocktes Wirtshaus rettet. Eine Wildblumen-Wiese, die zu sprechen beginnt. Der Landesverein für Heimatpflege hat die BR-JournalistIn Rosemarie Füglein und Hans Hinterberger prämiert. Beide haben mit den Redaktionen der Abendschau und radioFeature jeweils den Blues gefunden. Mit ausgezeichneten Ergebnissen.
Das Ohrlöffelleimkraut hat den Blues. Wie auch die anderen Pflanzen auf dem Astheimer Dürringswasen, einem Naturschutzgebiet bei Volkach (Unterfranken). "Wildblumenblues - Siedlungswahn und Artenschwund im ländlichen Raum" ist der Titel des radioFeatures von Rosemarie Füglein. Es geht um ein geplantes Bauprojekt bei Volkach, das dieses Naturschutzgebiet bedroht und um Aktivistinnen und Aktivisten, die versuchen, das Projekt zu verhindern. Auf dem geschützten Sandmagerrasen wachsen seltene Blumen, denen im radioFeature die Lyrikerin Nora Gomringer ihre Stimme leiht.
Die freie Journalistin Rosemarie Füglein wohnt in Unterfranken und recherchiert seit Jahren zu Flächenverbrauch und immer neu ausgewiesenen Baugrundstücken, während in Dorfkernen Häuser verfallen. Sie wird für eine Reihe von Print-Artikeln und "insbesondere" für Ihr Bayern 2-radioFeature mit einem Förderpreis des Dieter-Wieland-Preis ausgezeichnet.
In ihrer Laudatio hebt Katja Auer (Süddeutsche Zeitung) hervor, dass die Autorin Widerständen und Anfeindungen trotzt, nicht locker lässt und beharrlich bei Lokalpolitikern nachhakt, um an Informationen zu kommen. "Fundierte Recherche und sprechende Pflanzen - die Produktion 'Wildblumenblues' verbindet beides spielerisch und zeigt so exemplarisch die Formenvielfalt des Genre Feature", sagt Johannes Berthoud vom BR StoryTeam und Redakteur des radioFeature.
Unverwüstliche Klosterschwestern und Wirtshausretter
Den Blues haben auch Franz Linner und Schwester Roswita. Der Schlüssel in der Hand der Franziskanerin und des Geschäftsführers des Ordens öffnet die Tür in ein schwarzes Loch. Abgerissene Vorhänge, kaputter Holzboden, abgebröckelter Putz. Das Braustüberl im alten Kloster Au am Inn war einst eins der schönsten Wirtshäuser der Region. Betonung auf "war". "Das kann man laut sagen, dass das furchtbar ausschaut!", sagt die Oberin Schwester Roswitha in der Ruine. Doch Tränen werden hier nicht vergossen, nur Schweißtropfen. Der Orden will das Wirtshaus und das Klosterbräu wieder zum Leben erwecken. BR-Journalist Hans Hinterberger hat für die Abendschau die Schwestern begleitet und daraus mit Ralf Fischer (Redaktion) die Serie "Die Wirtshausretter" konzipiert.
Und dabei ist Hans Hinterberger ihnen sehr nahegekommen, wie Laudator Uli Karg von der Landshuter Zeitung hervorhebt. Beim Bier-Tasting, Trachten-Shopping, bis hin zu den authentischen "Handwerker-Seufzern", wenn der Denkmalschutz die Ansprüche (und Kosten) hochschraubt. Dafür gewinnt Hans Hinterberger ebenfalls den Förderpreis des Dieter-Wieland-Preis, verliehen vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.
Sich 14 Folgen lang auf dieselbe Protagonisten und Orte einzulassen, ist ein Wagnis für ein aktuelles Magazin wie die Abendschau, das mit Tempo und Taktzahl am Vorabend bestehen muss. Doch über die Region hinaus haben die unverwüstlichen Franziskanerinnen Fans gewonnen. "Hans Hinterberger schafft die seltene Kunst, seine Filme mit Ironie und authentischem Humor zu versehen. Für uns ist es eine Bereicherung, diese Farbe im Programm zu haben", sagt Abendschau-Formatleiter Martin Rabus.
Über den Preis
Der Dieter-Wieland-Preis des Landesvereins für Heimatpflege wird von der Rosner & Seidl-Stiftung unterstützt. Mit dem jährlich ausgeschriebenen Preis will der Landesverein Journalistinnen und Journalisten würdigen, die die Themenfelder der Heimatpflege ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.